Direkt zum Inhalt

Wunderlicher Mischmasch

Eine lose Sammlung von Beiträgen über das Gehirn.

Es ist ein durch und durch verwirrendes Buch. Ein Sammelsurium von Essays über das Gehirn, die mal humorvoll sind, mal vor Fachbegriffen strotzen. In ihrem dritten Sammelband tragen die Mediziner und Bestsellerautoren Manfred Spitzer und Wulf Bertram die – aus ihrer Sicht – besten Geschichten der ersten beiden Bücher »Braintertainment« (2007) und »Hirnforschung für Neu(ro)gierige« (2010) zusammen, jeweils überarbeitet und um neue Informationen ergänzt.

In den Kapiteln geht es um verschiedenste Themen. So findet der Leser Gedanken über den Sinn und Zweck des Gehirns, eine Erklärung der Hirnregionen und einen Überblick über die Forschungsgeschichte. Danach geht es um Unbewusstes, Träume, soziale Bindung, Geschlechterrollen, Humor, Religion, Gedankenlesen und Glück.

Dabei sind einige spannende und informative Aspekte enthalten. Vince Ebert etwa schreibt mit einer schönen Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit über den Glauben und was ihn von der Wissenschaft unterscheidet. Die wichtige Botschaft, kritisch zu denken, ist eingebettet in ein paar Fakten.

Ein bisschen Humor zwischen den Fachwörtern

Leider gelingt anderen Autoren die richtige Mischung nicht. So mag die Tour durch die Hirnregionen für Neurowissenschaftler verständlich sein. Doch wer sich nicht ohnehin auskennt mit Begriffen wie Amygdala, Hippocampus und präfrontaler Kortex, wird hier wenig Spaß haben. Ein paar eingestreute, halbwegs humorvolle Sätze helfen darüber nicht hinweg. Und auch die vielen Fachwörter, die sich in einigen Texten ohne Erklärung wiederfinden, vermiesen den Lesespaß.

Umgekehrt ist das Kapitel über die – frei erfundene – Hirnmassage zwar amüsant und leicht zu lesen, bietet aber keinerlei Wissen. Dass es sich um Satire handelt, musste der Autor in einem Epilog nachliefern, da er zuvor interessierte Nachfragen erhalten hatte.

In seinem Kapitel über das Unbewusste geht Manfred Spitzer erfreulicherweise sehr gut auf die Probleme wissenschaftlicher Arbeit ein. Er macht deutlich, dass sich Studien gegenseitig widerlegen und neues Wissen nicht in Stein gemeißelt ist. Gleichzeitig schreiben er und andere unreflektiert über Experimente mit seltsamen Methoden (etwa den Gewinn eines Oscars als Maßstab von Glück) oder geringen Teilnehmerzahlen.

Zusammengenommen sorgen die verschiedenen Stile der elf Autoren zwar für große Abwechslung, doch ein roter Faden fehlt. Überhaupt ist es schwer zu sagen, für wen das Buch eine Bereicherung sein soll. Menschen mit Vorkenntnissen vermissen vermutlich in vielen Kapiteln die Fakten. Fachbegriffe und umständliche Formulierungen machen dagegen einige Kapitel für Laien unverständlich. Und ganz verwirrt sind wohl diejenigen, die das erste und zweite Buch bereits gelesen und beim Kauf des dritten den Klappentext nicht berücksichtigt haben. Denn sie finden allenfalls kleine Änderungen in sonst bekannten Geschichten.

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Spektrum edition – Sprache

In dieser »edition« behandeln wir das Thema Sprache von den Wurzeln bis hin zur Entschlüsselung von tierischer Kommunikation mit KI. Wie klingt eine Sprache, die fast niemand kennt? Denken Menschen anders, wenn sie anders sprechen? Und was verrät der Klang einer Sprache über unsere Wahrnehmung?

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.