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Bildreich und unvollständig

Die Paralympischen Spiele sind nicht nur eine Demonstration herausragender körperlicher Leistungsfähigkeit, sondern auch eine Präsentation der neuesten Medizintechnik: mit High-Tech-Prothesen aus Karbon sprinten Leichtathleten um Gold. Die weltweit älteste bekannte Prothese, eine Ersatzzehe aus Holz und Leder mit drei beweglichen Gelenken, fanden Forscher an einer mumifizierten Priestertochter aus den Jahren zwischen 950 und 710 v. Chr. Auch wenn man im Sprint mit der "Kairo-Zehe" gewiss kein olympisches Gold gewinnen kann, ist sie ein Beleg dafür, wie findig Mediziner schon vor Jahrtausenden waren.

Die Geschichte der Medizin bildreich darzustellen, von den frühen Anfängen bis zur genomorientierten personalisierten Heilkunde, hat sich Christine Pauli in diesem Buch zur Aufgabe gemacht. Die Biologin und Wissenschaftsjournalistin widmet sich den wichtigsten Meilensteinen der Medizingeschichte und ihren Akteuren – vom vorrationalen Zeitalter der ägyptischen Medizin mit Priesterärzten und Göttern; über die rationale, naturphilosophisch-scholastische Heilkunde der griechischen Vorsokratiker; über die naturwissenschaftlich-empirische Gesundheitslehre der frühen Neuzeit sowie des 19. Jahrhunderts bis zur modernen Medizin des 21. Jahrhunderts. Dies alles wird ausgiebig im Hochglanzdruck bebildert.

Dem Ausstellungskatalog eines Museums gleich, bringt das Buch viele Abbildungen zu verhältnismäßig wenig Text. Ein zweischneidiges Schwert: Die hübsch anzusehenden Illustrationen halten den Informationsgehalt zwangsläufig gering. Dieser Nachteil nivelliert sich aber, wenn klar wird, dass es sich nur um einen summarischen Abriss der bedeutendsten Wegmarken der Medizin handelt. Als solcher ist er gut gelungen – eingängig, mit vielen Heureka-Erlebnissen und neugierig machend.

Punktabzug gibt es dennoch. Die Medizingeschichte ist nicht nur geprägt von linearem Fortschritt, sondern auch von fatalen Irrtümern. Etwa der kruden Rassentheorie der Nationalsozialisten und den menschenverachtenden Experimenten in Konzentrationslagern. Dies bleibt leider gänzlich unerwähnt.

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