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»Der Wert des Wassers«: Wassermangel im Plauderton

Der Ingenieur Gary White und Schauspieler Matt Damon erzählen spannende Geschichten zu dem wichtigen Thema. Doch viel Wissenschaftliches enthält das Werk nicht. Eine Rezension
Ausgetrocknetes Flussbett

Das vorliegende Buch über den Mangel an sauberem Trinkwasser als Entwicklungsproblem der Welt behandelt ein interessantes und wichtiges Thema. Es ist aber kein wissenschaftliches Werk; es scheint leider nicht einmal populärwissenschaftlich zu sein. Der Bau- und Umweltingenieur Gary White schreibt zusammen mit dem Schauspieler und Drehbuchautor Matt Damon über die Wichtigkeit, Wasser gerecht zu verteilen. Der Mangel an bedenkenlos verwendbarem Wasser und dabei vor allem an hygienisch unbedenklichem Trinkwasser betrifft mehr als zwei Milliarden Menschen auf der Welt. Dieses globale Problem wird durch den Klimawandel verschärft. Wasser gehört zu den knappen Ressourcen, die für unser Leben sowie den tagtäglichen Gebrauch von sanitären Anlagen und als wesentliches Lebensmittel verfügbar sein müssen. Vom Mangel betroffen sind vor allem viele Länder Afrikas und Asiens. Das gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung und die soziale Sicherheit.

Mikrokredite für eine funktionierende Wasserversorgung

Die Autoren lernten sich 2008 bei einer Veranstaltung der »Clinton Global Initiative« kennen und gründeten im Jahr darauf die Organisation »water.org«. Diese globale Nichtregierungsorganisation soll es lokalen Gemeinschaften und Einzelpersonen ermöglichen, durch Mikrokredite eine funktionierende Wasserversorgung und sanitäre Anlagen zu schaffen. Die Idee, Entwicklungsprojekte durch die Vergabe kleiner Kredite unbürokratisch zu finanzieren, stammt von dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus.

In dem Buch wechseln sich die Autoren kapitelweise ab und beschreiben jeweils aus ihrer Sicht die allmähliche Entwicklung der Idee, eine Hilfsorganisation zu betreiben. Viele Schilderungen von Reisen und Erlebnissen mit hilfsbedürftigen Menschen in Afrika und Asien sind die Essenz des Buchs. Zum Beispiel beschreibt Matt Damon seinen Besuch in Sambia im Jahr 2006, bei dem er Mädchen und Frauen traf, die täglich viele Stunden damit zubringen müssen, ihre Familien mit Wasser aus weit entfernten Brunnen zu versorgen. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Alltagsleben, denn die Zeit fehlt ihnen, um zu spielen und zur Schule zu gehen oder Geld zu verdienen. So führt ein Mangel an sauberem Wasser auch zu sozialen Problemen.

Eigentlich gäbe es zu dem Thema jede Menge sachliche Information über die moderne Wassertechnik, die zu einer schadstofffreien Trinkwasserversorgung beitragen kann, über die chemischen, biologischen und medizinischen Aspekte des Wassers sowie die direkt durch den Klimawandel ausgelösten Probleme. Hierzu gehören Veränderungen der Meeresströmungen und ein ansteigender Meeresspiegel sowie die Verschmutzung der Meere, Seen und Flüsse durch Abwässer und Abfälle. Deshalb haben sehr viele Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser oder sanitären Anlagen – und das Problem wird durch den Klimawandel zunehmend verschärft.

Leider werden wesentliche Details eher nebenbei im Plauderton mitgeteilt, so dass eine wissenschaftliche Stringenz nicht erkennbar ist; persönliche Befindlichkeiten scheinen wichtiger zu sein. Stilistisch ist der Text etwas gewöhnungsbedürftig, was durchaus an der Übersetzung liegen kann. Formulierungen wie »weibliche Kinder« (statt Mädchen), »weil Sie vermutlich gleich das große Kotzen kriegen« oder »wenn dann auch noch Kacke obendrauf kommt« passen nicht unbedingt zu einem Sachbuch. Für Leserinnen und Leser, die gerne persönliche Geschichten lesen und einen lockeren Stil goutieren, ist das Buch geeignet. Wer jedoch an wissenschaftlichen Fakten interessiert ist, sollte zu anderer Literatur greifen.

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