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»Klimawandel FAQs«: Fragen und Antworten zum Klimawandel

Auf die Fragen zum Klimawandel gibt es keine einfachen Antworten – dieses Buch bietet umfangreiche Informationen, ist jedoch zum Teil nicht leicht verständlich.
Eine Schotterfläche mit einer kleinen Eiszunge und Bergen im Hintergrund.

Sind Wetter und Klima dasselbe? Gibt es Wetterdaten, die einer Klimaerwärmung entgegenstehen? Auf diese und viele andere Fragen versucht das Buch »Klimawandel FAQs« Antworten zu geben und den Leser für Diskussionen mit Argumenten auszustatten.

Auf 409 Seiten verfolgen die beiden Klimageographen Arno Kleber und Jana Richter-Krautz das noble Ziel, wissenschaftliches Arbeiten und Publizieren für Laien aufzubereiten, um vermeintliche Fakten in Diskussionen richtig einordnen zu können. Beide lehren Klimawissenschaften an Universitäten und haben nun ihre Expertise in neun Kapiteln aufbereitet, wobei erst ab Kapitel 4 eine Fragen-Struktur, die man beim Titel »Klimawandel FAQs« erwartet, zu erkennen ist. 

Die ersten drei Kapitel sollen dem Leser die Grundlagen des Wissenschaftsbetriebs sowie die Geschichte der Klimaforschung und wichtige Begriffe der Klimawissenschaften vermitteln. Die Unterscheidung zwischen dem momentanen Zustand der Atmosphäre, dem Wetter, und dem rechnerischen Durchschnittswert von längeren Wetteraufzeichnungen, dem Klima, ist essenziell für das Verständnis der weiteren Erklärungen im Buch. Auch Treibhausgase, Treibhauseffekt und Strahlungsantrieb werden in diesem ersten Drittel des Buches beschrieben.

Für nicht wissenschaftlich tätige Leser sind komplexe Vorgänge im Wissenschaftsbetrieb wie beispielsweise der Review-Prozess nicht so einfach nachzuvollziehen. Leider gelingt es den Autoren nicht, diese Vorgänge verständlich zu erklären.

Die Autoren nehmen verschiedene Manipulationstechniken unter die Lupe, die von den »Trumpisten«, wie sie im Buch genannt werden, oft angewendet werden. Hier stechen die Scheinkausalität, also das In-den-Zusammenhang-Stellen von zwei Ergebnissen, und das »Rosinenpicken«, der Verweis auf einzelne Fälle oder Daten, heraus. Letzteres wird beispielsweise immer wieder verwendet, um gegen die globale Klimaerwärmung zu argumentieren, da es ja Daten gäbe, die das Gegenteil besagen. Dabei handelt es sich aber um Messungen aus geografisch besonderen Regionen, die nicht repräsentativ für die Welt sein können. 

Im zweiten Teil des Buches, also den Kapiteln 4 bis 9, wird dann konkreten Fragen, den FAQs, nachgegangen. Die Fragen sind weiter in Bereiche gegliedert, wie die grundsätzliche Frage der Existenz des Klimawandels, seiner Verursachung durch den Menschen, aber auch, ob der Klimawandel überhaupt schlimm ist. Die Abschnitte folgen immer demselben Aufbau: So wird zuerst eine mehr oder weniger gängige Behauptung zum Klimawandel beschrieben, die dann im Folgenden in Bezug auf verschiedene Manipulationstechniken und Wissenschaftlichkeit eingeordnet wird. 

Am Anfang steht immer ein knappes Statement, in dem die Einordnung zusammengefasst wird, optisch durch einen grauen Hintergrund abgegrenzt. Dann folgt eine etwas ausführlichere Beschreibung, die fett gedruckt ist. Schließlich kommt die ausführliche Erklärung mit allen wissenschaftlichen Grundlagen.

Den Beschreibungen der diversen »alternativen Erklärungen« für den Klimawandel ist allein in ihrer Ausführlichkeit und Verschlungenheit schwer zu folgen. Wobei die Anzahl dieser »Fragen« ein weiterer Punkt ist, der den Leser leicht überfordern kann.

In den ebenso ausführlichen Erklärungen und Einordnungen ist die Expertise von Kleber und Richter-Krautz klar erkennbar und es werden viele interessante Fakten erläutert. So lernt der Leser beispielsweise, dass die aktuell verwendeten Klimamodelle »gekoppelte Atmosphäre-Ozean-Zirkulationsmodelle« der 5. und 6. Generation sind, die aufgrund der vielen Teilsysteme, die sie berücksichtigen, enorm komplex sind. 

Trotzdem erinnert der gesamte Aufbau des Buches an eine wissenschaftliche Publikation – als Sachbuch ist es wahrscheinlich für die breite Bevölkerung nicht immer leicht verständlich. Dazu tragen auch die langen und oft verschachtelten Sätze bei, was dazu führt, dass so mancher Satz erst nach mehrmaligem Lesen seinen Kontext offenbart; gerade auch weil die Zitate im Text den Lesefluss stören. Außerdem enthält das Buch nicht nur am Ende ein umfangreiches Literaturverzeichnis, sondern auch nach jedem Kapitel.

Wer sich kurze und knackige Antworten auf FAQs zum Klimawandel erwartet, wird mit diesem Buch enttäuscht werden. Jedoch gibt es eben zumeist keine kurzen Antworten in der Klimawissenschaft. Für Leser, die fundierte Fachkenntnisse zum Thema suchen und auch bereit sind, sich darin zu vertiefen, ist dies allerdings genau die richtige Lektüre.

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