Buchkritik zu »Lichtspiele in der Luft«
Warum ist der Himmel tagsüber blau, nachts schwarz und in der Dämmerung rötlich? Warum zeigt der Regenbogen so schön angeordnete Farben und tritt manchmal auch noch doppelt oder gar dreifach auf? Wie entsteht eine Fata Morgana?
Auf diese und noch mehr Fragen des Alltags hält Michael Vollmer, Physikprofessor an der Fachhochschule Brandenburg, eine passende Antwort bereit. Er ist kompetent, denn seine Spezialgebiete sind physikalische und technische Optik, atmosphärische Optik und Spektroskopie.
Unterhaltsam plaudernd, dem Untertitel getreu, umreißt er grundlegende physikalische Konzepte, gibt eine Übersicht der farbigen Erscheinungen der irdischen Lufthülle und wendet sich schließlich Luftspiegelungen, Regenbögen, Halos und anderen Phänomenen im Einzelnen zu. Sogar Bauernregeln, die auf Lichterscheinungen des Himmels zurückgehen, sind zu finden.
An der Faszination dieser Alltagsphänomene und ihrer – für den Physiker – hinreißend schönen Erklärungen wollte Vollmer seine Mitmenschen teilhaben lassen und schrieb sich mit missionarischem Eifer ein Buch von der Seele. Ein Vorbild hat er sich offenbar an Marcel Minnaert genommen, dessen Werk "Licht und Farbe in der Natur" (1937) bei Birkhäuser 1992 neu verlegt wurde. Auch seinen Leitspruch hat er sich dort ausgeborgt: "Wer die Natur liebt, braucht das Beobachten ihrer Erscheinungen wie die Luft zum Atmen."
Überhaupt machen Zitate, schöngeistige Reflexionen und historische Ausflüge das Buch lesenswert. So trägt er beim Regenbogen vielerlei zusammen, aus Homers "Ilias", aus der Bibel – vom alttestamentlichen Zeichen des Bundes nach der Sintflut im 1. Buch Mose bis zur Vision des Jüngsten Gerichts in der Offenbarung des Johannes – und aus Goethes "Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft". Caspar David Friedrichs "Gebirgslandschaft mit Regenbogen" oder John Constablers "Land schaft mit doppeltem Regenbogen" führt er ebenso an wie die Regenbogensymbolik des 20. Jahrhunderts bei "Greenpeace" oder die PACE-Fahnen der Friedensbewegung.
Dabei wird natürlich vieles nur angerissen. Man lernt, dass die ältesten Darstellungen eines Regenbogens 5500 Jahre alt sind und aus der Zentralsahara stammen – und hätte dann gerne noch mehr erfahren als einen dürren Literaturhinweis.
Allein mit den "Erscheinungen" begnügt sich Vollmer nicht. Ihm geht es immer um die naturwissenschaftliche Herleitung der Phänomene. Er illustriert das dem Leser durch einfache Experimente und gibt sich erst zufrieden, wenn am Ende eine schöne Formel steht. So landet er beim Regenbogenintegral und seiner Berechnung durch George B. Airy (1801 – 1892). Sogar die exakte Lösung der Maxwell'schen Gleichungen für Aerosole in der Atmosphäre oder sphärische Partikel in wässrigen Lösungen durch Gustav Mie (1868 – 1957) würdigt der Autor in einem speziellen mathematischen Einschub. Dadurch gerät das Buch, das eigentlich die Öffentlichkeit erreichen will, schnell zum Optik-Lehrbuch.
Zu oft und zu ungestüm taucht der Autor in wissenschaftliche Tiefen ab und lässt den verzweifelten Leser am Ufer stehen. Es ist nicht leicht, das Werk von vorn bis hinten durchzulesen oder nach einem wissenschaftlichen Exkurs eine passende Stelle für den Wiedereinstieg zu finden. Zu unterschiedlich ist das Niveau der einzelnen Kapitel und Abschnitte. Die Zielgruppe mäandert ständig irgendwo zwischen der 6. Klasse Realschule (Einführung des lateinischen und griechischen Alphabets) und dem 4. Semester Physikstudium. Der Spagat ist dem Autor durchaus bewusst, aber er sieht darin das "Problem, das jeder Naturwissenschaftler nun einmal hat, der über sein Steckenpferd … schreibt". Im Vorwort gibt er – zutreffend - zu bedenken, dass Formeln und grafische Darstellungen auf den Leser "abschreckend wirken" und dazu führen könnten, das "Buch sofort wieder aus der Hand zu legen".
Schwarz-weiß und von amateurhafter Qualität, lassen die zahlreichen Abbildungen das Buch im Wortsinn alt aussehen. Bei diesem Thema erwartet man mehr als die wenigen, klein bebilderten Farbtafeln, zu denen der ernüchterte Leser aus den betreffenden Kapiteln auch noch hinblättern muss. Dass in den Abbildungstexten persönliche Rückfragen des Autors an die Redaktion (Bild F 9.1 der Farbtafel X) mitgedruckt wurden, mag ebenfalls an den "Kostengründen" liegen, auf die Vollmer verweist. Das Internet oder das im selben Verlag erschienene Werk "Vom Regenbogen zum Polarlicht " von Kristian Schlegel bieten da eine bessere Alternative.
