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Buchkritik zu »On the Shores of the Unknown«

Der 62-jährige britische Autor – Professor of Astronomy in the Department of Physics, University of Oxford – ist ein renommierter Fachmann auf dem Gebiet der Kosmologie. Daher darf der Leser von kompetenter Seite den derzeitigen Stand der Forschung mit einer gründlichen Analyse der Probleme und Aufgaben erwarten. Nicht von ungefähr ist sicher der Untertitel dem Buch Hawkings "A Brief History of Time" nachempfunden. In der Tat findet man viele Parallelen zu Hawkings Buch. Es ist in einem sachlichen, immer tiefer vordringendem Stil geschrieben, der auch den Fachmann fesseln kann. Dabei werden auch mit Wiederholungen oder in unterschiedlichen Ansichten Zusammenhänge gründlich analysiert. Und das (fast) ohne mathematische Formeln!

Allerdings sollte der Leser Vorkenntnisse der Elementarteilchenphysik, Gravitationstheorie und Quantenphysik parat haben. Zum Inhalt: Die ersten Kapitel beschreiben Beobachtungsgrundlagen von den Bausteinen des Kosmos (Sterne und ihre Entwicklung, Galaxien, Galaxienhaufen) bis zu den globalen Eigenschaften des Universums (Expansion, Hubble-Konstante, Kosmische Mikrowellenstrahlung).

Für die daraus folgende Urknallhypothese werden die mit den ersten Planckzeitintervallen zusammenhängenden Fragen erörtert (Große Vereinheitlichung der Kräfte, Symmetriebrechung, höhere Dimensionen gemäß der String-Theorie, Inflation, Raumkrümmung). Hier sind physikalische Vorkenntnisse wünschenswert. Hilfreich kann das in deutscher Übersetzung vorliegende Buch "Das elegante Universum" von Brian Greene sein. Die Vorstellungen über die primordiale Elementenentstehung und Heliumhäufigkeit als Test für den Urknall zusammen mit den kosmologischen Tests über die Helligkeits-Rotverschiebung-Relation und die mittlere Materiedichte führen unweigerlich zur "Dunklen Materie". Ihre rätselhafte Natur wird ausführlich diskutiert.

Ein Höhepunkt des Buches ist die Diskussion über die Herausbildung von Strukturen im Kosmos, die Beziehung zu den beobachteten Temperaturschwankungen in der Hintergrundstrahlung, der Rolle der Inflation und der (heißen oder kalten) Dunklen Materie sowie der Vakuumenergie (kosmologische Konstante). Aber auch die Vorstellungen über die Entstehung der Galaxien und der großräumigen Galaxienverteilung in Haufen und Superhaufen kommen nicht zu kurz. Mit einem Ausblick über geplante technisch aufwändige Beobachtungen schließt das Buch.

Der Autor geht in diesem Buch wie ein Archäologe vor, der aus Relikten aus vergangenen Zeiten den Ablauf des Geschehens rekonstruiert. Das Buch kann jedem interessierten Fachmann, aber auch jedem physikalisch vorgebildeten Laien empfohlen werden.

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  • Quellen
Sterne und Weltraum 12/2005

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