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Buchkritik zu »Chronologie Chemie«

Es ist die dritte, sehr vervollständigte Auflage eines interessanten Buchs, das sich noch besser "Synchronologie" der Chemie nennen würde, denn es ordnet Entdeckungen in der Chemie über die zwei Jahrhunderte (beginnend mit 1800) nach ihrem Erstlingsdatum. Man sieht also, was gleichzeitig in der Chemie in ziemlich weitem Sinn aktuell war, publiziert, patentiert und auch mit durchschlagendem Erfolg angewendet wurde. Man findet die Entdeckung unter dem Namen der Entdecker (etwas verborgen, wenn man nicht schon vorbereitet ist und beide verbindet), und am Ende der knappen – oft etwas zu knappen – Beschreibung zur weiteren Information auffordernd die zugehörigen Literaturzitate, sowie mit einem Sternchen Übersichten und mit einer Raute gegebenenfalls die Nobelvorträge. Sehr instruktiv sind die meist recht gut wiedergegebenen Abbildungen aus den Originalarbeiten.

In dem 16-Jahresintervall seit der zweiten Auflage ist dieses Sammelwerk um ebensoviel Prozent an Umfang gewachsen: Zeichen der Entwicklung nicht nur der Wissenschaft Chemie, sondern auch der elektronischen Informationsmöglichkeiten. Ohne diese in der Chemischen Industrie gebündelte und hier spürbar einfließende Expertise wäre eine solche dankenswerte Fleißarbeit von einem Einzelnen (und zum dritten Mal!) nicht bewältigt worden. Das Computerauge ist nicht monokular und mit Scheuklappen eingestellt. Die Chemie überlappt sich mit vielen anderen Mengen Wissenschaft – vormals eher den physikalischen, heute den biologischen – und sie hat auf diese auch ihre Rückwirkungen. Das drückt sich durchaus in den Eintragungen aus.

Eine Reihe von tabellarischen Anhängen komplettiert und vernetzt. Es gibt solche für die Medien in denen und durch die sich die Chemie mitteilt. Und solche für die Preis- und Ordensträger durch Chemie samt allen notwendigen Daten. Die Chemie hat auch ihre Rückkoppelungen und Wechselwirkungen in die Gesellschaft und deren Einstellung zu ihr. Auch das wurde in einem Anhang nicht verschwiegen. Je über zwanzig Seiten doppelspaltig kleingedruckte Personen- und Sachregister helfen die vermissten Fäden zu spinnen.

Im Gegensatz zu den vagabundierenden Schmökerlexika ist dieses streng, auch durch den Langzeilendruck anstrengend, hilft aber durch gelegentliche wegweisende Pfeile der schweifenden Neugier. Bindung und Papierqualität mögen sie überstehen! Das Ganze macht nicht nur einen kompetenten und zuverlässigen Eindruck, sondern ist es auch, von menschlichen Schwächen abgesehen. Sicher finden Schärferäugige Druck- und andere Fehler – was soll's? Mir ist es ein gescheites Stück erinnernder exakter Wissenschaftsgeschichte und dadurch ein Dokument unserer gemeinsamen darauf gründenden Kultur.

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  • Quellen
BioSpektrum 4/2005

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