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Buchkritik zu »Meilensteine der Astronomie«

Dass die Astronomiegeschichte mit ihren vielfältigen Berührungen und Zusammenhängen mit anderen Wissensgebieten interessant und nicht ohne Spannung sein kann, beweisen die elf Meilensteine (vernünftigerweise nicht highlights) des Autors. Der gut gegliederte Inhalt mit seinen ansprechenden und das Interesse weckenden Überschriften bildet ein interessantes Mosaik der historischen Entwicklung.

Der weit gespannte Inhalt reicht von den Himmelskulten der prähistorischen Zeit bis zu den jüngsten Forschungsergebnissen und den Grenzen unseres Wissens. Dem Wissenschaftshistoriker und Philosophen kommt es weniger auf einen chronologischen Abriss, sondern vorrangig auf die Erkenntnisgewinnung an, wie dies die etwas eigenwillige, doch gut durchdachte und leserfreundliche Diktion des Buches beweist.

Der Autor versteht es geschickt, bestimmte Entwicklungslinien und wichtige Höhepunkte des astronomischen Erkenntnisweges darzustellen.

Kennzeichnend für das Buch ist, dass es nicht nur die wichtigsten Forschungsergebnisse und die bedeutendsten Gelehrten behandelt. Es geht auch ausführlich auf das gesellschaftliche Umfeld und auf Hintergrundinformation, auf Charakter eigenschaften und Motivationen von Wissenschaftlern ein, die sich auf die Erkenntnisgewinnung und die Forschung nachhaltig auswirkten. Neben den bedeutenden Gelehrten werden auch die Verdienste der weniger bekannten gewürdigt (Gerbert von Aurillac, später Papst Sylvester II., und Hermann von Reichenau). Darunter fallen auch Amateure wie Wilhelm und Caroline Herschel und Friedrich Wilhelm Bessel sowie astronomisch tätige Frauen (Sophie Brahe, Maria Cunitia, Margarethe Hevelius).

Bei der Archäoastronomie beginnend, versteht es der Autor, dieses komplizierte Thema auf einer sachlich fundierten Grundlage zu behandeln und überzogene Interpretationen zu vermeiden. Mit einem Plädoyer für das geozentrische Weltbild wird die Astronomie der Antike eingeleitet und das schwere Ringen nach der Erklärung der Himmelserscheinungen aufgezeigt. Wie leicht und einfach ist es, vom heutigen Stand des Wissens die langwierige Erkenntnisgewinnung zu beurteilen. Bald folgt die Zeit, als mit den Übersetzungen aus dem Griechischen ins Arabische und Lateinische der antike Kulturkreis mit dem islamischen eine Synthese einging, womit die Grundlagen für die abendländisch-mittelalterliche Astronomie geschaffen wurden.

Mit den Leistungen islamischer Gelehrter und anderer bedeutender Forscher ist es durchaus berechtigt, von "dem gar nicht finsteren Mittelalter" zu sprechen. Dabei wird Johannes de Sacrobosco (gestorben im Jahre 1256) besonders erwähnt, der mit seinem Werk "Sphaera" ein fundamentales Buch der Himmelskunde verfasst hatte.

Die fernrohrlose Zeit der "spitzfündigen köpffe", der Meister des Instrumentenbaus, wie Bürgi, Apian, Schöner u.a. wird ausführlich behandelt. In diese Zeit fällt auch Kopernikus, der Domherr von Frauenburg, mit seiner revolutionären Lehre. Mit seinem neuen Weltsystem entwickelte sich zur Zeit Galileis der Konflikt mit den Theologen, der hier sachlich und überzeugend behandelt wird.

Der Autor versteht es, durch kleine Episoden und Äußerungen der erwähnten Persönlichkeiten die Schritte von Meilenstein zu Meilenstein unterhaltsam und spannend zu gestalten. Das Buch ist für interessierte Leser der Astronomiegeschichte, für Lehrer und Schüler der oberen Klassen zu empfehlen. Das 20. Jahrhundert kommt leider etwas zu kurz und hätte durchaus noch um einige Seiten erweitert werden können.

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  • Quellen
Sterne und Weltraum 03/2007

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