»Die Welt in einer Eierschale«: Eine Liebeserklärung an die Welt der Vögel
Manche Bücher sind optisch einfach ein Genuss. »Die Welt in einer Eierschale« der Illustratorin Sarah Heuzeroth fällt in diese Kategorie. Mit den Vögeln hat Heuzeroth sich dafür einen Motivbereich ausgesucht, der viele Menschen ansprechen dürfte. Das Buch strotzt nur so vor Farbe. Beinahe jede Doppelseite zeigt einen individuellen Lebensraum und einige seiner Bewohner – neben »Allerweltsarten« dabei auch solche wie etwa den Schwarzkehltapaculo, der hier zu Lande wahrscheinlich weitgehend unbekannt ist.
Auf 112 Seiten präsentiert Heuzeroth ihren Leserinnen und Lesern dabei viele verschiedene Arten: vom Tukan in den Regenwäldern Südamerikas bis zur Stockente im Teich, vom sehr seltenen und kaum erforschten Blauaugentäubchen, das bislang nur in der brasilianischen Cerrado-Savanne entdeckt wurde, bis zum domestizierten Haushuhn, das mit geschätzt mehr als 22 Milliarden Individuen die weltweit häufigste Vogelart ist. Es geht um Vögel wie Schneehühner, die perfekt an ihren Lebensraum angepasst sind, um den Schwarzspecht, der mit seinen Höhlen Lebensräume für andere Arten schafft, und um solche Vögel wie Geier, die durch menschliche Eingriffe in die Natur ihre Lebensräume verlieren.
Viele Vogelarten sind vom Aussterben bedroht
Die Illustrationen dienen allerdings nicht nur als Blickfang. Heuzeroth zeigt mit ihrer Hilfe, welche Funktionen Vögel in Ökosystemen haben und wie schädlich es für andere Arten und letztlich auch für den Menschen sein kann, wenn sie in großer Anzahl verschwinden. Ohne etwa die vielen Geierarten, die nicht nur durch den Verlust ihrer Lebensräume, sondern auch von Giftstoffen stark bedroht sind, breiten sich Seuchen leichter aus, was sich dann entsprechend auf uns Menschen auswirken kann.
Dass die Autorin und Illustratorin sich dabei klar auf die Seite des Vogel- und damit des Biodiversitätsschutzes schlägt, ist angesichts der Zahlen, die sie präsentiert, nachvollziehbar. »Jede achte Vogelart weltweit ist vom Aussterben bedroht«, schreibt sie und beruft sich dabei, wie auch an anderen Stellen, auf neuere wissenschaftliche Erhebungen. Nicht nur aus funktionalen Gründen – wegen der vielfältigen Verbundenheit mit ihrer Umwelt oder der menschlichen Freude an ihrer Schönheit – sind Vögel schützenswert, so die Autorin. Vielmehr plädiert sie dafür, Vögel als etwas an sich Wertvolles wahrzunehmen und zu bewahren.
Heuzeroth gelingt es, ihr Thema auf anschauliche Weise zu vermitteln: Wie farblos eine Welt ohne den Vogelreichtum aussehen würde, ist dank ihres Buchs leicht vorstellbar. »Die Welt in einer Eierschale« enthält dabei viel Wissenswertes über Wechselwirkungen in Ökosystemen. Zum Teil werden diese zwar ein wenig verkürzt wiedergegeben, das anspruchsvolle Thema wird dadurch aber auch verständlich aufbereitet. Gegen Ende des Buchs präsentiert die Autorin einige Ideen für den Schutz der Vögel und appelliert eindringlich an ihre Leserinnen und Leser, sich für den Erhalt der Biodiversität einzusetzen.
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