»Alexander von Humboldt – der Entdecker«: Forscher, Vordenker und Umweltschützer
Die Natur als komplexes System begreifen. Die Folgen menschlichen Handelns für die Umwelt erkennen. Daraus die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit und Umweltschutz ableiten. Wer hat all das erfunden? Nein, nicht erst die in den 1960er Jahren entstandene Umweltbewegung. Vielmehr gilt bereits Alexander von Humboldt (1769–1859) als einer der maßgeblichen Ideengeber für die moderne Nachhaltigkeitsdebatte. Vor allem war Humboldt aber ein Pionier der Naturforschung. Seine Entdeckungen, Dokumentationen und Erkenntnisse leisteten wichtige Beiträge zu Geografie, Biologie, Meteorologie sowie zum Bergbau und inspirierten weltweit Generationen von Wissenschaftlern und Naturschützern.
Die spanische Kinderbuchautorin und -illustratorin Rocío Martínez widmet sich in ihrem Sachbilderbuch für Kinder ab acht Jahren den wichtigsten Reisen dieses unerschrockenen und außergewöhnlichen Forschers. Dabei ließen weder seine Herkunft aus dem preußischen Adel noch sein eher biederer Look auf Abenteuer und Draufgängertum schließen. Außergewöhnlich ist auch das Format des Buchs: Allein die sechs aufklappbaren Karten in übergroßem Hochformat machen schon neugierig auf den Inhalt. Inhaltlich bieten die auf DIN-A2-Format anwachsenden Seiten beeindruckende panoramaartige Überblicke über Humboldts Reiseziele und -routen. Durch ihre schiere Größe erlauben sie ein abwechslungsreiches Layout mit Illustrationen, Karten und Sachtexten – ohne dass dabei die Seiten überfrachtet würden. Jedem Kapitel sind informative Einleitungen zu den Reisen vorangestellt, zahlreiche farbige und realistische Karten geben Einblicke in geografische und landschaftliche Besonderheiten sowie Reiseverläufe.
Für Unterhaltung sorgen witzige Miniaturen, die Martínez hier und da locker einstreut. Mal entdecken wir, wie Humboldt vor einem Kaiman wegrennt. Mal sehen wir ihn am Schreibtisch Funde und Proben auswerten. Kleine Infokästen vertiefen interessante Teilaspekte, erklären Komplexes oder bieten Hintergrundwissen. Fiktive Tagebucheinträge des Entdeckers spiegeln seine Gefühlswelt wider und gewähren Einblicke in kleine Katastrophen (»Unsere Nahrungsvorräte werden nicht reichen […] Man hat mir gesagt, dass man hier auch geräucherte Ameisen isst!«) oder Zufälle mit großem Erkenntnisgewinn (»Nachdem ich gesehen habe, wie der Vesuv glühende Erdbrocken hervorstieß, glaube ich, dass auf diese Weise ganz unterschiedliche Gesteinsschichten entstanden sind«).
Universalgelehrter mit unermüdlichem Forscherdrang
Lesend, schauend und jederzeit gut informiert, begleiten wir von Humboldt so auf seinen sieben wichtigsten Reisen zwischen 1788 und 1829 – durch Europa, nach Russland und Südamerika. Unterwegs staunen wir über seine spektakulären bis gefährlichen Begegnungen mit der Natur und ihren Pflanzen, Tieren, Bewohnern. Mehr als beschwerlich geriet etwa sein Aufstieg auf den damals als höchster Berg der Welt geltenden Chimborazo in den Anden. Mit dabei: schwere wissenschaftliche Ausrüstung, jede Menge Bücher – und eine reale Gefahr für Leib und Leben durch den geringen Sauerstoffgehalt in großer Höhe. Und wie, bitteschön, kam der Nichtschwimmer von Humboldt auf die Idee, in einem Kanu mit übervoller Ladung den unberechenbaren Orinoco zu befahren? Als das Paddelboot auf dem Fluss kenterte, drohte er zu ertrinken. Im Amazonasgebiet verabreichte er sich zu Forschungszwecken ein Pfeilgift der indigenen Bevölkerung – und wäre daran beinahe gestorben. Aufgeben war für ihn nie eine Option, viel zu ausgeprägt war sein Forscherdrang, der den ruhelosen Universalgelehrten unermüdlich antrieb.
Neugierige und junge Forscher nehmen das imposante Sachbilderbuch am besten gezielt kapitel- oder länderweise zur Hand, um so die Bandbreite des Humboldt’schen Forschens nach und nach zu erleben. Dabei weht ihnen garantiert jedes Mal der Duft von Entdeckerlust um die Nase. Inspiration für eigene Abenteuerreisen ist hier durchaus erwünscht! Es muss ja nicht gleich Südamerika sein. Das kleine Abenteuer wartet schon hinter der nächsten Ecke. Man muss nur die Augen offen halten – ganz so, wie es Alexander von Humboldt zeitlebens getan hat.
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