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Religionsstifter in turbulentem Umfeld

Keine Frage: Diese Mohammed-Biografie erweitert den Horizont. Auf gut 600 Seiten entfaltet der niederländische Wissenschaftsjournalist Marcel Hulspas ein Bild des arabischen Propheten, das vielen Leser(inne)n neue Eindrücke vermitteln dürfte. Denn die Lebensgeschichte des Religionsstifters ist hier zu Lande großteils unbekannt. Allerdings erfordert der mächtige Band, sich eingehend mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Aus mitteleuropäischer Perspektive ist die Arabische Halbinsel – und mithin ihre Historie – weit weg. Die entsprechenden Namen, Herrscher, Königreiche und Geschichten wirken auf uns fremd. Hulspas versteht es dennoch, die komplizierte politische Entwicklung, ebenso wie die faszinierende Religionsgeschichte dieser Weltgegend, erzählerisch spannend aufzubereiten. Es gelingt ihm aufzuzeigen, warum der Islam binnen verhältnismäßig kurzer Zeit von einer lokalen Religion zu einer großen Bewegung avancierte, welche die ganze Arabische Halbinsel erfasste und ihre Religionsgeschichte nachhaltig prägte.

Geflecht aus Dichtung und Wahrheit

Das Leben von Religionsstiftern methodisch aufzuarbeiten, stößt rasch an Grenzen, da sich Legenden und historische Fakten oft schwer voneinander trennen lassen. Hulspas richtet sein Buch an der Mohammed-Biografie des muslimischen Gelehrten Ibn Ishaq (704-768) aus, der ein gutes Jahrhundert nach dem Propheten (Lebenszeit zirka 570-632) die umlaufenden Geschichten und Gedichte sammelte, bewertete und in einen chronologischen Zusammenhang stellte. Zusammen mit den zahlreichen Koranzitaten, die der Autor anführt, entsteht ein lebendiges Bild vom Arabien des 7. und 8. Jahrhunderts.

Es wird deutlich, in welchem Rahmen der Aufstieg Mohammeds und des Islams erfolgte. In der Gestalt des Christen- und des Judentums war der Monotheismus in Arabien damals auf dem Vormarsch oder bereits etabliert. Diese Varianten des Monotheismus waren vielen arabischen Stämmen jedoch fremd. Zugleich verloren die traditionellen arabischen Stammesgötter ihre Anziehungskraft. Hinzu kam, dass die Nachbarn der Araber, Byzantiner und Perser, einen jahrzehntelangen Abnutzungskrieg gegeneinander führten und die arabischen Stämme unter Druck standen, zu einer eigenen gemeinsamen Identität zu finden.

In diesem Spannungsfeld zwischen zwei Polen verkündete Mohammed seine Botschaft, in der politische und religiöse Komponenten zusammentrafen: "Ein arabischer Monotheismus musste seinen Ursprung in Arabien selbst haben. Und dazu mussten [die Araber] zu den Wurzeln der arabischen Kultur zurückkehren." Mohammed stammte aus Mekka, jener Stadt, in der laut Tradition der von Adam errichtete und von Abraham wieder neu aufgebaute Altar des einen Gottes stand, die "Kaaba". Rückkehr zu den Wurzeln bedeutete für ihn, dass alle anderen Götterkulte, die sich mittlerweile in und um die Kaaba angesiedelt hatten, verschwinden sollten. In diesem Zusammenhang war von Bedeutung, dass der Religionsstifter aus dem Stamm der Quraisch stammte, der unter den arabischen Stämmen eine Führungsrolle beanspruchte.

Die Leser(innen) erfahren viel über die schweren Auseinandersetzungen zwischen Muslimen, Christen und Juden sowie über die Konflikte zwischen den arabischen Stämmen. Die Passagen zur polygamen Ehe und zur Familie Mohammeds erleichtern das Verständnis dieser Epoche, weil sich in ihnen die machtpolitischen Interessen im arabischen Stammessystem spiegeln.

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