Buchkritik zu »S.E.T.I. - Die Suche nach dem Außerirdischen«
Furcht erregende Aliens oder kosmische Brüder? Sind die Außerirdischen skrupellose Eroberer neuer Welten oder friedliche, ethisch hoch entwickelte Nachbarn, die uns an ihrem überlegenen Wissen teilhaben lassen wollen? Senden sie Funkbotschaften auf der 21-cm-Linie des Wasserstoffs oder reisen sie in riesigen Raumschiffen an und lassen sich durch Wurmlöcher in Raum und Zeit fallen? Vielleicht spionieren sie schon jetzt mit kleinen Robotsonden in unserem Sonnensystem. Oder aber: Es gibt sie gar nicht, und Leben ist nur ein unwiederholbarer kosmischer Zufall.
In diesem Buch sind über zwanzig Essays und Kurzgeschichten meist namhafter Autoren versammelt. Naturwissenschaftler und Science-Fiction-Schriftsteller, vom Astrophysiker Stephen W. Hawking über den Astronauten Ulrich Walter bis hin zu Arthur C. Clarke, Autor des Klassikers "2001 – Odyssee im Weltraum", stellen Vermutungen über Fragen an, die, obwohl zum Teil bereits in der Antike gestellt, immer noch unbeantwortet sind.
Noch im Jahr 1835 ließen sich die Leser der "New York Sun" von Berichten über freundliche, engelhafte Fledermausmenschen narren, die ein neu entwickeltes Teleskop auf dem Mond entdeckt habe. Doch 1922 wurde es ernst: Guglielmo Marconi, Nobelpreisträger für seine Pionierarbeit zur Übertragung von Radiowellen, versuchte als Erster, Radiosignale einer Zivilisation auf dem Mars aufzufangen. Die moderne Suche nach außerirdischer Intelligenz (search for extraterrestrial intelligence, Seti) begann 1959, als der Astronom Frank Drake ein Radioteleskop auf die rund zehn Lichtjahre entfernten Sterne Tau Ceti und Epsilon Eridani ausrichtete. Das 1984 gegründete und zunächst mit Nasa-Geldern finanzierte Seti-Institut in Kalifornien widmet sich seit 1994 mithilfe privaten Kapitals der Suche nach Außerirdischen (Spektrum der Wissenschaft 1/2002, S. 109).
Das Ergebnis ist bekannt: Der Kosmos produziert, soweit wir wissen, auf allen Wellenlängen nur natürliches Rauschen. Lediglich der ein oder andere Fehlalarm, ausgelöst durch regelmäßige Signale von Quasaren oder vorbeifliegenden Flugzeugen, brachte die Forscherherzen kurzzeitig aus dem Rhythmus. Ein einziges kosmisches Signal aus dem Sternbild Schütze von wenigen Sekunden Dauer scheint nichtnatürlichen Ursprungs gewesen zu sein. Aufgezeichnet im August 1977, wurde es nie wieder empfangen und ist bis heute ungeklärt.
Was also bringt Wabbels Buch Neues zum Thema? Leider nichts. Die Autoren tauschen, wenn auch teilweise in Exklusivbeiträgen, altbekannte Argumente aus. Warum zum Beispiel haben uns noch keine Außerirdischen aufgesucht? Weil die Gesetze der Physik die Überwindung der Raumzeit verbieten, weil die Außerirdischen kein Interesse an unserer wenig entwickelten Rasse haben, weil es sie überhaupt nicht gibt. Oder weil das Zeitfenster für die Kontaktaufnahme zu kurz ist, denn jede fortgeschrittene technologische Zivilisation sprengt sich, kaum hat sie das Radio erfunden, selbst in die Luft.
Den Beiträgen fehlt die Aktualität. Die reichen Wasserfunde überall im Kosmos, Grundvoraussetzung für die Entstehung von Leben, wären einer Erwähnung ebenso wert gewesen wie die Entwicklung neuer Teleskope, mit denen wir den Außerirdischen näher auf den Leib rücken können. Auch die Genforschung, die zur zentralen Frage Auskunft geben kann, mit welcher Wahrscheinlichkeit Leben irgendwo im All überhaupt entstehen kann, bleibt praktisch außen vor. Dankenswert immerhin eine kleine Einführung in die Statistik sehr seltener Ereignisse wie eben der Entstehung von Leben: Sie hilft, die überwältigende Komplexität des Problems besser zu erfassen.
