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»Experimente für die Sinne«: Wahrnehmung im Selbstversuch

Staunen und verstehen: Wolfgang Skrandies erklärt, wie unsere Sinne funktionieren, und er stellt Experimente vor, mit denen sich das Gelernte unmittelbar testen lässt.

Wolfgang Skrandies lehrte als Professor für Physiologie an der Universität Gießen und hat als Wissenschaftler zur Neuro- und Sinnesphysiologie des Menschen geforscht. Zuletzt konzentrierte er sich in Geschmack und Geruch auf zwei Sinne. In »Experimente für die Sinne« legt er nun ein kleines, handliches Buch vor, das den Leser zu einer Entdeckungsreise quer durch die Sinneswelt einlädt.

Zunächst gibt der Autor einen Überblick über Grundsätzliches: das Nervensystem, Reize, Lernen und Entwicklung. Dabei kommen auch bereits einige Fragen auf: Was sind adäquate Reize? Nimmt eine andere Person denselben Rotton wahr wie ich? Welche Hirnregionen sind für unsere Wahrnehmung besonders bedeutsam? Und wie lassen sich die Sinne testen?

Anschließend folgen die Experimente, die in sechs Kapitel unterteilt sind: Sehen, Hören, Gleichgewicht, Tasten und Spüren, Wahrnehmung von Temperaturen, Geschmack und Geruch. Zu jedem Kapitel gibt es eine kurze Einführung, die den jeweiligen Sinn, die entsprechenden Reize und unsere »Empfänger«, also die Sinnesorgane, sowie insbesondere deren anatomischen Aufbau erklärt. Auch stellt Skrandies Vergleiche zu anderen Lebewesen an und erläutert, wie sich deren Wahrnehmung von der unseren unterscheidet.

Wundern, probieren, verstehen

Die Experimente sind jeweils in drei Abschnitte unterteilt. Der erste widmet sich der jeweiligen Ausgangsfrage, beschreibt den beobachteten Effekt und veranschaulicht ihn teilweise auch durch Beispiele oder bezieht sich auf einzelne Anwendungsgebiete. Darauf folgen jeweils die Durchführung des Experiments und die Darstellung der Ergebnisse: Skrandies beschreibt dabei, wie und mit welchen Hilfsmitteln die entsprechenden Ergebnisse erzielt werden können. Auch wird auf andere Experimente verwiesen, die ähnlich angelegt sind oder mit dem beobachteten Phänomen zusammenhängen. Abschließend erläutert der Autor die Ergebnisse und ordnet ihre Bedeutung ein: Wie lässt sich die jeweilige Beobachtung erklären? Wann und wie ist ein Ergebnis Ausdruck einer Pathologie, also krankhaft? Wo begegnen uns die Phänomene im Alltag? Und was passiert hier jeweils im Gehirn?

All diese Ausführungen sind kurz und knapp, aber umfassend genug. Skrandies holt nicht zu weit aus und wirft auch nicht mit schwierigen Fachbegriffen um sich, sondern konzentriert sich auf die wenigen entscheidenden, die zum Verständnis und zur korrekten Beschreibung notwendig sind. Fachtermini werden bei ihrem ersten Vorkommen durch Fettdruck hervorgehoben und im Glossar erklärt.

Die Texte sind sachlich und präzise, es wird weder geschönt noch gewitzelt. Das Buch präsentiert sich als eine gut aufbereitete Sammlung wissenschaftlicher Protokolle zur Erfahrung der Sinne. Dabei ist vielleicht nicht alles immer auf Anhieb verständlich, größere Passagen am Stück zu lesen kann daher durchaus anstrengend sein; jedoch eignet sich das Buch perfekt für kürzere »Lesehäppchen«, in denen man dann eine Menge über die eigenen Sinne und die Art und Weise, wie man Dinge wahrnimmt, erfährt.

Skrandies erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit seiner Darstellung und betont, dass sein Werk als Ergänzung zu anatomischen oder sinnesphysiologischen Lehrbüchern gedacht ist. Somit eignet es sich ausgezeichnet für jeden »Normalneugierigen«.

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