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Eine Reise durch die Wissenschaften

Rolf Heilmann widmet sich dem Himmel: von Winden über Schwarze Löcher bis zur Luft- und Raumfahrt – aus geschichtlicher, gegenwärtiger literarischer und physikalischer Sicht.

Wenn der Titel eines Buchs so schlicht wie allgemein »Der Himmel!« lautet, erwartet man wohl eine kulturgeschichtliche Vorstellung dessen oder einen theologischen beziehungsweise spirituellen Inhalt. Der Untertitel aber weist in Richtung Naturforschung: »Eine Expedition in die Welt über uns«.

»Alles« zu einem Thema

Der Klappentext ist vollmundig gehalten, behauptet er doch, das Buch umfasse nicht weniger als »Alles« über das Thema – von Göttern zu Technik, von Alltagserfahrungen zu den viel strapazierten »letzten Geheimnissen«. Vorliegen müsste demnach ein Opus magnum über alle Assoziationen zum Wort Himmel. Kann das 189-seitige Werk diesem hohen Anspruch genügen?

Es ist alles andere als einfach, auf wenigen Seiten ein so großes und umfangreiches Thema wie die Erklärung und Erforschung der gesamten über unseren Köpfen befindlichen Welt abzuhandeln: von wehenden Lüften bis zu Schwarzen Löchern sowie Luft- und Raumfahrt – und das Ganze aus geschichtlicher, gegenwärtiger literarischer und physikalischer Hinsicht.

Rolf Heilmann ist Professor für Physik und lehrt seit 25 Jahren an der Hochschule in München physikalische Messtechnik für Luft- und Raumfahrt. Er hat bereits vier populärwissenschaftliche Bücher zu mehr oder weniger physikalischen Themen verfasst.

Damit sich ein Sachbuch lohnt, muss es jedoch mehr sein als eine Satzsammlung aus Wikipedia, die außerdem den Vorteil des Hypertextes bietet, an dem man sich durch verschiedene Artikel hindurchklicken kann. Heilmann versucht möglichst jeden anzusprechen: etwa mit einem Liedtext von Reinhard Mey, der nur noch älteren Semestern bekannt sein dürfte (jüngeren hilft die Angabe der LP im Literaturverzeichnis), oder einem achtzeilig abgedruckten Kinderschlaflied – oder durch die Hinweise, Goethe sei »der Große« gewesen, Griechen »die Alten« und Galilei ein »berühmter italienischer Gelehrter«.

Etwas platt erscheinen dabei Sätze wie »Doch wir wissen ja nie, wozu wir wissenschaftliche Erkenntnisse irgendwann brauchen können«. Die Sprache ist in solchen Fällen nicht allzu kompliziert gehalten, und die Kapitel fallen entsprechend kurz aus. Kontrastiert wird das jedoch durch fachspezifische Verweise, etwa auf die Mößbauer-Spektroskopie, oder eine Zeichnung der Funktion eines Interferometers als Gravitationswellendetektor.

Der Autor möchte offenbar nicht nur zwei Welten zusammenbringen, sondern versucht zudem seine Themen stets geschichtlich herzuleiten. Dabei liefern die vielen bekannten und unbekannten Namen und Jahreszahlen aus der Geschichte der Naturforschung keine erkennbaren Zusammenhänge und wirken eher wie ein aneinandergereihtes »Namedropping«.

Dabei vermischt sich Richtiges mit halb Richtigem sowie Wichtiges mit Unwichtigem, was nicht nur zu Verwirrung, sondern manchmal auch zu Fehlern führt. Ein Beispiel: Die Epizykeltheorie, die nötig war, um im geozentrischen System das Paradigma der Kreisförmigkeit der Planetenbahnen aufrechtzuerhalten, stammt nicht von Ptolemäus, sondern von Apollonios – und ist damit 400 Jahre älter als angegeben. Neben historischen Fehlern finden sich noch andere: Das astronomische Objekt mit der Katalognummer M 1 ist nicht der Orionnebel, sondern der Krebsnebel.

Andererseits lässt der Autor die Leserschaft an seinem Wissen teilhaben und erklärt auf äußerst spannende Weise etwa die Fernerkundung der Erde, unter anderem durch Satelliten. In klarer Sprache stellt er verschiedene Verfahren, Schwierigkeiten und Möglichkeiten vor. Das hätte man gerne ausführlicher als auf sechs dicht gepackten Seiten gelesen. Insgesamt wäre es erfreulicher, hätte sich der Autor auf ein bestimmtes Gebiet fokussiert, anstatt zu versuchen, alle möglichen Aspekte zu einem so breit gefächerten Thema wie dem Himmel zu untersuchen.

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