Direkt zum Inhalt

Vom Urknall bis heute

Historiker Christoph Lloyd thematisiert alles Mögliche, das in den zurückliegenden 13,8 Milliarden Jahren passiert ist.

Wie ist die Erde entstanden? Wie lebten die ersten Menschen? Welche Entdeckungen, Revolutionen und Erfindungen haben unsere Geschichte geprägt? Diese und viele weitere Fragen beantwortet der britische Autor und Historiker Christopher Lloyd in diesem Werk. Beginnend beim Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren spannt er einen weiten Bogen bis in die heutige Zeit. Dabei gelingt es ihm trotz großer Zeitsprünge, eine Verbindung zwischen den diversen Aspekten herzustellen. Immer wieder verweist er auf bereits geschilderte Ereignisse und ihre Konsequenzen – seien es klimatische Veränderungen, politische Entwicklungen oder bahnbrechende Erfindungen.

Ein Bad in kosmischer Substanz

Layout und Stil des Buchs richten sich an junge Leserinnen und Leser. Immer wieder baut der Autor Alltagsbezüge ein, indem er beispielsweise fragt: »Was hättest du in dieser Situation getan?«, oder vorschlägt, beim nächsten Baden daran zu denken, dass das Wasser ursprünglich wahrscheinlich aus dem Weltraum stammt. Auf Fachbegriffe verzichtet Lloyd nicht komplett, doch da die Sprache insgesamt sehr kindgerecht ist, beeinträchtigen die wenigen schwierigen Wörter nicht die Verständlichkeit. Bunte Illustrationen, Grafiken und Fotos veranschaulichen das Ganze.

Da eine besondere Stärke des Bands die gelungene Verknüpfung verschiedener Ereignisse ist, lohnt es sich, das Buch von vorn bis hinten zu lesen. Als Nachschlagewerk eignet es sich aber ebenso. Dabei hilft nicht nur das detaillierte Stichwortverzeichnis, sondern auch die farbige Markierung der einzelnen Kapitel. An den eingefärbten Seitenrändern steht zudem die jeweilige Kapitelüberschrift und die Zeitspanne, um die es gerade geht. Wer nur einen einzelnen Begriff erklärt haben möchte, wird mit etwas Glück auch im Glossar fündig.

Als ein wenig störend erweisen sich die gelegentlichen Rechtschreib- und Grammatikfehler, die teils sogar sinnentstellend sind. So erscheint die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei wegen eines Buchstabendrehers als »NDSAP«. Auch die Vereinfachung von Sachverhalten geht mitunter so weit, dass sie zu Fehlern führt. Unter anderem behauptet der Autor, dass eine Qualle nach gewaltsamer Teilung als zwei Individuen weiterleben könne. Eine solch enorme Regenerationsfähigkeit wurde jedoch lediglich bei den Vorstufen, den Polypen, beobachtet. Vielfach bringt Lloyd seine eigene Meinung ein. Den Kommunismus etwa bezeichnet er als »großartige Idee«, die von Joseph Stalin »missbraucht« worden sei.

Wissenschaftliche Unsicherheiten thematisiert der Autor oft angemessen und stellt verschiedene Theorien zu bislang noch nicht vollständig geklärten Phänomenen vor. Mitunter allerdings gibt er sich damit zufrieden, nur eine der möglichen Erklärungen aufzuführen und diese als Fakt darzustellen. Auch ist das Buch in mancher Hinsicht nicht auf dem neuesten Stand der Forschung. Beispielsweise ist die Aussage, es gäbe kein Wasser auf dem Mond, schon seit Längerem widerlegt.

Gerade bei einem Buch, das den Anspruch hat, die Welt zu erklären, ist es schade, wenn man sich nicht auf die Informationen verlassen kann. Bewahrt man sich aber einen kritischen Blick und recherchiert den einen oder anderen Fakt nach, macht das Lesen dennoch Spaß und ist lehrreich – nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Natürlich kann das Buch keineswegs alles beantworten, doch es lädt dazu ein, die Welt neugierig zu erforschen und immer weitere Fragen zu stellen.

Kennen Sie schon …

Sterne und Weltraum – Weltformel: Lässt sich die Quantenphysik mit der Schwerkraft vereinen?

Seit einem Jahrhundert versuchen Fachleute, die Quantenphysik mit der Schwerkraft zu vereinen. Die Geschichte ist durchzogen von vielen Durchbrüchen, Wendungen und Streitigkeiten. Wir geben Ihnen einen Überblick über die Entwicklungen der wichtigsten Ansätze. Weiter informieren wir Sie über den neuen interstellaren Besucher 3I/ATLAS, der im Juli 2025 auf seiner Durchreise durch unser Sonnensystem entdeckt wurde, und stellen ein prämiertes »Jugend forscht«-Projekt vor, bei dem Schüler mittels öffentlicher Daten und eigener Beobachtungen einen Exoplaneten nachweisen konnten. Darüber hinaus: Die erste Frau auf einem Astronomielehrstuhl und, weshalb es im Oriontrapez durch veränderliche Sterne zu seltenen Himmelsschauspielen kommt. Ein spannender Blick in Astronomie und Forschung.

Spektrum der Wissenschaft – Den Kosmos entschlüsseln – Vom Sonnensystem in die Tiefen des Universums

In dieser Ausgabe berichten wir über ferne Galaxien, das Sterben von Sternen, äußerst energiereiche Gammastrahlenblitze und neue Erkenntnisse zur Dunklen Energie. Weiter informieren wir Sie über Raumfahrtmissionen zu anderen Himmelskörpern, beispielsweise die der NASA-Sonde Europa-Clipper, welche den gleichnamigen Jupitermond auf die Existenz von Ozeanen untersuchen soll. Darüber hinaus: Teleskope der Superlative mit denen der Kosmos auch von der Erde aus, immer genauer beobachtet werden kann.

Sterne und Weltraum – Überlebt – Messier 54 – Relikt einer Kollision mit unserer Galaxis

Ein Amateurastronom hat auf der Basis eigener Beobachtungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse den Kugelsternhaufen Messier 54 untersucht, der sich optisch in der Nähe des Milchstraßenzentrums befindet. Er entpuppt sich als fernes extragalaktisches Relikt: Der Haufen ist ein Überbleibsel einer Zwerggalaxie, die mehrfach das Zentrum unserer Galaxis umläuft und dabei zerstört wird. Außerdem berichten wir über die vierjährige Marsmission der NASA-Sonde InSight, die dort unter anderem den Wärmefluss im Boden messen sollte. Weiter werfen wir einen Blick auf Forschungsansätze zur Hawking-Strahlung, nach denen unser Universum schneller als gedacht zerfallen könnte und stellen ein Projekt der Südtiroler Schülergruppe »astrocusanus« vor, die mit einem leistungsstarken Teleskop auf die Suche nach lichtschwachen Kleinkörpern geht.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.