Viel Unfug und manche haarsträubende Einlassung hat Eingang in das Buch gefunden. Stephen Hawking fordert unwidersprochen, die Menschheit müsse ihre Nachkommenschaft endlich auf breiter Front mit gentechnischen Korrekturen veredeln. Zeitverschwendung sei es, darauf zu warten, dass uns die Darwin'sche Evolution intelligenter und gutwilliger mache. Auch der Vision des Astronomie-Professors Joseph Silk ließe sich einiges entgegensetzen: Keinem machtvolleren Zweck könne die Forschung dienen, als das Gewebe von Raum und Zeit auseinander zu reißen.
Dem Herausgeber selbst, einem dreißig Jahre alten Seti- und Science-Fiction-Fan, entgleitet die Einleitung, wenn er in fehlgegangener Ironie über die angemessene Gestaltung des Erstkontakts sinniert ("Draufhauen: ja oder nein?"). Seiner kruden Kurzgeschichte, in der ein "Playboy"-lesender Bischof und päpstlicher Privatsekretär unheilige Drohworte gegen heranrückende galaktische Armeen ausstößt, folgt zum Ausgleich ein theologischer Essay eines Professors der päpstlichen Universität Rom. Die Außerirdischen seien vermutlich der Erbsünde unterworfen, nicht aber einem Heilsversprechen. Der christliche Glaube sei jedoch problemlos mit der Existenz von Außerirdischen vereinbar, die katholische Kirche nehme bezüglich dieses Punkts zurzeit eine abwartende Haltung ein.
Einige Texte immerhin sind der Lektüre wert. Brian Aldiss, ehemaliger Buchhändler und Autor der Drehbuchvorlage für Steven Spielbergs "Artificial Intelligence", erinnert an den uralten und stets enttäuschten Drang der Menschen, im Unbekannten das Göttliche zu suchen. Und Allen M. Steele liefert statt eines Sittenbildes kleiner grüner Männchen lieber eine Analyse der modernen Gesellschaft. Die Nachricht vom ersten Kontakt mit außerirdischen Intelligenzen würde, so prophezeit er, die gesamte Menschheit erstarren lassen. "Und dieses Gefühl würde ungefähr fünf Minuten lang anhalten. Vielleicht zehn, wenn nichts anderes geschieht. Fünfzehn, wenn die Botschaft von Elvis Presley unterschrieben wäre."
In diesem Buch sind über zwanzig Essays und Kurzgeschichten meist namhafter Autoren versammelt. Naturwissenschaftler und Science-Fiction-Schriftsteller, vom Astrophysiker Stephen W. Hawking über den Astronauten Ulrich Walter bis hin zu Arthur C. Clarke, Autor des Klassikers "2001 – Odyssee im Weltraum", stellen Vermutungen über Fragen an, die, obwohl zum Teil bereits in der Antike gestellt, immer noch unbeantwortet sind.
Noch im Jahr 1835 ließen sich die Leser der "New York Sun" von Berichten über freundliche, engelhafte Fledermausmenschen narren, die ein neu entwickeltes Teleskop auf dem Mond entdeckt habe. Doch 1922 wurde es ernst: Guglielmo Marconi, Nobelpreisträger für seine Pionierarbeit zur Übertragung von Radiowellen, versuchte als Erster, Radiosignale einer Zivilisation auf dem Mars aufzufangen. Die moderne Suche nach außerirdischer Intelligenz (search for extraterrestrial intelligence, Seti) begann 1959, als der Astronom Frank Drake ein Radioteleskop auf die rund zehn Lichtjahre entfernten Sterne Tau Ceti und Epsilon Eridani ausrichtete. Das 1984 gegründete und zunächst mit Nasa-Geldern finanzierte Seti-Institut in Kalifornien widmet sich seit 1994 mithilfe privaten Kapitals der Suche nach Außerirdischen (Spektrum der Wissenschaft 1/2002, S. 109).
