»Frauen und Alkohol«: Warum Trinken nicht gleich Trinken ist
Ab wann hat man ein Problem mit Alkohol? Diese Frage steht am Anfang des Buchs von Nathalie Stüben und Falk Kiefer. Das Autorenduo stellt gleich klar: Die Antwort darauf hängt von vielen Faktoren ab – von der Zeit, vom Ort und auch vom Geschlecht. »Noch vor 70 Jahren wäre es hochproblematisch gewesen, sich als Frau öffentlich zu betrinken. Heute gilt genau das in manchen Kreisen als Ausdruck der Emanzipation. In einer Hochkonsumregion wie Europa scheint es aus sozialer Sicht oft sogar problematischer zu sein, nicht zu trinken als es zu tun«, heißt es im Eingangskapitel.
Nathalie Stüben, eine einst selbst betroffene Journalistin, und Falk Kiefer, ein Suchtmediziner, bemühen sich angesichts all dieser Faktoren um differenzierte Antworten. Unterstützt werden sie dabei von Helga, Sabine, Carmen, Jamila und Elena – fünf Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie gehören verschiedenen Generationen an – von den Babyboomern bis zu den Generationen X, Y und Z. Manche sind Karrierefrauen, andere Mütter. Doch sie haben zwei Dinge gemeinsam: Sie alle trinken – mal, um den Feierabend ausklingen zu lassen, mal, um durch den Tag zu kommen oder um Schmerzen zu ertragen. Und zweitens: Sie sind fiktive Figuren.
Viele Aha-Momente
Stüben und Kiefer haben sie erschaffen, um die Vielfalt des Alkoholkonsums zu illustrieren, und vor allem auch, um zu zeigen, wie unterschiedlich problematischer Konsum aussehen und welche Folgen er jeweils haben kann. Dabei setzen sie diesen stets in einen gesellschaftlichen Kontext. So führen sie etwa an: 2022 lagen die Werbeausgaben der Hersteller alkoholischer Getränke bei rund 600 Millionen Euro, während das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (die kürzlich in »Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit« (BIÖG) umbenannt wurde) lediglich über einen jährlichen Etat von drei Millionen Euro für Aufklärungs- und Präventionsarbeit verfügt.
Während Männer vermehrt Alkohol trinken, um soziale Interaktionen zu fördern, steht beim weiblichen Konsum oft das Bedürfnis im Vordergrund, Stress, Ängste oder depressive Symptome zu betäuben. Das Paradoxe daran, wie man im Kapitel »Alkohol und die weibliche Gesundheit« erfährt: Regelmäßiger Alkoholkonsum verstärkt genau diese Symptome. »Alkohol setzt eine gesundheitliche Abwärtsspirale in Gang, die nach und nach alles mit sich reißt. Von außen betrachtet macht Trinken dick, alt, träge, pickelig, müde, aufgedunsen und fahl. Von innen betrachtet schränkt es geistig ein, stresst, schürt Sorgen, macht unzufrieden und weniger beziehungsfähig«, heißt es im Buch.
»Frauen und Alkohol« informiert nicht nur, es klärt auf und räumt mit Mythen und Tabus auf. Gelegentliches Trinken hat keine gesundheitlichen Nachteile? Falsch. Am Nachmittag ein Glas Rotwein zu trinken, um durch den Tag zu kommen, ist kein Zeichen einer Abhängigkeit? Falsch. Rotwein ist gesund? Nur zum Teil richtig. Stüben und Kiefer zeigen, welche physischen und psychischen Folgen das Trinken von Alkohol für Frauen haben kann.
Das Buch verspricht viele Aha-Momente – und diese hat frau tatsächlich auch.
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