Direkt zum Inhalt

Übersensibler Superheld

Über eine vermeintliche Schwäche, die tatsächlich eine Stärke ist.

Wie wunderbar ist es, einen Kämpfer an seiner Seite zu haben, der einen beschützt und immer zur Stelle ist! Doch dieser Superheld überreagiert manchmal ein bisschen. Dann signalisiert er Gefahr, wo keine ist. Was tun, wenn er bei jedem kleinsten Auslöser in den Kampf ziehen will?

Wie schon in ihrem vorherigen Kinderbuch »Hey, kleiner Kämpfer« thematisieren die australische Psychologin und Gestalttherapeutin Karen Young und die litauische Illustratorin Norvile Dovidonyte in »Hey, du bist großartig!« das Gefühl der Angst und zeigen kindgerecht Möglichkeiten auf, sich nicht von ihr übermannen zu lassen. Verantwortlich für das Gefühl ist der Mandelkern, eine kleine Region im Gehirn. Er agiert als Alarmanlage und möchte uns eigentlich nur helfen. Gepinselt als blaues, freundliches Kuschelmonster stellt er sich vor jede Gefahr und scheut keinen Kampf, auch wenn es bei genauerer Betrachtung keinen Gegner gibt.

»Menschen, die ängstlich sind, gehören zu den mutigsten Menschen überhaupt, weil sie Dinge, vor denen sie Angst haben, trotzdem tun« ist eine zentrale Botschaft beider Bücher. Mutig kann also nur derjenige sein, der das Gefühl der Angst kennt. Und die Empfindung kennen schließlich alle, selbst die, von denen wir es überhaupt nicht erwarten würden. Doch warum haben wir Angst, woher kommt sie, und wie können wir mit ihr umgehen?

Kindgemäß und mit verspielten Illustrationen stellen Young und Dovidonyte unter anderem die adaptive Funktion von Angst dar. Immerhin setzt die Emotion im Körper Unmengen an Energie frei, damit wir fliehen oder kämpfen können, und verleiht uns so Superkräfte, die uns stark wie ein Bär oder schnell wie ein Tiger werden lassen. Aber nicht immer sind diese Superkräfte angenehm. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wie man die ganze aufgestaute Energie wieder loswird, wenn wir nicht fliehen können oder es keinen Säbelzahntiger zu bekämpfen gibt. Dabei hilft etwa die Konzentration auf den eigenen Atem, wie Young und Dovidonyte deutlich machen. Die charmante Anleitung soll die Leser dazu motivieren, die Übung selbst auszuprobieren.

Detektivisch die eigenen Stärken entdecken

In »Hey, du bist großartig!« geht es um einen möglichen Umgang mit der Angst und darum, die eigenen Stärken und Ressourcen zu entdecken. Ein Organ darf dabei nicht fehlen: unser Gehirn. Das kann sich die wunderbarsten Dinge, aber auch die größten Katastrophen ausmalen. Zum Glück können wir unser Gehirn ähnlich wie einen Muskel trainieren, beispielsweise durch stärkende Gedanken, mutiges Verhalten und konkrete Achtsamkeitsübungen zum Ausprobieren, Einüben und Spaßhaben. Denn »Gehirne lieben es, im ›Hier und Jetzt‹ zu sein«. Mit etwas Übung gelingt es so, seine Ängste immer besser zu steuern und sich detektivisch den eigenen Stärken zuzuwenden, von denen es viele zu entdecken gibt.

Schlägt man das Buch zu, hat man mehr über die Angst verstanden: In der vermeintlichen Schwäche steckt ganz schön viel Stärke. Das stimmt hoffnungsvoll und ist für Kinder ab fünf Jahren, aber auch für ältere Leser eine bereichernde und ermutigende Botschaft.

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Abenteuer Familie

Miteinander leben und gemeinsam aufwachsen: Der Familienalltag bedeutet ein intimes Miteinander, das in guter Erinnerung bleiben will. Denn das Netzwerk aus Eltern und Geschwistern flicht Verbindungen solcher Art, die auch Jahre später noch prägend sein werden - ob positiv oder negativ.

Spektrum - Die Woche – Wie ich atme, so fühle ich

Ganz unbemerkt atmen wir täglich zirka 20.000-mal ein und wieder aus. Dabei ist das, was währenddessen in unserem Körper passiert, alles andere als banal. Und wird sogar von unserem Gemüt beeinflusst. Lesen Sie in der aktuellen »Woche«, wie die Teamarbeit von Hirn und Lunge gelingt.

Spektrum Psychologie – Auch ohne Kinder glücklich

Kinder zu bekommen, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Warum sind viele auch kinderlos glücklich – oder hätten im Nachhinein sogar gern auf Nachwuchs verzichtet? Außerdem in dieser Ausgabe: Selbsthilfe bei Depressionen und wie sich psychische Krankheiten in Träumen zeigen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.