Direkt zum Inhalt

»Großartige Giganten«: Jagte der Spinosaurus doch nicht unter Wasser?

Diese und viele weitere spannende Fragen über Dinosaurier diskutiert der Paläobiologe Armin Schmitt in seinem Buch.
Brontosaurus (künstlerische Darstellung)

Noch immer stellen Dinosaurier die Wissenschaft vor viele Rätsel. Kein Wunder: Immerhin bewohnten sie die Erde für den unvorstellbar langen Zeitraum von etwa 186 Millionen Jahren. Ihre Herrschaft begann mit einem Massenaussterben, das das Ende des Erdzeitalters Perm markiert und dem rund 95 Prozent der damaligen im Wasser und etwa 75 Prozent aller an Land lebenden Arten zum Opfer fielen. Und endete bekanntermaßen mit dem Asteroideneinschlag im Bereich der heutigen mexikanischen Halbinsel Yucatán vor etwa 66 Millionen Jahren.

Diesem Zeitraum, dem Mesozoikum, widmet sich der Paläobiologe Armin Schmitt in seinem Buch. Er erzählt von Aufsehen erregenden Fossilienfunden: etwa dem des sehr gut erhaltenen gepanzerten Pflanzenfressers Borealopelta markmitchelli im Jahr 2011. Neben ausführlichen Beschreibungen dieser Entdeckungen enthält das Buch viele nützliche Infokästen zu Fachbegriffen aus der Paläontologie und verwandten Disziplinen.

Auch zu immer wieder geführten Diskussionen wie zum Beispiel, ob sich der Tyrannosaurus rex von Aas ernährt oder der noch größere Raubsaurier Spinosaurus aegyptiacus am, im oder unter Wasser gejagt hat, nimmt der Autor Stellung. Zum Nachdenken regen dabei die Textstellen an, in denen es nicht allein um die Dinos, sondern auch um die Menschen geht, die sie entdeckt haben und bis heute entdecken.

Ein Wettrennen um Sensationen

Als historisches Beispiel beschreibt Schmitt die Rivalität zwischen den amerikanischen Fossilienjägern Othniel Charles Marsh und Edward Drinker Cope, die sich im 19. Jahrhundert einen handfesten »Knochenkrieg« um die Erstbeschreibung damals noch unbekannter Dinosaurierarten wie des Stegosaurus lieferten. Dabei wäre dieser Wettstreit, mit dem Marsh und Cope der Wissenschaft schadeten, weil sie ihre Forschungsergebnisse in dem Drang, sich gegenseitig zu übertrumpfen, zum Teil überstürzt veröffentlichten und sogar Knochenfragmente zerstörten, laut Schmitt gar nicht nötig gewesen: Beide hätten anfangs über ausreichend Zeit und finanzielle Mittel verfügt, um sorgfältig zu arbeiten.

Heute sei das anders. »Die Forschung bewegt sich so schnell, dass jedes Jahr Hunderte Artikel veröffentlicht und bis zu fünfzig neue Dinosaurierarten beschrieben werden«, schreibt Schmitt. Dabei konkurrierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oft um knappe Forschungsgelder und müssten wegweisende und öffentlichkeitswirksame Arbeit leisten, um etwa in renommierten Fachzeitschriften veröffentlichen zu können. Filme wie die »Jurassic Park«- und »Jurassic World«-Reihen setzten zudem auf immer spektakulärere Darstellungen von Dinosauriern.

Ist das wirklich nötig? Wer Schmitts Buch liest, kommt vielleicht wie er zu dem Schluss, dass die ausgestorbenen Echsen auch ohne spektakuläre Inszenierungen faszinierend sind – gerade weil so vieles über sie nach wie vor im Dunkeln liegt. Der Schluss des Buchs kommt allerdings etwas abrupt daher und der Zeitstrahl sowie das Glossar im Anhang, in dem sich einige Fachbegriffe aus den Infokästen wiederholen, wären am Anfang von »Großartige Giganten« besser aufgehoben gewesen.

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Vögel - Gefiederte Vielfalt

Die kognitiven Fähigkeiten von Vögeln erstaunen selbst Fachleute immer wieder. Wie schaffen es Vögel, trotz ihres winzigen Gehirns, Werkzeuge zu benutzen oder sich im Spiegel zu erkennen? Wie kam es zum Gesang der Vögel und was verbirgt sich dahinter? Wie kommt es zu den vielfältigen Farben und Mustern des Federkleids? Studien zur Embryonalentwicklung zeigen, auf welchen theoretischen Grundlagen die Farb- und Formenfülle im Tierreich beruhen. Und die Vorfahren der Vögel, die Dinosaurier, erwiesen sich als fürsorgliche Eltern.

Spektrum der Wissenschaft – Evolution der Giganten

Die Dinosauriergruppe der Sauropoden brachte die größten landlebenden Tiere aller Zeiten hervor. Wieso konnten die Sauropoden so ungeheuer groß werden? Außerdem: Bewegungsdaten vieler Millionen Sterne erzählen von einer höchst turbulenten Geschichte der Milchstraße. Können Proteine aus dem Bioreaktor als Fleischersatz dabei helfen, eine nachhaltige Lebensweise zu erreichen und die Umweltbilanz zu verbessern? Um künftige Computersysteme energieeffizienter, schneller und verlässlicher zu gestalten, orientieren sich Fachleute zunehmend am Gehirn als biologischem Vorbild.

Spektrum - Die Woche – Fragwürdiger Fußabdruck

Der populärste Ansatz, die vom Menschen verursachten Umweltgefahren in ein leicht zugängliches Bild zu fassen, ist der »Earth Overshoot Day«. Doch was ist dran an dieser Berechnung? Welche Parameter werden berücksichtigt? Wie aussagekräftig ist die Methode? Unser Titelthema der aktuellen »Woche«.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.