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Wilde Honigbienen

Seit tausenden Jahren halten Menschen Honigbienen. Der Bienenforscher Thomas Seeley beschreibt, wie sich das auf die Insekten ausgewirkt hat.

Menschen halten Honigbienen seit vielen tausend Jahren und nutzen ihre Produkte wie Honig und Wachs. Aber auch durch die Bestäubung von Nutzpflanzen leisten die Insekten wertvolle Dienste. Man kennt sie in ihren typischen Bienenstöcken, die Imker betreuen. Doch wie haben die Tiere ursprünglich in der freien Natur gelebt? Und tun sie das heute immer noch? Diesen Fragen geht der bekannte Bienenforscher Thomas Seeley in seinem Buch »Das Leben wilder Bienen« auf den Grund.

Eine wissenschaftliche Entdeckungsreise

Seeley fasst dabei sein gesammeltes Wissen zusammen und führt durch die Höhen und Tiefen seines Arbeitslebens. Er zeigt, wie Wissenschaft über viele Jahre funktioniert, indem er über Irrtümer, neue Erkenntnisse und neue Forschungsfragen berichtet, die sich auf dem Weg ergeben. Dabei nimmt er die Leserinnen und Leser mit auf seine wissenschaftliche Entdeckungsreise und ermöglicht es ihnen, seinen Gedanken und Überlegungen Schritt für Schritt zu folgen.

Man erfährt beispielsweise, dass Honigbienen ursprünglich in Baumhöhlen im Wald lebten und tatsächlich auch heute noch dort anzutreffen sind, etwa in amerikanischen und europäischen Wäldern. Schon in dieser wilden Form, vor der Stockbienenhaltung, nutzten Menschen die Bienen wegen des Honigs.

Seit zirka 10 000 Jahren halten Menschen die Insekten jedoch in Stöcken, wodurch sie die Lebewesen auch beeinflussen. Deshalb geht Seeley der Frage auf den Grund, ob man Honigbienen als Haustiere bezeichnen kann oder ob sie noch etwas Ursprüngliches in sich tragen. Anschließend geht er auf einzelne Lebensaspekte wie den Jahreszyklus, die Fortpflanzung oder den Nahrungserwerb ein und erklärt, wie die Tiere sich in einer natürlichen Umgebung verhalten. Zum Schluss erfährt man, welche Unterschiede es zwischen der modernen Bienenhaltung und der natürlichen, wilden Lebensweise der Honigbienen gibt – und welche Vor- und Nachteile das hat.

Der Autor schlägt eine »darwinistische« Bienenhaltung vor, welche die natürliche Lebensweise der Honigbienen berücksichtigt, aber trotzdem eine Bewirtschaftung ermöglichen soll. Dazu zählen etwa weite Abstände der Völker, kleine Nisthöhlen oder genetische Anpassung an ihren Standort. Wenn Imker das umsetzten, sei es, so Seeley, durchaus möglich, Honigbienen zu züchten, die resistent gegen gefürchtete Krankheiten sind wie die Varroa-Milbe oder die Faulbrut.

Der Schwerpunkt von Seedleys Forschungsarbeit liegt auf wild lebenden amerikanischen Bienen, er weist aber auch auf Studien aus Europa hin und leitet die Abstammung der verschieden Honigbienenrassen ab. Damit bietet das Buch einen guten Rundumblick auf das Leben wilder Bienen.

Seeley spricht vor allem fachlich interessiertes Publikum an, das sich gerne tiefer in die Thematik einarbeiten möchte. Das Buch ist wie eine Facharbeit aufgebaut und enthält viele wissenschaftliche Grafiken und Fachjargon, weshalb es nicht unbedingt für Leserinnen und Leser ohne Vorwissen geeignet ist. Zudem könnte die Übersetzung an manchen Stellen sauberer sein. Wer sich jedoch auf die komplexe Thematik einlässt, wird mit einem umfangreichen Wissensschatz von einem der renommiertesten Honigbienenforscher weltweit belohnt.

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