Direkt zum Inhalt

»Der Anfang aller Köstlichkeit«: Ein Evolutionsmenü in zwölf Kapiteln

Markus Bennemann führt in einem spannenden und unterhaltsamen Buch durch die Geschichte unserer Nahrung.

Den morgendlichen Kaffee, die Fischsuppe zum Mittagessen, das Käsebrot am Abend, dazu ein Glas Wein – das kennen und genießen so oder so ähnlich wohl die meisten von uns. Doch wann sind diese für uns selbstverständlichen Lebensmittel eigentlich entstanden? Und wie kommt es, dass wir essen, was wir essen? Diesen Fragen widmet sich Markus Bennemann in »Der Anfang aller Köstlichkeit«.

Bennemann führt als eine Art Reiseleiter durch die Geschichte unserer Nahrung. Mit ihm tauchen wir ein in die Urmeere zur Zeit der kambrischen Explosion, gehen dort angeln oder begeben uns auf Pilzsuche in den frühen Wäldern der Erde. Der Leser wird mitgenommen und kann sich gedanklich in die Zeiten versetzen, als die ersten Fische in den Meeren entstanden oder die – aus unserer Sicht skurrilen – Hufenwölfe als erste Raubtiere auf Beutezug gingen. Wir erfahren von Riesenfaultieren, die im Bereich des heutigen Mittel- und Südamerikas gelebt haben, oder anderen riesigen Landsäugetieren, von deren Existenz nur noch verwaiste Riesenfrüchte wie Melonen zeugen; denn heute gibt es außer dem Menschen keine natürlichen Verbreiter mehr für diese Früchte.

Eine Reise durch die Geschichte unserer Nahrung

Wir werden daran erinnert, dass Vögel die Nachfahren von Dinosauriern sind. Wir erfahren, wie sich Eier im Laufe der Erdgeschichte entwickelt haben und dass der schwangere Bauch eines Säugetiers noch heute dem Aufbau eines Eis gleicht. Außerdem erläutert der Autor, wie wir auf den Geschmack von Alkohol gekommen sind oder warum uns Gewürze so gut schmecken, obwohl die ihnen zu Grunde liegenden Pflanzenstoffe eigentlich als Abwehrstoffe gedacht waren. Dadurch kreiert Bennemann eine Art Evolutionsmenü in zwölf Kapiteln, wobei er in jedem Kapitel auf eine andere Nahrungsgruppe eingeht. So erkunden wir, wie unsere Nahrungsmittel im Laufe der Evolution entstanden sind, woher sie kommen und wie sie sich zu den Lebensmitteln entwickelt haben, die wir heute kennen: ob Kaffee, Käse, Fisch, Pilze, Eier, Früchte, Alkohol (und andere Rauschmittel), Gewürze oder Fleisch.

Auf unterhaltsame und sehr anschauliche Art geht Bennemann diesen Fragen auf den Grund: mit fundiertem Wissen, persönlichen Anekdoten und in bildlicher Sprache. Das Buch versammelt sehr viele gut recherchierte Informationen. Sie werden teils durch Fußnoten sowie Quellenangaben am Ende des Buchs ergänzt, so dass noch tiefer in einzelne Themen einsteigen kann, wer dies möchte. Das Buch ist sehr kurzweilig, auch wenn die Lektüre ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit erfordert, da die Kapitel weitgehend aufeinander aufbauen und es immer wieder Querverweise zu vorangegangenen Abschnitten gibt. Um da den Überblick zu behalten, empfiehlt es sich, das Buch Kapitel für Kapitel zu lesen. Ein aufwändig gestalteter Zeitstrahl gleich am Anfang des Buchs illustriert die Reise durch die Naturgeschichte unserer Nahrung. Dabei gilt, wie der Autor betont, dass die irdische Evolution nicht zielgerichtet, sondern das Ergebnis eines blinden Anpassungsprozesses ist: Was dem Überleben dient, verbreitet sich.

Das Buch endet mit einem Kapitel zu der Frage, ob der Mensch ursprünglich als Vegetarier, Fleischfresser oder eben Allesfresser gestartet ist. Hier fasst Bennemann die Entwicklung von uns Menschen in Bezug auf unsere Nahrung noch einmal gut zusammen und macht dabei erfahrbar, wie sehr uns unsere »Ernährungsgeschichte« bis heute prägt. Ein eindrücklicher Abschluss einer spannenden Reise.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Solarzellen über dem Acker

Warum stehen immer mehr Äcker voller Solarpanels? Kann die Energiewende gelingen, ohne wertvolle Ackerflächen zu verlieren? Eine mögliche Lösung: Agri-Photovoltaik. In dieser Ausgabe von »DIE WOCHE« erfahren Sie, wie Landwirtschaft und Energie zusammengehen können.

Spektrum - Die Woche – Mensch und Tier als Medizinfabriken

100.000 Tote jährlich – Schlangenbisse fordern weltweit viele Opfer. Ein Forscherteam aus New York entwickelt nun ein Breitband-Gegengift – auch mit Hilfe eines Menschen, der sich freiwillig beißen lässt. Mehr dazu in unserem aktuellen Titelbeitrag.

Gehirn&Geist – Dopamin – Der missverstandene Botenstoff

Dopamin ist ein faszinierender und noch längst nicht vollständig verstandener Neurotransmitter. Was die Wissenschaft zu Dopaminsucht und Dopamin-Detox sagt und welche Rolle der Botenstoff wirklich im Gehirn spielt, lesen Sie in unserer Titelgeschichte. Weitere Themen: Im Interview gibt Sarah Pohl konkrete Hinweise für den konstruktiven Umgang mit Konfliktgesprächen. Dank elektrischer Reizung des Vagusnervs sollen sich verschiedenste Krankheiten von Depression bis hin zu krankhaftem Übergewicht kurieren lassen. Was sagen Experten dazu? Auch unser Gehirn hat ein Mikrobiom, das beim Denken helfen könnte, aber ebenso neurodegenerative Krankheiten auslösen kann. Das Internet und KI-Tools wie ChatGPT bieten uns enormes Wissen, aber verlernen wir dadurch, selbst zu denken und uns zu erinnern?

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.