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»Magic Future Money«: Das Geldsystem der Zukunft

In 30 spannenden Sciencefiction-Kurzgeschichten beschreiben Autorinnen und Autoren verschiedene Zukunftsvisionen unserer Gesellschaft. Eine Rezension.
Abstraktes Bild eines Würfels mit dahinter liegender Datenwolke

»Was wissen wir bisher über die Zukunft des Geldes? Leider so gut wie nichts.« Mit dieser Erkenntnis beginnt der Journalist Friedemann Brenneis das Vorwort des von ihm herausgegebenen Buchs »Magic Future Money«. In den letzten Jahrhunderten hat sich das Geldsystem – zumindest für die Verbraucher – kaum verändert: Eine staatliche Institution bringt eine Währung in Umlauf, die man gegen Güter eintauschen kann und mit der man Steuern zahlt. Dass vieles davon nun auch elektronisch möglich ist, ändert nichts am zu Grunde liegenden Prinzip.

Mit dem Erscheinen der ersten Kryptowährung »Bitcoin« im Jahr 2009 entstand eine völlig neue Art von Geld, die nicht mehr von einer zentralen Instanz gesteuert wird. »Über Geld und dessen Zukunft nachzudenken, ist auf einmal sexy geworden«, schreibt Brenneis. Bitcoin sei eine Möglichkeit, wie ein Zahlungsmittel der Zukunft aussehen könnte – doch was für andere Szenarien gibt es? Um kreative Ideen zu sammeln, rief Brenneis 2020 einen Wettbewerb aus: Unter 290 eingegangenen Beiträgen wählte er die 30 spannendsten Kurzgeschichten aus, die nun in »Magic Future Money« nachzulesen sind – und das Lesen lohnt sich.

Von gruseligen Schauergeschichten zu wünschenswerten Utopien

Die Geschichten reichen von düsteren Dystopien, die einem Philip-K.-Dick-Roman entsprungen sein könnten, bis hin zu Szenarien, die nur allzu realistisch wirken. In erstere Kategorie fallen sicherlich die vom Sciencefiction-Autor Carsten Schmitt beschriebenen Tumorzellen, die in lebende Körper implantiert werden, damit sie dort komplizierte Berechnungen durchführen. Oder die Vision des 1993 geborenen Autors Fabian Henry, bei der Personen gezwungen sind, ihre Gliedmaßen verkaufen. Etwas realistischer wirken dagegen die Geschichten, in denen Wasser als knappes Gut plötzlich zu einer Währung wird, wie von der Fremdsprachenlehrerin Lilias Munro geschildert, oder dass unsere bekannte Form von Geld durch Energie abgelöst wird, die man etwa mit Sport auf dem Laufband generieren kann. Letztere Idee stammt von einer Autorin mit dem Pseudonym Juliette S. Francis

Jede der 30 Geschichten enthält einen einzigartigen Ansatz, der sich von den anderen unterscheidet. Selbst wenn sich in den meisten Beiträgen die aktuellen Krisen der Zeit (Pandemien, Klima, Artensterben, Wassermangel und so weiter) widerspiegeln, zeichnen nicht alle Autorinnen und Autoren ein düsteres Bild unserer Zukunft. Es gibt durchaus hoffnungsvolle Visionen. So werden etwa utopische Gesellschaften beschrieben, in denen man beispielsweise seinen Kontostand erhöhen kann, indem man Gutes für andere tut.

An dem Werk waren nicht nur die verschiedenen Autorinnen und Autoren beteiligt, sondern auch mehrere Illustratorinnen und Illustratoren, die jede Kurzgeschichte mit einem einseitigen Bild aufmachen. Der Einband des Buchs ist ebenfalls hochwertig gestaltet.

Insgesamt ist »Magic Future Money« absolut empfehlenswert: Es liefert spannende Ideen dazu, in welche Richtung sich unser Geldsystem und damit unsere Gesellschaft entwickeln könnte – und regt immer wieder zum Nachdenken an. Es ist nicht weiter überraschend, dass viele Geschichten von düsteren Szenarien geprägt sind. Das führt an manchen Stellen dazu, dass man das Buch kurz aus der Hand legen muss, um einmal tief durchzuatmen und sich auf positive Gedanken zu konzentrieren. Doch damit lässt sich definitiv beurteilen, welche Wege unsere Gesellschaft besser nicht einschlagen sollte.

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