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Buchkritik zu »Plattentektonik«

Eigentlich bewegen sich die Kontinentalplatten der Erde sehr langsam. Gleichwohl hat die Theorie dieser Bewegungen, die Plattentektonik, die aus der Kontinentalverschiebungstheorie des Meteorologen Alfred Wegener (1880 – 1930) hervorgegangen ist, immer wieder Neuigkeiten zu bieten.

Wolfgang Frisch, Professor für Geologie in Tübingen, hat bereits 1986 zusammen mit Jörg Loeschke ein Buch namens »Plattentektonik« geschrieben. Der aktuelle Band ist eine neu verfasste und um viele neue Erkenntnisse erweiterte Version. Frischs Greifswalder Fachkollege Martin Meschede lieferte die Abbildungen. Neben einem Glossar am Ende des Buchs ergänzen konkrete regionale Beispiele und zahlreiche Schaubilder die Informationen. Nach einem Überblick über die Forschungsgeschichte geht der Autor im Einzelnen darauf ein, wie sich verschiedene Plattenbewegungen auswirken. Grabenbrüche und mittelozeanische Rücken entstehen dadurch, dass die Erdkruste gezerrt wird, dadurch immer dünner wird und teilweise aufreißt, während Gebirge – unter anderem – dadurch gebildet werden, dass sich eine Platte unter eine andere schiebt oder mit ihr kollidiert. »Heiße Flecken« (Hotspots) entstehen im Gegensatz zu anderen Vulkanen durch heiße Mantelströme, so genannte Diapire, die fingerförmig bis an die Erdoberfläche empordringen.

Zuweilen legt ein Stück Erdkruste einen weiten Weg zurück, bevor es mit einem anderen Kontinent kollidiert und mit ihm verschmilzt. Ein solcher »Fremdkörper« in einem Kontinent, ein so genanntes Terran, ist nicht ohne Weiteres als solcher zu erkennen. Eine Nachweismethode ist die Paläomagnetik: Das Erdmagnetfeld hat dem Gestein bei dessen Entstehung eine magnetische Orientierung aufgeprägt, aus der die geografische Breite des Entstehungsorts erkennbar ist. Das Terran nimmt diese Orientierung bei seiner Wanderung mit, ebenso wie seine Sedimente samt eingelagerter Fossilien. Terrane wurden beispielsweise in den Rocky Mountains und der Küstenkordillere der USA und Kanadas sicher ermittelt.

Der Autor beschreibt hier ein für mich völlig neues Thema, das mich daher umso mehr interessiert. Die Beiträge in dem Buch saind gut und übersichtlich strukturiert. Allerdings hatte ich als Nicht-Geologin mit der wissenschaftlichen Ausdrucksweise schon etwas zu kämpfen. Die beiden Professoren möchten neben Studierenden auch einen »breiten, naturwissenschaftlich interessierten Leserkreis« ansprechen, der über »kein geologisches Spezialwissen« verfügt.

Die notwendigen Begriffserklärungen liefern sie mit; dies hat jedoch zur Folge, dass einige Sachverhalte recht ausführlich dargestellt werden und man sich beim Lesen schon mal in Details verliert. »Wissensvermittlung auf hohem fachlichen Niveau« hat sich der Primus-Verlag zum Ziel gesetzt, und diesem Anspruch wird das Buch auf jeden Fall gerecht. Laien, die hier Neuland betreten, könnten ein wenig Mühe haben.
  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 4/2006

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