Wenngleich Vollmer mit seinem Buch so manches Geheimnis des atmosphärischen Schauspiels lüftet, bleibt manches offen – insbesondere die Frage, ob das Buch sein Publikum finden und mitreißen wird.
Auf diese und noch mehr Fragen des Alltags hält Michael Vollmer, Physikprofessor an der Fachhochschule Brandenburg, eine passende Antwort bereit. Er ist kompetent, denn seine Spezialgebiete sind physikalische und technische Optik, atmosphärische Optik und Spektroskopie.
Unterhaltsam plaudernd, dem Untertitel getreu, umreißt er grundlegende physikalische Konzepte, gibt eine Übersicht der farbigen Erscheinungen der irdischen Lufthülle und wendet sich schließlich Luftspiegelungen, Regenbögen, Halos und anderen Phänomenen im Einzelnen zu. Sogar Bauernregeln, die auf Lichterscheinungen des Himmels zurückgehen, sind zu finden.
An der Faszination dieser Alltagsphänomene und ihrer – für den Physiker – hinreißend schönen Erklärungen wollte Vollmer seine Mitmenschen teilhaben lassen und schrieb sich mit missionarischem Eifer ein Buch von der Seele. Ein Vorbild hat er sich offenbar an Marcel Minnaert genommen, dessen Werk "Licht und Farbe in der Natur" (1937) bei Birkhäuser 1992 neu verlegt wurde. Auch seinen Leitspruch hat er sich dort ausgeborgt: "Wer die Natur liebt, braucht das Beobachten ihrer Erscheinungen wie die Luft zum Atmen."
Überhaupt machen Zitate, schöngeistige Reflexionen und historische Ausflüge das Buch lesenswert. So trägt er beim Regenbogen vielerlei zusammen, aus Homers "Ilias", aus der Bibel – vom alttestamentlichen Zeichen des Bundes nach der Sintflut im 1. Buch Mose bis zur Vision des Jüngsten Gerichts in der Offenbarung des Johannes – und aus Goethes "Regenbogen über den Hügeln einer anmutigen Landschaft". Caspar David Friedrichs "Gebirgslandschaft mit Regenbogen" oder John Constablers "Land schaft mit doppeltem Regenbogen" führt er ebenso an wie die Regenbogensymbolik des 20. Jahrhunderts bei "Greenpeace" oder die PACE-Fahnen der Friedensbewegung.
Dabei wird natürlich vieles nur angerissen. Man lernt, dass die ältesten Darstellungen eines Regenbogens 5500 Jahre alt sind und aus der Zentralsahara stammen – und hätte dann gerne noch mehr erfahren als einen dürren Literaturhinweis.
Allein mit den "Erscheinungen" begnügt sich Vollmer nicht. Ihm geht es immer um die naturwissenschaftliche Herleitung der Phänomene. Er illustriert das dem Leser durch einfache Experimente und gibt sich erst zufrieden, wenn am Ende eine schöne Formel steht. So landet er beim Regenbogenintegral und seiner Berechnung durch George B. Airy (1801 – 1892). Sogar die exakte Lösung der Maxwell'schen Gleichungen für Aerosole in der Atmosphäre oder sphärische Partikel in wässrigen Lösungen durch Gustav Mie (1868 – 1957) würdigt der Autor in einem speziellen mathematischen Einschub. Dadurch gerät das Buch, das eigentlich die Öffentlichkeit erreichen will, schnell zum Optik-Lehrbuch.
Zu oft und zu ungestüm taucht der Autor in wissenschaftliche Tiefen ab und lässt den verzweifelten Leser am Ufer stehen. Es ist nicht leicht, das Werk von vorn bis hinten durchzulesen oder nach einem wissenschaftlichen Exkurs eine passende Stelle für den Wiedereinstieg zu finden. Zu unterschiedlich ist das Niveau der einzelnen Kapitel und Abschnitte. Die Zielgruppe mäandert ständig irgendwo zwischen der 6. Klasse Realschule (Einführung des lateinischen und griechischen Alphabets) und dem 4. Semester Physikstudium. Der Spagat ist dem Autor durchaus bewusst, aber er sieht darin das "Problem, das jeder Naturwissenschaftler nun einmal hat, der über sein Steckenpferd … schreibt". Im Vorwort gibt er – zutreffend - zu bedenken, dass Formeln und grafische Darstellungen auf den Leser "abschreckend wirken" und dazu führen könnten, das "Buch sofort wieder aus der Hand zu legen".
Schwarz-weiß und von amateurhafter Qualität, lassen die zahlreichen Abbildungen das Buch im Wortsinn alt aussehen. Bei diesem Thema erwartet man mehr als die wenigen, klein bebilderten Farbtafeln, zu denen der ernüchterte Leser aus den betreffenden Kapiteln auch noch hinblättern muss. Dass in den Abbildungstexten persönliche Rückfragen des Autors an die Redaktion (Bild F 9.1 der Farbtafel X) mitgedruckt wurden, mag ebenfalls an den "Kostengründen" liegen, auf die Vollmer verweist. Das Internet oder das im selben Verlag erschienene Werk "Vom Regenbogen zum Polarlicht " von Kristian Schlegel bieten da eine bessere Alternative.
Wenngleich Vollmer mit seinem Buch so manches Geheimnis des atmosphärischen Schauspiels lüftet, bleibt manches offen – insbesondere die Frage, ob das Buch sein Publikum finden und mitreißen wird.
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