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Geschosse aus dem All

Impaktforscher stellen ihr Fachgebiet vor – verständlich, kompakt und gut erzählt.

Kometen sind kleine Himmelskörper, die aus der Frühzeit des Sonnensystems stammen und meist weit draußen ihre Bahnen ziehen. Asteroiden sind den Kometen verwandt, enthalten aber nicht so viele flüchtige Substanzen und kreisen in der Regel enger um die Sonne. Als Meteoroide bezeichnet man die kleinen Geschwister der Asteroiden, die weniger als 50 Meter messen. Zu Meteoren werden Meteoroide dann, wenn sie in die Erdatmosphäre eindringen und Leuchterscheinungen verursachen. Ein Meteorit schließlich ist ein Festkörper aus dem Kosmos, der die Atmosphäre durchquert und auf dem Boden aufschlägt.

Diese Begriffe, die immer wieder Schwierigkeiten bereiten, klären Christian Köberl und Alwin Schönberger relativ weit vorn in ihrem Buch. Der Professor für Impaktforschung und planetare Geologie an der Uni Wien und der Wissenschaftsjournalist beantworten viele Fragen rund um Asteroiden, Meteoriten und Krater: Woraus bestehen die Brocken aus dem All? Was geschieht, wenn sie einschlagen? Lassen sie sich abwehren? Und warum enthalten Meteoritenkrater oft wertvolle Rohstoffe?

Vergebliche Suche nach dem Himmelsstein

Den Autoren ist ein kurzweiliges, kompaktes Werk gelungen, das einen guten Überblick vermittelt. Eingangs umreißen sie die Geschichte der Meteoritenforschung von der Antike bis heute. Die meisten Leser dürfte erstaunen, wie jung die Erkenntnis ist, dass Meteoriten aus dem Kosmos stammen und auf der Erde Krater schlagen: Erst seit dem 19. Jahrhundert ist dies unter Wissenschaftlern allgemein akzeptiert. Am Beispiel des amerikanischen Unternehmers Daniel Barringer, der vor hundert Jahren im Barringer-Krater verbissen nach einem Meteoriten suchte, tragisch scheiterte und schließlich einer Herzattacke erlag, zeigen die Autoren, wie mühsam der Erkenntnisgewinn war und welchen Irrtümern die Forscher immer wieder aufsaßen.

Heute wissen Fachleute ziemlich genau, was sich beim Aufprall eines kosmischen Trumms abspielt. Köberl und Schönberger schildern das anhand von erdgeschichtlichen Ereignissen wie dem Ries-Impakt, der das Nördlinger Ries hervorbrachte, oder dem Chicxulub-Einschlag, der wohl maßgeblich zum Aussterben der Dinosaurier beitrug. Der Chicxulub-Meteorit war größer als der Mount Everest und krachte mit rund 140.000 Kilometer pro Stunde auf die Erde. Dabei entlud sich die Explosionsenergie vieler Millionen Atombomben und es entstand ein 40 Kilometer tiefes Loch, dessen Wände binnen Minuten einstürzten. Glühendes Gestein wurde zehntausende Kilometer weit geschleudert und setzte Wälder rund um den Globus in Brand; hunderte Meter hohe Tsunamis rollten gegen die Küsten. Und das war erst der Anfang der Katastrophe, denn nun setzten Entwicklungen ein, die das Klima drastisch veränderten und den Planeten für viele Jahre fast unbewohnbar machten.

Vorstoß in den Untergrund

In einem weiteren Abschnitt beschreiben die Autoren den Alltag von Meteoriten- und Kraterforschern aus eigener Erfahrung. Köberl und seine Mitarbeiter wirken an wissenschaftlichen Großprojekten mit, etwa an Forschungsbohrungen im Bosumtwi-Krater in Ghana. Der Geochemiker erzählt sehr lebendig, wie solche Untersuchungen ablaufen und welche Probleme dabei auftreten: unter anderem Wetterwidrigkeiten, strapaziöse Materialtransporte und abbrechende Bohrer. In dem Zusammenhang stellen die Autoren kurz den Werkzeugkasten der Impaktforscher vor, also das Spektrum der Untersuchungsmethoden von Fernerkundung über chemische Analysen und künstlich erzeugte seismische Wellen bis hin zu Computersimulationen.

Erörterungen zur Geschichte des Sonnensystems, zur wirtschaftlichen Bedeutung von Meteoritenkratern, zu möglichen Abwehrmaßnahmen gegenüber heranrasenden Asteroiden und einigen weiteren Themen runden das Buch gelungen ab. Heraus kommt ein interessanter Band, der seinen Lesern keine besonderen Vorkenntnisse abverlangt. Die wenigen Kritikpunkte betreffen unter anderem einen Abschnitt, in dem die Autoren darlegen, dass Meteoriteneinschläge das Untergrundgestein zermalmen, porös machen und dadurch ein Labyrinth winziger Hohlräume schaffen, in denen heißes Wasser zirkulieren kann – möglicherweise Nischen für unterirdische Lebensgemeinschaften. Köberl und Schönberger fragen hier, ob der Chicxulub-Brocken die Entstehung neuen Lebens ermöglichte und "den Auftakt für alle Wesen bildete, die heute die Erde bevölkern". So formuliert, lautet die Antwort natürlich Nein – ein seltsamer und völlig untypischer Lapsus der Autoren. Zudem ist der Band nur spärlich bebildert; zusätzliche Grafiken könnten an einigen Stellen, etwa wo es um Isotopenanalysen geht, die Verständlichkeit noch verbessern.

Das Buch eignet sich für alle Interessierten, die eine eingängige und fundierte Darstellung des Themas zu schätzen wissen.

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