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Buchkritik zu »Das sockenfressende Monster in der Waschmaschine«

Vorhersage der Zukunft aus den Sternen, geheime Botschaften in der Bibel, Kontakt mit Außerirdischen, Wunderheilungen, Telepathie und Psychokinese – Christoph Bördlein gibt uns einen Leitfaden an die Hand, all diesen wilden Behauptungen und ihren Vertretern auf den Zahn zu fühlen. Nicht mit der vorgefassten Absicht, sie zu widerlegen, im Gegenteil: Man soll aus der zu prüfenden Theorie eine Behauptung herleiten, die sich auch ein Verfechter dieser Theorie zu Eigen machen würde. Aber die Behauptung muss nachprüfbar sein und sich damit dem Risiko der Widerlegung aussetzen. Eine Theorie, die auf keine Weise widerlegt werden kann, ist unbrauchbar.

Bördlein gibt uns zunächst einen Steilkurs in Philosophie: Was entgegnet man den Leuten, die unter Hinweis auf die Unvollkommenheit unserer Sinne jede wahrgenommene Realität als ein Konstrukt unseres Bewusstseins deklarieren und ihr damit jede Objektivität absprechen? Das Schema, nach dem Bördlein dann eine Vielzahl esoterischer Theorien auf den Prüfstand stellt, ist weniger überzeugend als die Fülle neuerer psychologischer Erkenntnisse, die er dabei mitteilt: Die Menschen suchen eher nach Bestätigungen als nach Widerlegungen einer Behauptung, auch wenn sie nicht zu deren Gunsten voreingenommen sind. Systematische Erinnerungsfehler erklären, warum viele Menschen vom Einfluss des Mondes auf Verbrechenshäufigkeiten, Geburtenzahlen und anderes überzeugt sind.

Manche Menschen erwachen zuweilen uneinheitlich: Die schlaftypische Bewegungsunfähigkeit (Schlafparalyse) besteht fort, aber der Traum wird so intensiv empfunden wie ein Erleben im Wachzustand. Diese Menschen können dann zu der festen Überzeugung gelangen, ein Etwas habe auf ihrer Brust gesessen und sie an der Bewegung gehindert, und interpretieren dieses Etwas, je nach kulturellem Hintergrund, als den Teufel oder auch einen Außerirdischen. Von diesen "hypnopompen Halluzinationen" habe ich noch nie etwas gehört – aber der Autor bis vor wenigen Jahren auch nicht, und das trotz Ausbildung und Berufspraxis als Psychologe.

Bördlein befasst sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit vor allem mit Fragen der Lernpsychologie und mit kognitiven Täuschungen. Seine regelmäßigen Beiträge für die Zeitschrift "Skeptiker" hat er in einem gut verständlichen, flüssig geschriebenen und inhaltlich sehr überzeugenden Buch zusammengefasst.
  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 08/2002

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