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Abseits von Corona

Die aktuelle Sars-CoV-2-Pandemie ist nicht die einzige, die in den letzten 100 Jahren auftrat. Schon früher fungierten Fachleute als Detektive der Epidemiologie.

Eine Papageienkrankheit, welche die USA und die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzt. Was wie ein Scherz klingt, war in den 1930er Jahren Realität, als sich Psittakose, auch Papageienkrankheit genannt, weltweit ausbreitete. Bei der durch das Bakterium Chlamydophila psittaci ausgelösten Infektionskrankheit dienen Papageien, Kanarienvögel und andere Vögel als Erregerreservoir. Wegen des weltweiten Handels der beliebten Haustiere breitete sich die Erkrankung bis nach Deutschland aus.

Grippe, Legionellen und Zika

Mark Honigsbaum beschreibt auf 480 Seiten diese und andere Pandemien und Epidemien des vergangenen Jahrhunderts. In jedem Kapitel widmet sich der Autor einer anderen Erkrankung, wobei er chronologisch vorgeht – weshalb erst das Ende von Sars-CoV-2 handelt. Das Spektrum der geschilderten Erkrankungen reicht von der Spanischen Grippe im Jahr 1917 über einen Legionellen-Ausbruch 1967 in Philadelphia bis zu den vor Kurzem aufgetretenen Ausbrüchen von Ebola oder Zika.

Dabei erfahren die Leser von Erkrankungen, von denen man in dieser Form vielleicht noch nie gehört hat. Bei anderen Pandemien ist man hingegen überrascht, dass sie noch gar nicht so weit zurückliegen: Beispielsweise ist die Pest nicht nur eine Krankheit des fernen Mittelalters – vor knapp 100 Jahren brach die Lungenpest in Los Angeles aus.

Das Paradebeispiel einer weltumfassenden Pandemie, Aids, darf dabei natürlich nicht fehlen. Honigsbaum bringt auch hier als Spezialist für die Geschichte von Infektionserkrankungen einige sehr interessante Fakten ans Licht, nennt etwa die erschreckende Zahl von 40 Millionen Aids-Toten – was an die Zahlen der Spanischen Grippe heranreicht.

Bei der Beschreibung der einzelnen Erkrankungen und ihren Ausbrüchen geht der Autor nicht immer chronologisch vor. Immer wieder verliert er sich in der Aufzählung und Nennung zahlreicher Beamter von diversen Gesundheitsbehörden und Wissenschaftlern sowie deren Werdegängen. Diese Hintergrundinformationen offenbaren das enorme Wissen des Autors, doch als Leser kann man leicht den Faden verlieren.

Dennoch ist das Buch eine interessante Lektüre, welche die aufwändige Detektivarbeit von Wissenschaft, Medizin und Behörden zur Infektionsbekämpfung aufzeigt. Nicht selten dauerte es lange, den richtigen Krankheitserreger zu finden. Dabei beleuchtet Honigsbaum auch die Fehleinschätzungen beim Ausmaß verschiedener Erkrankungen. Zudem dürfe man die Gefahr für Forscher und Mediziner an vorderster Front nicht unterschätzen – schon oft mussten die fleißigen »Detektive« den Kampf gegen Infektionserkrankungen mit ihrem Leben bezahlen.

Das spannende Werk eignet sich auch für Leser und Leserinnen, die von »Pandemie-Müdigkeit« gepackt sind, denn es führt von aktuellen Sars-CoV-2-Themen weg. Wegen der hohen Informationsdichte handelt es sich jedoch um keine leichte Lektüre.

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