Direkt zum Inhalt

Kreuzverhör mit sich selbst

Wer wollte nicht manchmal Ordnung ins Chaos seiner Gefühle bringen? Die Autorin Miriam Kalliwoda möchte dabei helfen. Das Besondere an ihrem Buch ist die Perspektive einer Kriminaloberkommissarin, die sich zur psychologischen Beraterin weiterbildete.

Auch wenn Kalliwoda ihre Ratschläge eher aus persönlichen Erfahrungen schöpft denn aus der Forschungsliteratur, decken sich ihre Aussagen doch weitgehend damit, wie verbreiteten Therapieansätzen zufolge unsere Emotionen, Denk- und Verhaltensmuster zusammenhängen. Vor allem auf die Prämissen der rational-emotiven Verhaltenstherapie, die der US-Psychologe Albert Ellis (1913 – 2007) entwickelte, nimmt die Autorin wiederholt Bezug. Demnach sind es nicht die Dinge selbst, die uns glücklich oder unglücklich machen, sondern die Art und Weise, wie wir sie bewerten – abhängig von innewohnenden Überzeugungen, die uns bewusst oder unbewusst sein können.

Der Kommissar geht um

Die Autorin schlägt die Methode des "sokratischen Dialogs" vor, mit dessen Hilfe man eigene Überzeugungen und Lebenshaltungen kritisch hinterfragen könne. Dabei lässt sie ihren beruflichen Hintergrund einfließen. Es gehe darum, schreibt sie, sich einen fiktiven "Ermittler" zu erschaffen und diesen bei der Selbsterkundung zu Rate zu ziehen. Ihre eigene Ermittlerin, Mimi genannt, lässt die Autorin gedanklich mit einer Achterbahn durch ihr Inneres fahren. Dieses Vorgehen erinnert an das Modell des "Inneren Teams" des Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun (geb. 1944).

Ähnlich wie bei Thuns Ansatz treten auch bei Kalliwoda verschiedene Facetten der Persönlichkeit in Dialog. Wenn man dies mit achtsamkeitsbasierten Verfahren und einem Augenmerk auf körperliche Prozesse beobachte, so die Autorin, könne man den persönlichen Gefühlshaushalt bilanzieren. In ihrem Buch entwickelt sie einen Ansatz, wie man dabei systematisch vorgehen kann.

Sich akzeptieren, wie man ist

Kriminalistische Metaphern wie Tatort, Zeugen oder Täter dienen Kalliwoda als Hilfsmittel, um die Verständlichkeit zu verbessern – allerdings wiederholt sie sich diesbezüglich häufig. Zudem sind die Fragen, mit denen sie die Leser zur Selbstreflexion anregen möchte, oft sehr allgemein gehalten. Sie erscheinen mitunter oberflächlich und wenig konkret.

Dennoch kann das Buch helfen, sich intensiver mit dem eigenen Gefühlshaushalt auseinanderzusetzen und mehr Selbstakzeptanz wie emotionale Stabilität zu erlangen. Wer praktische Anregungen für die Erkundung seines Innenlebens sucht, dem lässt sich dieser Ratgeber empfehlen.

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Licht - Wie es unser Denken beflügelt

Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, machen wir es uns gern mit Lichterketten und Kerzen gemütlich. Dabei hellt Licht nicht nur die Stimmung auf: Dank seines Einflusses auf die Hirnfunktion kann das Denken profitieren. Daneben berichten wir, wie Einzelkinder wirklich sind, oder wie Blase und Gehirn beim Urinieren zusammenarbeiten und was es mit dem Harndrang auf sich hat. Unser Artikel über Sigmund Freund widmet sich der unrühmlichen Geschichte der Psychologie und Psychotherapie unterm Hakenkreuz. Im Interview gibt die Psychologin Gilda Giebel Einblicke in den Alltag in der Sicherungsverwahrung. Sie behandelte dort als systemische Therapeutin die brutalsten Männer Deutschlands.

Gehirn&Geist – Beziehungen: Wie sie prägen, wann sie stärken

Das Dossier widmet sich sozialen Beziehungen in all ihren Facetten: zwischen Partnern, Eltern und Kindern, Freunden oder in Gemeinschaften. Die Beiträge liefern wichtige, aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung. Sie verdeutlichen, wie heilsam und wichtig die Verbundenheit mit anderen ist, aber auch, wann sie schaden kann. So zeigt der Beitrag zum Thema Bindungsfähigkeit, dass die Erfahrungen der ersten Lebensjahre prägend sind. Doch Bindungsstile lassen sich ändern. Mit vernetzten Hirnscannern ergründen Mannheimer Forscherinnen und Forscher die Geheimnisse sozialer Interaktionen, die einiges über die Beziehung verraten. Das Hormon Oxytozin gilt als soziales Bindemittel. Ein reines Kuschelhormon ist es dennoch nicht. Auch Umarmungen spielen im Alltag vieler Menschen eine wichtige Rolle, aber erst jetzt beginnen Psychologen, dieses Verhalten zu verstehen.

Spektrum - Die Woche – Wie ich atme, so fühle ich

Ganz unbemerkt atmen wir täglich zirka 20.000-mal ein und wieder aus. Dabei ist das, was währenddessen in unserem Körper passiert, alles andere als banal. Und wird sogar von unserem Gemüt beeinflusst. Lesen Sie in der aktuellen »Woche«, wie die Teamarbeit von Hirn und Lunge gelingt.

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.