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Vögel aus der Vogelperspektive

Von Krähen, die den Menschen ausnutzen, bis zu bauwütigen Zaunkönigen: Ein Ökochemiker vermittelt überraschende Einsichten in das Sozialleben vieler Vögel.

Vögel sind Teil unserer Umwelt, ihr Gesang erfüllt uns mit Freude und ist Botschafter des Frühlings. Dennoch wissen viele Menschen nur wenig darüber, wie Vögel leben und welches Sozialverhalten sie an den Tag legen. Für alle, die gern mehr darüber erfahren würden, eignet sich dieses Buch.

In 15 Kapiteln beleuchtet der promovierte Ökochemiker Paul Dörfler das Verhalten und die Sozialstrukturen ausgesuchter Vogelarten – von der Partnersuche bis zur Familiengründung, vom Nestbau bis zum Vogelzug, von der Kindheit bis zum Tod. In unzähligen Beispielen macht er deutlich, wie komplex das Zusammenleben der Tiere ist und wie sehr sie uns Menschen in vielen Punkten ähneln.

So stellen Vögel erstaunliche Intelligenz und strategisches Kalkül unter Beweis. Sperber etwa wägen Risiko, Aufwand und Nutzen sorgfältig gegeneinander ab, bevor sie Kleinvögel angreifen. Eichelhäher legen sich einen Wintervorrat an Baumfrüchten in Erdhöhlen an, deren Orte sie sich genauestens einprägen. Und besonders schlaue Krähen lassen sogar den Menschen für sich arbeiten: Um eine Nuss zu knacken, werfen sie diese auf eine befahrene Straße. Fährt ein Auto darüber, kann sich die Krähe hinterher am Inhalt gütlich tun.

Dekoriert mit Plastikschmuck

Mit beeindruckenden Sangeskünsten, einem aufwendigen Prachtkleid oder auch bei Revierkämpfen versuchen Vögel beim anderen Geschlecht Eindruck zu schinden. Andere beeindrucken mit einem besonders prächtigen Eigenheim, gern auch samt Back-up-Immobilie für alle Fälle: Der Zaunkönig etwa schafft bis zu acht Nester in einer Brutsaison. Stare hingegen setzen mehr auf die Inneneinrichtung und dekorieren ihr Nest mit Pflanzen und Blüten – auch dies ist dem Menschen gar nicht so unähnlich. Milane haben die Vorzüge von Plastikfetzen als Einrichtungsaccessoire zu schätzen gelernt, und Laubenvögel sind berühmt dafür, ihre Bauwerke mit farblich stimmigen Plastik zu verzieren.

Dörfler hat sich schon zu DDR-Zeiten dem Umweltschutz verschrieben und öffentlich für Naturschutz geworben. Seine Leidenschaft für Natur, Naturschutz und Vögel wird auf jeder Seite deutlich und sorgt für Freude beim Lesen. Schade ist allerdings, dass es kein Literaturverzeichnis gibt, um den einen oder anderen Aspekt nachzulesen.

Deutlich benennt Dörfler immer wieder die größte Gefahr für zahlreiche Vogelarten: den Menschen. Sei es durch den Klimawandel, der Lebensräume zerstört – oder weil Windräder, Hochspannungsleitungen und Glasfassaden zu tödlichen Fallen werden. Oder auch durch Aberglaube und gefährliche Ideologie. Spatzen etwa galten nicht nur in Deutschland lange Zeit als Schädlinge. Verunglimpft als Reisdiebe, wurden sie in China um die Mitte des letzten Jahrhunderts systematisch gejagt. Die Konsequenz war eine immense Insektenplage, weil Spatzen mit den Sechsbeinern ihren Nachwuchs füttern – und die Reisernte brach stärker ein, als die Vögel es je hätten verursachen können. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie wichtig Vögel für unsere Ökosysteme sind und welche dramatischen Folgen das weltweite Vogelsterben für den Menschen haben kann. Vielleicht lässt sich daraus etwas lernen. Nach Dörflers Buch jedenfalls sieht man die Vogelwelt mit anderen Augen.

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