»Das Happiness-Paradox«: Die Weisheit der Finnen
Frank Martela ist ein finnischer Philosoph und Psychologe, lehrt an den Universitäten von Helsinki und Tampere – und ist auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. In »Das Happiness-Paradox« klärt er darüber auf, was seiner Ansicht nach wahre Zufriedenheit ausmacht und wie man diese findet, erzählt vom Glück und vom Loslassen. Im Ton von Mantras gibt er dem Leser seine grundlegenden Ideen zum Glücklichsein mit. Er bietet Hilfe zur Selbsthilfe und zitiert dabei Epiktet, Shakespeare, Kant, Nietzsche, Freddie Mercury, Meister Yoda oder die Eiskönigin.
Eine seiner Einsichten: Um wahrhaft glücklich und zufrieden zu sein, muss man einiges verlernen – zum Beispiel, nach Glück zu streben. Klingt paradox? Nun, viele vermeintlich kitschige Grußkarten und Lebensweisheiten empfehlen uns ja bereits genau das: »Das Glück findet den, der nicht danach sucht« oder »Das Glück findet dich, wenn du es am wenigsten erwartest«. Obwohl solche Sprüche omnipräsent sind, scheint sich kaum jemand daran zu halten. Woran mag das liegen? Vielleicht weil viele von uns zumindest unbewusst annehmen: Glücklich sind doch sicherlich diejenigen mit dem meisten Geld, den schnellsten Autos und den meisten Followern – also diejenigen, die Erfolg haben. Folgt man Frank Martela, liegt genau darin der Fehler: Es ist nicht der Erfolg, nach dem man streben sollte – vielmehr sollte man den Prozess, der potenziell zum Erfolg führt, bewusst erleben.
Emotionale Alphabetisierung durch Heavy Metal
Auch über Emotionen und Akzeptanz schreibt Martela. Vieles sei nun einmal so, wie es sei – und zwar oft ziemlich unfair. Er rät, Gegebenes zu akzeptieren, gleichzeitig aber Emotionen nicht zu unterdrücken, sondern aktiv wahrzunehmen und zu verarbeiten – Stichwort »emotionale Alphabetisierung«. Diese ist tatsächlich Teil des Lehrplans in finnischen Vorschulen! Schon Kinder lernen hier also, das, was sie fühlen, in Worte zu fassen, und erfahren, wie sie damit umgehen können. Dass dies in Finnland offensichtlich gut funktioniere, zeige sich noch im Erwachsenenalter. So habe der lange, harte Winter konstruktive Wege des Umgangs mit Dunkelheit und Melancholie hervorgebracht – etwa den Heavy Metal. Das klingt im ersten Moment vielleicht nicht nach Glück, zeigt aber, so Martela, dass die Menschen in der Lage sind, ihre Emotionen zu verarbeiten, anstatt anderen etwas vorzuspielen. So entstehe ein »Land der stillen Zufriedenheit«, dessen Einwohner das Leben so annehmen, wie es ist, und nicht darum wetteifern, wer das Größte, Teuerste oder Schnellste hat. Dazu kommen ein starkes Gemeinschafts- und Wirgefühl sowie ein Blick auf die Zukunft als Möglichkeit, die Welt noch besser zu gestalten.
Martela veranschaulicht seine Erkenntnisse mit Anekdoten aus seinem Leben und bildhaften Beschreibungen. Auf freundliche und nonchalante Art erklärt er und gibt Ratschläge. Sein Buch liest sich wie ein entspanntes Gespräch mit einem guten Freund beim Nachmittagstee oder, noch passender: wie ein tiefgründiges Gespräch um vier Uhr nachts nach einem geselligen Beisammensein unter Kommilitonen. Mal ernst, mal philosophisch und dann auch wieder locker-flockig. Es ist abwechslungsreich, fesselnd, es begeistert und regt zum Nach- und Umdenken an.
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