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»55 Fragen an die Seele«: Alltagstaugliche Antworten auf psychologische Fragen

Tanja Michael und Corinna Hartmann verstehen ihr Buch als SOS-Helfer für die Seele. Dieser ist informativ und bietet eine Menge konkreter Tipps für mehr Resilienz.
Das Selbst als Fragezeichen

Wer sein Innerstes versteht, ist besser in der Lage, psychische Herausforderungen zu meistern. Dieser Überzeugung folgen die Psychologische Psychotherapeutin Tanja Michael und die Psychologin und Wissenschaftsjournalistin Corinna Hartmann in ihrem Buch. In 55 Kapiteln erklären sie nicht nur, was die Seele gesund oder krank macht, sondern auch, wie man seine Ressourcen bestmöglich nutzt, mit bestimmten Emotionen umgeht und das eigene Leben positiv(er) gestaltet.

Der Band gliedert sich in vier Abschnitte: Zunächst wird die »Anatomie der Seele« beleuchtet, es folgen eine »Gebrauchsanweisung« derselben sowie ein »Gefühlskompass«, bevor die Autorinnen schließlich »Die Formel für ein gutes Leben« entwickeln. Gleich zu Beginn erläutern Michael und Hartmann, warum sie sich für den Begriff »Seele« entschieden haben, wo doch in der wissenschaftlichen Literatur eher von »Psyche« die Rede ist: »weil es in diesem Buch nicht nur um Diagnosen, Definitionen, Daten und Neuronen geht, sondern um all das, was uns in unserem täglichen Leben bewegt«. Das bedeutet keineswegs, dass die beiden nur anekdotische Berichte aus der psychologischen und psychotherapeutischen Praxis liefern. Im Gegenteil lassen die Autorinnen wissenschaftliche Erkenntnisse sowie Standpunkte von Expertinnen und Experten immer wieder in den Text einfließen.

Ein SOS-Helfer mit konkreten Tipps

Konkrete Übungen und Tipps helfen dabei, das Gelesene anzuwenden. So bekommt das Buch den Charakter eines SOS-Helfers, wie Michael und Hartmann selbst schreiben. Die Autorinnen laden zur Metta-Meditation ein, vermitteln die Wechselatmung oder schlagen ein Feierabendritual vor. Sie erklären die Verwendungsweise einer Tageslichtlampe bei Winterblues sowie Ansätze aus der Psychotherapie wie die innere Teamsitzung oder die Konfrontation mit Ängsten im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie. Selbst negativ konnotierte Aspekte des (Seelen-)Lebens wie Wut, Angst und Einsamkeit werden so eingeordnet und beschrieben, dass man ihren Wert erkennen und besser mit ihnen umgehen kann.

Den Autorinnen ist ein spannendes und informatives Buch für alle gelungen, die alltagstaugliche Antworten auf psychologische Fragen suchen. Dass das Buch »55 Fragen an die Seele« verspricht, die Autorinnen diese aber nicht direkt an den »Protagonisten« Seele stellen, sondern eher über sie sprechen, ist eine kleine Unstimmigkeit. Michael und Hartmann schreiben aber so kundig, dass das nicht ins Gewicht fällt.

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