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Verbesserte Menschen?

Science-Slam-Europameister Martin Moder erklärt, was uns zu Menschen macht und wie wir unsere Erbanlagen schon heute verändern können.

»Als Kind war ich dick und froh darüber«, schreibt der Molekularbiologe Martin Moder; heute wäre er es aber nicht mehr, da er sonst Gefahr liefe, als »Kugelschreiber« bezeichnet zu werden. Schon aus diesen ersten paar Sätzen seines Buchs sprechen Selbstironie und Alltagsbezug, zwei wichtige Grundbestandteile des Werks. Hinzu gesellt sich ausgeprägtes Fachwissen, mit dem der Autor ein komplexes Thema aufgreift: Die Optimierung des Menschen. Dabei beschränkt er sich nicht auf die naturwissenschaftliche Seite, sondern rückt auch die gesellschaftspolitische in den Blick, indem er etwa moralische Aspekte aufgreift – freilich nie mit erhobenem Zeigefinger. Moder nimmt sich immer wieder selbst auf den Arm und wirkt dadurch sympathisch; seine Gags folgen dicht aufeinander und wecken oft das Bedürfnis, die Lektüre zu unterbrechen, um zu lachen oder die Stirn zu runzeln. Beim Lesen bekommt man Lust, den Science-Slam-Europameister live zu erleben, der seit 2016 im Wissenschaftskabarett »Science Busters« mitwirkt. An manchen Stellen ist sein Wortlaut allerdings etwas zu reißerisch.

Das 180-seitige Buch untergliedert sich in vier Kapitel, die – wie schon beim Vorgängerwerk »Treffen sich zwei Moleküle im Labor« (2016) – unabhängig voneinander lesbar sind. Der erste Abschnitt befasst sich mit dem menschlichen Genom. Moder beschreibt darin zunächst den Aufbau und die Organisation unseres Erbguts, was ihm anschaulich gelingt. An Beispielen erklärt er, wie Evolution funktioniert und wie künstliche Veränderungen im Genom vorgenommen werden können. Dabei führt er aktuelle Studien an und lässt seine Leser gewissermaßen aktiv an der Methodik teilhaben, indem er eine Do-it-yourself-Anleitung für die Genschere CRISPR/Cas präsentiert.

Fragwürdige Optimierung

Moder erklärt, welche genetischen »Optimierungen« heute bereits möglich sind und wo einschlägige Probleme und Chancen liegen. Am Ende des Kapitels widmet er sich der Frage, was »optimieren« eigentlich bedeutet. Denn viele Merkmale des Organismus lassen sich nicht eindeutig als positiv oder negativ einstufen; zudem kann die Veränderung eines Merkmals (etwa einer bestimmten Krankheitsresistenz) unbeabsichtigte negative Auswirkungen zeitigen. Moder stellt klar, dass viele Eigenschaften nicht durch ein einzelnes Gen, sondern durch das Zusammenspiel vieler verschiedener bestimmt werden.

Im zweiten Kapitel beleuchtet der Molekularbiologe die Forschung dazu, auf welche Weise eine Eigenschaft wie Intelligenz überhaupt von den Genen bestimmt wird. Hierbei definiert er Grundbegriffe der Intelligenzforschung wie IQ-Wert und Korrelation. Dies ist der wohl komplizierteste Teil seines Buchs, allerdings schafft es Moder, trotz mathematischer Formeln einen trockenen Lehrbuchstil zu vermeiden, indem er seine Ausführungen mit unterhaltsamen Anekdoten spickt. Er gibt den Lesern einen Überblick über aktuelle Ansätze zur Intelligenzsteigerung, wobei er eine kritisch-distanzierte Haltung einnimmt. Dieses zweite Kapitel hat deutlich mehr Sachbuch- als Science-Slam-Charakter.

Der dritte und längste Abschnitt ist der menschlichen Verhaltensbiologie gewidmet. Der Autor driftet dort mitunter zu weit in die Gesellschaftskritik ab; auch kommt sein Sprung von der Intelligenzforschung zur Fremdenfeindlichkeit etwas unvermittelt. Manche Äußerungen, etwa zum Thema Nationalsozialismus, erscheinen gedruckt sehr drastisch – gesprochen kommen sein Humor und seine Ironie sicherlich besser heraus.

Davon abgesehen vermittelt Moder seinen Lesern auch in diesem Teil interessante Erkenntnisse, beispielsweise zu den Themen Drogen oder Attraktivität. Fragen, die beinahe jeden Menschen beschäftigen, wie »Was macht glücklich?« oder »Was macht einen guten Menschen aus?«, diskutiert der Autor in den letzten beiden Kapiteln, wobei es ihm im vierten vor allem um ethische Aspekte und die Zukunft geht. Ein Schlusswort rundet das Werk ab, in dem der Molekularbiologe anmerkt, dass Biologie »ein chaotischer Sauhaufen« sei. Insgesamt findet er aber: »So schlecht (...) stellen wir uns gar nicht an.«

Ausführlich legt der Autor dar, welche Veränderungen am Genom bereits möglich sind oder in Zukunft sein werden. Die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, Menschen zu optimieren, will er jedoch den Wissenschaftsphilosophen überlassen. Das Buch regt sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken an (zwei durchaus sinnvolle Optimierungen), stützt sich auf ein solides wissenschaftliches Fundament und bietet ein umfangreiches Literaturverzeichnis für alle, die mehr wissen wollen.

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