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»Kosmos«: Die ganze Schönheit des Alls

Ob Kugelsternhaufen, Polarlicht oder Supernovae: Dieses Werk zeigt, illustriert und erklärt die Wunder unseres Universums auf beeindruckende Weise.

Wer die Welt der Astronomie zu entdecken beginnt, kann sich häufig kaum entscheiden, was ihn in diesem reichhaltigen Feld am meisten fasziniert. Die spektakulären Bilder aus dem All beeindrucken ebenso wie die dazugehörigen Erklärungen aus der Forschung. Schwarze Löcher und die Planeten des Sonnensystems ziehen genauso in den Bann wie die kulturellen und mythologischen Bezüge der Astronomie. Daher sind Einsteiger oft am besten mit einem reichlich bebilderten Lexikon bedient, das ihren Wissensdurst gleichzeitig stillt und nährt. Das vorliegende Buch ist dafür hervorragend geeignet. Aber auch Kenner mit ästhetischem Anspruch finden in ihm einen besonders schön illustrierten Reiseführer durchs Weltall.

Gestaltet als Kreuzung zwischen Bildband und Lexikon, begleitet das Buch seine Leser in sieben Kapiteln bis an die Grenzen des beobachtbaren Universums in Raum und Zeit. Zunächst widmet es sich im Abschnitt »Blick ins Universum« der Geschichte und Technik astronomischer Beobachtungen – von den ersten Aufzeichnungen aus der Frühgeschichte bis hin zu modernen Detektoren, die geisterhafte Teilchen und Schwingungen der Raumzeit als Signale von Himmelskörpern interpretieren können.

In den folgenden Kapiteln »Sonne und innere Planeten« und »Gasriesen und äußere Welten« geht es um Objekte und die Struktur des Sonnensystems. Auch hier verknüpft das Buch sehr ansprechend die astrophysikalischen, planetologischen, technischen und kulturellen Aspekte der Astronomie des Sonnensystems miteinander. An spektakuläre Bilder von der wilden Sonnenoberfläche und -umgebung wird dabei ebenso gedacht wie an die Raumfahrt im Sonnensystem, die mythologische Bedeutung der Planeten in verschiedenen Kulturen und klassische Sciencefiction wie H. G. Wells’ »Krieg der Welten«.

Auf der Höhe der Zeit

Im Kapitel »Die Milchstraße« geht es weiter mit einem Streifzug durch Struktur, Lebensphasen und Umgebungen der Sterne sowie zu den größeren Strukturen, in denen diese eingebettet sind. Neben didaktisch gut gestalteten Illustrationen zum Sternenaufbau bietet das Buch auch immer wieder spektakuläre Aufnahmen von Sternentstehungsregionen, Supernovaüberresten oder Kugelsternhaufen. Danach geht die Reise in den Kapiteln »Jenseits der Milchstraße« und »Die äußersten Grenzen« weiter zu Galaxien beziehungsweise Galaxienhaufen und führt dabei bis zu den fernsten und frühesten beobachtbaren Galaxien. Auch die ganz großen Fragen nach dem Anfang des Universums und dem Leben im All greift der Band auf. Dabei erweist er sich ganz auf der Höhe der Zeit, indem er etwa die Reise des James-Webb-Teleskops auf seine Umlaufbahn und dessen spektakuläre Aufnahmen des Galaxienhaufens Abell 2744 präsentiert.

Abgerundet wird das Buch durch einen ausführlichen Atlas der Sternbilder mit Erklärungen zu den wichtigen astronomischen Objekten sowie mythologischen und historischen Bezügen. Die handgezeichneten Sternkarten sind dabei klassischen astronomischen Werken des 17.–19. Jahrhunderts entnommen und garnieren diese Art von Himmelsatlas noch mit einem besonderen kunstgeschichtlichen Genuss. Dazu kommen ein gut organisiertes Glossar und ein Register.

Dank seiner umfassenden Stoffauswahl hält das Werk für jeden Leser, ungeachtet seiner Interessenschwerpunkte, viele Entdeckungen bereit. Beeindruckend ist aber vor allem die Ausführung des Bildbands. Die Balance zwischen Bildmaterial und Begleittext ist wunderbar gelungen. Die Abbildungen sind von bestechender Qualität – das gilt für die sorgfältig ausgewählten und spektakulären astronomischen Aufnahmen, die historischen Illustrationen und die Aufnahmen archäologischer und technikgeschichtlicher Artefakte ebenso wie für die liebevoll und didaktisch geschickt gestalteten Zeichnungen, mit denen die wissenschaftlichen und technischen Zusammenhänge erläutert werden.

Die Begleittexte sind verständlich formuliert, kurz gehalten und in Häppchen gut lesbar. Dabei sind sie fachlich akkurat, jedoch im Stil nie trocken – sie lesen sich eher wie kleine Geschichten. Dank des klugen Aufbaus fügen sich die einzelnen Episoden wunderbar zu einem großen Panorama; man bleibt als Leser stets neugierig, wie es auf der nächsten Seite weitergeht. Das Autorenteam vereint Fachkompetenz, gestalterisches Talent und didaktische Fähigkeiten – und all das kommt auch in der exzellenten deutschen Übersetzung voll zum Tragen.

Wer auch nur ein wenig Sinn für die Schönheit der Astronomie hat, wird an diesem Buch seine Freude haben. Einsteiger werden es genauso lieben wie versierte Leser, die auch mit einigen Vorkenntnissen noch Neues entdecken werden. Autoren und Verlag ist mit »Kosmos« ein kleines Kunstwerk gelungen, das weder nur Nachschlagewerk noch bloße Sammlung spektakulärer Bilder ist – es erschafft sich gewissermaßen sein eigenes Genre. Ich kann es jedem Astronomiebegeisterten nur wärmstens empfehlen.

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