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»Dichter, Naturkundler und Welterforscher«: Kleine Wale und Siebenmeilenstiefel

Über Chamissos außergewöhnliches Leben und seine Reise um die Welt – und die Verbindung von damals zu unserer heutigen Zeit.
Buckelwal mit Kalb

In der Mitte des fast 700 Seiten starken neuen Buches von Matthias Glaubrecht finden sich einige sehr schöne ausgewählte, fast anrührende Bildtafeln. Anrührend deshalb, weil sie die Geschichte eines erstaunlichen Lebens und einer nicht minder erstaunlichen Reise um die Welt zeigen.

Besonders ins Auge fällt ein Bild, auf dem sechs kleine Walmodelle zu sehen sind. Sie stammen von den Einwohnern der Aleuten und wurden von ihnen aus Treibholz geschnitzt. Im 19. Jahrhundert brachte Adelbert von Chamisso diese Modelle von seiner Reise auf der »Rurik« mit nach Europa und sie sind heute, mehr als 200 Jahre später, noch im Berliner Naturkundemuseum vorhanden.

So gesehen geben diese Modelle ein dreifaches Zeugnis ab: Zum einen spiegeln sie das indigene, auf Naturbeobachtung basierende Wissen der Bewohner der Aleuten wieder. Darin eingeschlossen ist auf einer anderen Ebene die Achtung, die Chamisso dem Wissen der Indigenen entgegenbringt. Zu seiner Zeit, Anfang des 19. Jahrhunderts, keine Selbstverständlichkeit.

Zum anderen sind sie ein Zeugnis des Entdeckerdranges des Naturkundlers, nämlich möglichst viel Flora und Fauna aus den entlegenen Ecken der Erde zu sammeln, zu kategorisieren und wissenschaftlich zu untersuchen. Tatsächlich ist es Chamisso dabei gelungen, einige naturkundlich bedeutsame Entdeckungen zu machen. Matthias Glaubrecht zählt hierzu die Erkenntnis über den Generationenwechsel der Salpen, fast durchsichtiger Meerestiere, bei denen auf eine zweigeschlechtliche Generation eine asexuelle Generation folgt.

Die von Chamisso im östlichen Atlantik gefangenen Salpen sind heute ebenfalls noch im Berliner Naturkundemuseum vorhanden. Sie sind in Gläsern konserviert, die mit Etiketten versehen sind, auf denen in altertümlicher Schrift der Inhalt, der Entdecker und der Fundort verzeichnet sind.

Diese Gläser sind zusammen mit den Walmodellen das dritte Zeugnis von Chamissos Reise: Man könnte es als die Verbindung einer längst untergegangenen Welt zu unserer heutigen Zeit bezeichnen. Was jedoch deutlich wird, das ist, dass dieses Jahrhundert, in welchem Chamisso lebte und forschte, Weichenstellungen vorgenommen hat, die bis in unsere Gegenwart wirken.

Gerade dieser Punkt macht das Buch des Evolutionsbiologen und Wissenschaftshistorikers Matthias Glaubrecht lesenswert.  

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