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»Faszination Qualle«: Die zarte Schönheit der Quallen

Dieses gelungene Sachbuch zu Quallen verbindet Erzählkunst mit Zeichnungen von funkelnden Unterwasserwelten. Die Lektüre lohnt sich – für Kinder und Erwachsene.
Die Seewespe ist eine nur wenige Zentimeter große, unscheinbare Qualle mit einem würfelförmigen Schirm und je einem Tentakel an jeder der vier unteren Ecken.

Ja, auch sie waren schon einmal im Weltraum. Wirklich, und nicht nur in einem Sciencefiction-Roman. Die Glibberdinger. Die Medusen. Oder wie sie auch heißen: Quallen. Forscher der NASA wollten testen, wie Quallen mit der Schwerkraft zurechtkommen. Oben im All vermehrten sie sich prächtig. Nur als der Nachwuchs zurück auf die Erde kam, taumelten sie doch ein wenig.

Michael Stavarič schreibt primär für Kinder und plaudert dabei über Fledermäuse, Astronauten, Scherenschnitte, Plastik im Meer, einzigartige Warnschilder an der australischen Küste, die Schwerkraft und besondere Kristalle im Innenohr. Immer wieder schweift er ab. Aber irgendwie hat alles mit Quallen zu tun. Bis er sich ganz den »geheimnisvollen Schönheiten« des Meeres widmet und den Fragen, wie sie zu ihren Namen kamen, wie sie ohne Gehirn, ohne Herz und ohne Lunge funktionieren, ja wie sie ganze Staaten gründen.

Von wegen Ekelfaktor: Quallen sind zarte Schönheiten!

Glitschig, wabbelig, eklig, manchmal brennend, aber fast immer tot. So begegnen uns Quallen am Strand. Stavarič zeichnet mit großer Erzählkunst ein ganz anderes Bild. So schön wie der Autor von Quallen erzählt, so wunderbar illustriert Michèle Ganser die Quallenwelten. So schweben zartweiße Schönheiten über schwarzem Grund wie Astronauten im sternenklaren All. Oder sie zeichnet schwarz-weiße Unterwassersuchbilder – jedes Detail gestochen scharf: ein Genuss nicht nur beim Lesen, sondern auch beim Schauen. Es ist das zweite gemeinsame Buch, das ihnen so prächtig gelungen ist. Ihr erstes Buch handelte ebenfalls von Meerestieren mit schlechtem Ruf, den Kraken.

Auch der Verlag zeigt seine Wertschätzung für diese Meeresbewohner mit einer sehr ansprechenden Aufmachung, einem dicken Einband mit blaumetallisch glänzendem Druck und hochwertigem Papier. Doch zu viel Respekt vor einem Buch muss auch nicht sein: Die Kinder sollen ruhig bunte Malstifte in die Hand nehmen und eigene Quallen hineinmalen. Der Autor fordert sie immer wieder auf, aktiv zu werden, nicht nur zuzuhören oder zu lesen, sondern selbst Fragen zu stellen, in den Bildern zu suchen oder im Kleiderschrank nachzusehen, was alles so aus Plastik besteht. Er motiviert sie auf sympathische Weise dazu, selbst nachzudenken, und fragt sie nach ihrer Meinung.

Mit Quallenschleim Mikroplastik aus dem Meer fischen

Stavarič wendet sich in diesem Buch zwar vor allem an Kinder. Aber Erwachsene sollten das Buch ihrem Nachwuchs nicht einfach übergeben, sondern es vielleicht selbst vorlesen. Dann kommen auch sie in den Genuss des »Quallen-Talk«. Sie werden belohnt, wenn sie nebenbei die eine oder andere vielleicht unbekannte Information finden, die der Autor etwa in Textkästen unterbringt. Er nennt es »Wissen für Schlauköpfe«. So berichtet er, dass Quallen in Israel einmal eine Trinkwasseranlage verstopften, die Meerwasser ansaugt, oder dass sie einen massiven Stromausfall auf den Philippinen verursachten, als sich die Kühlrohre eines Kraftwerks am Meer mit dem Glibber vollsaugten. Ähnliche Phänomene führen auch immer wieder zur Abschaltung von Atomkraftwerken oder zum Kentern von Fischkuttern, in deren Netzen sich die Tiere verfangen. Und man erfährt auch, dass Wissenschaftler erforschen, wie man mit Quallenschleim Mikroplastik aus dem Meer fischen könnte.

Alles in allem soll dieses Buch vor allem Spaß machen. Und so schlägt der Autor auch mal vor, sich seinen eigenen Quallentyp auszusuchen, von giftig über gemütlich bis hin zum Walnusstyp. Und wem das noch nicht genug ist, dem schlägt er für gelungene Schulgespräche die Sprache Quallisch vor. Mit Wörtern im Vokabelheft wie »Quallopatra«, »Qualltoffel« und »Quallumbien«. Ob die Eltern das dann auch noch toll finden, wenn die Kinder sich dann noch mehr quallische Wörter ausdenken? Da werden sie viel »Qualluld« brauchen.

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