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»Bäume«: Alles über Baum und Borke

Wie viele Bäume gibt es? Wie alt werden sie? Und haben alle eine Mykorrhiza? Diese und 219 weitere Fragen beantworten Experten ebenso fundiert wie verständlich.

Was wollte ich zum Thema »Bäume« schon immer fragen? Mit drei willkürlichen Überlegungen habe ich mich dem Buch genähert: Wie viele Bäume gibt es? Wie alt werden sie wirklich? Und haben sie alle eine Mykorrhiza? Das kann man durchaus so machen, denn der Inhalt besteht aus 222 Fragen, die inhaltlich nicht aufeinander aufbauen. Das macht das Buch außerordentlich interessant, weil es die Neugierde sofort befriedigt. Für Freunde von Bäumen ist das Buch ein wirkliches Vergnügen.

Meine drei Fragen werden sorgfältig beantwortet. Ich erfahre, wie viele Holzgewächse es weltweit gibt, wie viele in Deutschland, und welche Familien und Gattungen besonders artenreich sind. Zur Frage nach dem Alter »besteht Einigkeit, dass der älteste Baum der Welt eine Langlebige Grannen-Kiefer im Hochgebirge Nevadas (USA) ist, mit knapp 5000 Jahren des Ursprungstammes, der heute noch in Teilen steht und lebt«. Falschmeldungen halten sich bei diesem Thema besonders hartnäckig: Eine angeblich 9700 Jahre alte Fichte in Schweden erwies sich bei wissenschaftlicher Analyse als gerade einmal 80 Jahre alt. Und zu meiner dritten Frage: Die Symbiose zwischen Pilz und Wurzel wird als so erfolgreich erachtet, dass 95 Prozent aller Landpflanzen eine solche ausgebildet haben.

Vom Winterschlaf und dem Gedächtnis der Bäume

Insgesamt neun Autoren haben die Texte verfasst. Sie stammen aus allen Bereichen der Forst- und Gartenwissenschaften sowie der Landschaftsplanung oder leiten einen botanischen Garten. Für jede Frage stehen durchschnittlich eineinhalb Seiten zur Verfügung. Dazu kommen ein bis zwei Bilder, die keine Kunstwerke sind, aber fast immer das Stichwort gut illustrieren. Um ein wenig Ordnung in die 222 Fragen zu bekommen, sind sie grob in neun Kapitel unterteilt: Was ist ein Baum? Was bedeuten Blätter, Rinde und Wurzeln für den Baum? Wie pflanzen sich Bäume fort? Wie wachsen sie? Haben sie ein Gedächtnis? Wo und wie leben sie? Welche Schadfaktoren können auf sie einwirken? Welche Beziehungen haben Menschen und Bäume? Und wie sieht ihre Zukunft aus? Das ist ein wirklich breites Spektrum, und ich kenne keine Publikation, die (außerhalb der biologischen Fachliteratur) eine so umfassende Darstellung bietet – mit einer Einschränkung: Mitteleuropäische Bäume werden bevorzugt. Mir jedenfalls ist keine weitere sinnvolle Frage eingefallen, die unbedingt hätte beantwortet werden müssen. Überflüssige Redundanzen verhindern die Autoren, indem sie an den entsprechenden Stellen auf andere Kapitel vor- oder zurückweisen.

Es wird erklärt, wie die Namen der Bäume zustande kommen und was der Unterschied zwischen Nackt- und Bedecktsamern bedeutet. Bei den Blättern und Nadeln werden – wie auch bei Rinde und Borke – genügend Beispiele dafür aufgezeigt, wie sich diese voneinander unterscheiden und wie sie jeweils funktionieren. Dass dabei die »Blattstellungslehre« unerwähnt bleibt, hat wohl damit zu tun, dass hier unvermeidbar Mathematik ins Spiel gekommen wäre und man dies dem Leser wohl ersparen wollte.

Wie diese großen Pflanzen sich vermehren und wachsen und welch entscheidende Rolle die Fotosynthese dabei spielt, wird im Zusammenhang mit dem Thema »Wasserhaushalt« besprochen. Hier erfährt man auch, wie alt die Bäume werden und wie der sehr häufige »Winterschlaf« mit der herbstlichen Blattfärbung eingeleitet wird. Auch die aktuelle Forschung findet Eingang, etwa mit Fragen zum »Gedächtnis« der Bäume, die dank der Bücher Peter Wohllebens vielen geläufig sind.

Ausführungen zu den Standortansprüchen, vor allem in einem vorgeschädigten Wald, und den Schadfaktoren, die seit Langem und immer noch auf unsere Bäume einwirken, finden sich in den hinteren Abschnitten. Es folgen noch Gedanken zu den Beziehungen zwischen Baum und Mensch und zur Zukunft der Bäume. Kurzbiografien der Autoren, ein Literaturverzeichnis und ein Register beschließen das Buch.

Einem einzelnen Genre lässt sich das Werk nicht zuordnen. Es ist eher eine über einzelne Kapitel verteilte Mischung aus biologischen, biografischen, kulturgeschichtlichen und gärtnerischen Aspekten. Eine Mischung, die sehr gut gelungen ist.

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