Direkt zum Inhalt

»Die Taschen voller Steine«: Befreiung aus der Sprachlosigkeit

Konflikte, häusliche Gewalt, Krankheits- oder Todesfälle: Frédérick Wolfes Buch hilft Kindern dabei, eine Sprache für den Umgang mit ihren Gefühlen zu finden.
Ein blondes Mädchen mit grünen Augen weint in dieser Porträtaufnahme

Donnernder Streit bricht jede Nacht über Ella herein. Die macht sich große Sorgen, denn lautstarke Konflikte zwischen ihren Eltern gehören mittlerweile zum Alltag. Auf ihre Fragen bekommt Ella keine Antworten, so dass sie aufhört, diese zu stellen. Still und leise sammelt sie stattdessen jeden Tag auf dem Weg zur Schule Steine. Denen vertraut sie ihre Sorgen an, ansonsten verstummt sie immer mehr. Bald sind Ellas Taschen jedoch so prall gefüllt mit Steinen, dass nur noch eine bleierne Schwere bleibt. Zum Glück gibt es Bruno! Der merkt sofort, dass etwas nicht stimmt, und hat seine ganz eigene Idee, wie mit diesen schweren Steinen umzugehen ist.

Ella ist mit ihrem Erleben nicht allein. Sie steht exemplarisch für viele Kinder, die unter Konflikten, häuslicher Gewalt, Krankheits- oder Todesfällen leiden. Dem kanadischen Autor Frédérick Wolfe gelingt es, die enorme Belastung und die manchmal daraus entstehende Sprachlosigkeit und Starre kindgerecht darzustellen. Die Illustrationen von Marie-Ève Tremblay veranschaulichen durch farbkontrastierte Bilder Ellas Gefühlswelt. Ellas Geschichte soll Kinder ab fünf Jahren dazu ermutigen, Wege aus der Sprachlosigkeit zu finden und ihre Sorgen zu teilen. Im angebotenen Downloadbereich finden sich wertvolle Gesprächsimpulse, um Ellas Geschichte zu reflektieren, sowie eine kleine Auswahl an Arbeitsblättern für Einzel- und Gruppenarbeiten für Kinder von fünf bis acht Jahren. Aber auch Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit dürften von den Materialien profitieren. Da ihre Zielgruppe sehr jung ist, hätte eine kindgerechte Gestaltung der Arbeitsblätter für einen noch stärker ausgeprägten Aufforderungscharakter sorgen können. Auch stolpert man hier über recht komplexe Begriffe wie »Gefühlsbarometer« oder »negative Gefühle«. Trotzdem ist dieser Band ein gelungener Impulsgeber, der Kindern dabei hilft, ihre Sorgen zu verbalisieren.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Invasive Arten auf den Teller!

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Gehirn&Geist – Multiple Persönlichkeit: Was hinter der dissoziativen Identitätsstörung steckt

Manche Menschen scheinen verschiedene Ichs in sich zu tragen, die im Wechsel die Kontrolle über den Körper übernehmen – mit jeweils eigenem Alter, Namen und Geschlecht. Unsere Experten, die zu dissoziativen Phänomenen forschen, stellen die wichtigsten Fakten zur »Multiplen Persönlichkeit« vor. Ergänzend dazu geht die Psychologin Amelie Möhring-Geisler der Frage nach, ob rituelle Gewalt in der Kindheit gezielt Persönlichkeitsspaltungen herbeiführt. In dieser Ausgabe beginnt zudem eine neue Artikelserie zum Thema »Long Covid und ME/CFS«. Im Interview spricht Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité über Ursachen von ME/CFS, den Versorgungsmangel in Deutschland und Hoffnung auf Medikamente. Darüber hinaus berichten wir über das Glücksparadox, das besagt: Je mehr wir dem Glück hinterherjagen, desto weiter entfernt es sich. Wir stellen das Thema psychotherapeutische Patientenverfügung vor, die im psychischen Krisenfall eine große Hilfe sein kann, sowie die noch immer rätselhafte Schmerzerkrankung Fibromyalgie, über deren Ursachen noch viel spekuliert wird.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.