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In sich selbst verliebt

Wieso empfinden wir Stars oft als faszinierend? Warum können Unternehmen wie Apple derart erfolgreich sein? Zum guten Teil wegen eines aus der Balance geratenen Selbstbewusstsein, das mehr oder weniger krankhaften Narzissmus nach sich zieht – meinen zumindest Bernd Sprenger und Peter Joraschky, Fachärzte für psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Überhaupt führen sie sehr viele Dinge in der Welt auf Narzissmus zurück. Ihr Werk ist Teil der Springer-Buchreihe "Kritisch hinterfragt". Diese Serie verfolgt zwei Ziele: Sie möchte gesellschaftsrelevante Themen aus wissenschaftlich-psychologischer Sicht aufgreifen und dabei gängige Mythen sowie Vorurteile entlarven, und sie möchte unterhaltsam und leicht verständlich sein. Das erste Ziel erfüllen die Autoren sehr gut, das zweite dagegen eher weniger.

Im vorderen Teil des Bands erklärt Sprenger, wo Narzissten uns im Alltag begegnen, ob nun privat, im Beruf oder in den Medien. In der zweiten Buchhälfte behandelt Joraschky die klinischen Implikationen. Er erklärt, woran man krankhaften Narzissmus erkennt, wie es zu dieser Störung kommen kann, wie diese sich auf das Leben des Betroffenen und sein soziales Umfeld auswirkt und inwiefern eine narzisstische Persönlichkeitsstörung therapierbar ist. Dabei stellt er neben dem weithin bekannten Typus des Narzissten (dem übermäßig arroganten) einen weiteren vor: einen scheuen, "vulnerablen" Narzissten, der sich nur in seiner Fantasie überhöht und extrem empfindlich auf Kränkungen reagiert. Auch wenn Joraschky sich oft äußerst umständlich ausdrückt, präsentiert er interessante Fakten und anschauliche Beispiele aus seiner Praxis.

Chef ohne Führungskompetenz

Insgesamt würde dem Werk, das sehr theoretisch daherkommt, mehr Empirie gut tun. Dennoch ist es aufschlussreich und hilft zu verstehen, warum mancher Chef seine Mitarbeiter trotz toller Leistungen ständig zur Schnecke macht, oder warum Ehemänner mitunter allergisch auf Karrierewünsche ihrer Frauen reagieren. Sprenger und Joraschky zeigen, was dahinterstecken kann, wenn jemand ständig nur über sich redet, nach Anerkennung giert und Niederlagen kaum verkraftet.

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Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Gehirn&Geist – Multiple Persönlichkeit: Was hinter der dissoziativen Identitätsstörung steckt

Manche Menschen scheinen verschiedene Ichs in sich zu tragen, die im Wechsel die Kontrolle über den Körper übernehmen – mit jeweils eigenem Alter, Namen und Geschlecht. Unsere Experten, die zu dissoziativen Phänomenen forschen, stellen die wichtigsten Fakten zur »Multiplen Persönlichkeit« vor. Ergänzend dazu geht die Psychologin Amelie Möhring-Geisler der Frage nach, ob rituelle Gewalt in der Kindheit gezielt Persönlichkeitsspaltungen herbeiführt. In dieser Ausgabe beginnt zudem eine neue Artikelserie zum Thema »Long Covid und ME/CFS«. Im Interview spricht Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité über Ursachen von ME/CFS, den Versorgungsmangel in Deutschland und Hoffnung auf Medikamente. Darüber hinaus berichten wir über das Glücksparadox, das besagt: Je mehr wir dem Glück hinterherjagen, desto weiter entfernt es sich. Wir stellen das Thema psychotherapeutische Patientenverfügung vor, die im psychischen Krisenfall eine große Hilfe sein kann, sowie die noch immer rätselhafte Schmerzerkrankung Fibromyalgie, über deren Ursachen noch viel spekuliert wird.

Gehirn&Geist – Die Facetten unserer Persönlichkeit

Was formt die Persönlichkeit? In dieser Ausgabe erfahren Sie, wie Charakterzüge entstehen, welche psychologischen Modelle überzeugen und was für einen Einfluss etwa die Darmflora auf unser Verhalten hat. Außerdem werfen wir einen Blick auf die dunkleren Seiten des Ichs und mehr.

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