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38 Vorbilder

Eine Sprüchesammlung würdigt außergewöhnliche Geisteswissenschaftlerinnen.

Manchmal faszinieren uns Menschen so sehr, dass ihre Gedanken uns noch 100 Jahre später in den Bann ziehen. »Die Wahrheit muss heraus« ist eine Sammlung von Sprüchen von insgesamt 38 Geisteswissenschaftlerinnen. Wer also weibliche Vorbilder vermisst: Hier sind sie. Die Aussprüche und Weisheiten der Frauen, die der Band vorstellt, sind heute nach wie vor relevant. Olympe de Gouges hatte schon vor Hunderten von Jahren die Benachteiligung von Frauen angeprangert und sich gegen diese eingesetzt, Katharina von Siena bereits im 14. Jahrhundert gegen soziale Missstände protestiert. Die meisten der in diesem Buch versammelten Frauen lebten allerdings wie Edith Stein, Simone de Beauvoir oder Helene Stöcker im 20. Jahrhundert. Auch sie haben mit ihren Schriften Missstände entlarvt, Doppelmoral demaskiert und vor Totalitarismus gewarnt.

 

Der Herausgeber Stefan Knischek hat diese starken Frauen auf besondere Art in den Mittelpunkt gestellt. Denn anders als in den meisten anderen Sprüchesammlungen hat er sich komplett zurückgenommen. Kein ausschweifendes Vorwort, keine langatmige Erklärung und kein Schlusswort. Das Buch beginnt mit einem Satz der ungarischen Philosophin Agnes Heller: »Niemand kann frei sein, wenn es die anderen nicht sind.« Sie ist eine von drei der im Buch behandelten Frauen, die heute noch leben. Geboren 1929, hatte sie als Marxistin und Mitglied der Budapester Schule mit dem real existierenden Sozialismus gebrochen; als Jüdin entging sie 1944 mehrmals dem Tod; gejagt von ungarischen Faschisten wies sie jede Philosophie zurück, die nicht auf einer Individualität des Menschen basierte.

 

Knischek präsentiert die mehr als 1500 Sprüche in seinem Werk nach Themen geordnet: Sein, Natur, Mensch und Arbeit, Liebe und Partnerschaft oder Frauenfragen sind einige davon. Am Ende der Sammlung stellt Knischek mit knappen und gut lesbaren einseitigen Kurzporträts die Frauen vor. Die pointierten Biografien sind trotz aller Kürze sehr treffend und verschweigen nicht die Widersprüchlichkeiten der Frauen. Ebenso zeigt der Band, wie unterschiedlich und vielfältig die Sicht der Geisteswissenschaftlerinnen auf das Leben ist.

 

Wer Lebensweisheiten mag oder keine vollständige Biografie erwartet, wird reichhaltig fündig. Das Buch macht deutlich, wie wichtig die Themen, mit denen sich die Philosophinnen damals auseinandergesetzt haben, heute noch sind, und regt zum Nachdenken an. Es lässt ein Gefühl dafür zurück, wie leidenschaftlich und couragiert diese Frauen für ihre Ideen gekämpft haben – und es zum Teil heute noch tun. Denn die Sozialwissenschaftlerin Christina Thürmer-Rohr und die Psychoanalytikerin Luce Irigaray, beide inzwischen schon über 80 Jahre alt, sind immer noch aktiv.

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