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Buchkritik zu »Atlas der Messier-Objekte«

In der Amateurastronomie ist Ronald Stoyan schon lange kein Unbekannter mehr: Durch seine zahlreichen Veröffentlichungen, die plastischen Beschreibungen von Beobachtungen und die detailreichen Zeichnungen von Himmelsobjekten weckte er bei vielen Sternfreunden Interesse an der Deep-Sky-Beobachtung. Entsprechend hoch sind auch die Erwartungen an den von Stoyan geschriebenen "Atlas der Messier- Objekte".

Mit Stefan Binnewies holte er einen erfahrenen Astrophotographen mit ins Boot, der für das Buchprojekt zahlreiche schöne Himmelsaufnahmen beisteuerte. Das Ziel des Buches ist eine umfassende Darstellung des Lebenswerks von Charles Messier (1730 bis 1817). So verwundert es auch nicht, dass zuerst Messiers Lebensweg von einem an der Himmelsbeobachtung interessierten Sternfreund bis hin zum Hofastronomen des französischen Königshofs beschrieben wird. Der Schwerpunkt von Messiers Arbeiten lag bei der Beobachtung und Vermessung von Kometen. Dabei bemerkte er zahlreiche helle Himmelsobjekte.

Aufgrund der damals noch in den Kinderschuhen befindlichen Optikentwicklung ließ sich bei einer Beobachtung oftmals nicht genau verifizieren, ob es sich um einen Kometen oder um ein Deep-Sky-Objekt handelte. Erst durch wiederholte Beobachtungen konnten Kometen anhand ihrer Eigenbewegung identifiziert werden. Um Verwechslungen oder Doppelbeobachtungen zu vermeiden, legte Messier einen Katalog von Deep-Sky-Objekten an. Dieser immer wieder erweiterte Katalog enthält 110 Deep-Sky-Objekte, die zu den Highlights des Nachthimmels gehören. Den weitaus größten Platz in dem Buch nimmt die detaillierte Beschreibung der einzelnen Messier-Objekte ein. In einem kurzen historischen Abriss wird die Entdeckungsgeschichte der Objekte dargelegt, ergänzt mit Zitaten aus Messiers Aufzeichnungen.

Aus mehr als 500 Fachaufsätzen trugen die Autoren die wichtigsten physikalischen Daten zu den Objekten zusammen. Auch Hinweise auf Besonderheiten fehlen nicht: So wird zum Beispiel bei der Andromedagalaxie auf die zahlreichen Begleitgalaxien und die zu der Galaxie gehörenden und mit Amateurteleskopen leicht beobachtbaren beziehungsweise fotografisch erfassbaren Einzelobjekte hingewiesen.

Ergänzt werden die "theoretischen" Angaben durch Hinweise für die praktische Beobachtung. Es werden anschaulich die mit dem bloßen Auge bis hin zum 14-Zoll-Teleskop sichtbaren Einzelheiten beschrieben, sodass sich jeder leicht vorstellen kann, was er sich von der Beobachtung erhoffen kann. Zusätzlich wird auf benachbarte Himmelsobjekte in der näheren Umgebung hingewiesen. Alle Beschreibungen der Messierobjekte sind mit Astrophotographien und Zeichnungen von visuellen Beobachtern bebildert. Hochauflösende Aufnahmen und Bilder des Weltraumteleskops Hubble dokumentieren weitere Besonderheiten.

Der "Atlas der Messier-Objekte" ist die zur Zeit umfassendste Zusammenstellung aktueller Daten zu dem historischen Katalog von Charles Messier. Es bietet eine sehr gute Möglichkeit, sich kurz und knapp über die einzelnen Objekte zu informieren.

Aber auch die Genießer von Hochglanzbildbänden werden begeistert sein von den zahlreichen hochwertigen Astrophotographien und Zeichnungen. Das übersichtlich gegliederte Buch ist fesselnd geschrieben und regt zur eigenen Himmelsbeobachtung an. Da das Buch eher zum Betrachten und zum Schmökern gedacht ist, enthält es keine Aufsuchkarten für den Einsatz am Teleskop.

Der hohe Preis mag zwar zuerst abschreckend wirken, ist aber angesichts des Umfangs, des hervorragenden Inhalts und des hochwertigen Papiers in jedem Fall gerechtfertigt. Der "Atlas der Messier- Objekte" ist für jeden beobachtenden oder fotografierenden Sternfreund eine unverzichtbare Pflichtlektüre.
  • Quellen
Sterne und Weltraum 10/2006

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