Das Ergebnis ist bekannt: Der Kosmos produziert, soweit wir wissen, auf allen Wellenlängen nur natürliches Rauschen. Lediglich der ein oder andere Fehlalarm, ausgelöst durch regelmäßige Signale von Quasaren oder vorbeifliegenden Flugzeugen, brachte die Forscherherzen kurzzeitig aus dem Rhythmus. Ein einziges kosmisches Signal aus dem Sternbild Schütze von wenigen Sekunden Dauer scheint nichtnatürlichen Ursprungs gewesen zu sein. Aufgezeichnet im August 1977, wurde es nie wieder empfangen und ist bis heute ungeklärt.
Was also bringt Wabbels Buch Neues zum Thema? Leider nichts. Die Autoren tauschen, wenn auch teilweise in Exklusivbeiträgen, altbekannte Argumente aus. Warum zum Beispiel haben uns noch keine Außerirdischen aufgesucht? Weil die Gesetze der Physik die Überwindung der Raumzeit verbieten, weil die Außerirdischen kein Interesse an unserer wenig entwickelten Rasse haben, weil es sie überhaupt nicht gibt. Oder weil das Zeitfenster für die Kontaktaufnahme zu kurz ist, denn jede fortgeschrittene technologische Zivilisation sprengt sich, kaum hat sie das Radio erfunden, selbst in die Luft.
Den Beiträgen fehlt die Aktualität. Die reichen Wasserfunde überall im Kosmos, Grundvoraussetzung für die Entstehung von Leben, wären einer Erwähnung ebenso wert gewesen wie die Entwicklung neuer Teleskope, mit denen wir den Außerirdischen näher auf den Leib rücken können. Auch die Genforschung, die zur zentralen Frage Auskunft geben kann, mit welcher Wahrscheinlichkeit Leben irgendwo im All überhaupt entstehen kann, bleibt praktisch außen vor. Dankenswert immerhin eine kleine Einführung in die Statistik sehr seltener Ereignisse wie eben der Entstehung von Leben: Sie hilft, die überwältigende Komplexität des Problems besser zu erfassen.
Viel Unfug und manche haarsträubende Einlassung hat Eingang in das Buch gefunden. Stephen Hawking fordert unwidersprochen, die Menschheit müsse ihre Nachkommenschaft endlich auf breiter Front mit gentechnischen Korrekturen veredeln. Zeitverschwendung sei es, darauf zu warten, dass uns die Darwin'sche Evolution intelligenter und gutwilliger mache. Auch der Vision des Astronomie-Professors Joseph Silk ließe sich einiges entgegensetzen: Keinem machtvolleren Zweck könne die Forschung dienen, als das Gewebe von Raum und Zeit auseinander zu reißen.
Dem Herausgeber selbst, einem dreißig Jahre alten Seti- und Science-Fiction-Fan, entgleitet die Einleitung, wenn er in fehlgegangener Ironie über die angemessene Gestaltung des Erstkontakts sinniert ("Draufhauen: ja oder nein?"). Seiner kruden Kurzgeschichte, in der ein "Playboy"-lesender Bischof und päpstlicher Privatsekretär unheilige Drohworte gegen heranrückende galaktische Armeen ausstößt, folgt zum Ausgleich ein theologischer Essay eines Professors der päpstlichen Universität Rom. Die Außerirdischen seien vermutlich der Erbsünde unterworfen, nicht aber einem Heilsversprechen. Der christliche Glaube sei jedoch problemlos mit der Existenz von Außerirdischen vereinbar, die katholische Kirche nehme bezüglich dieses Punkts zurzeit eine abwartende Haltung ein.
Einige Texte immerhin sind der Lektüre wert. Brian Aldiss, ehemaliger Buchhändler und Autor der Drehbuchvorlage für Steven Spielbergs "Artificial Intelligence", erinnert an den uralten und stets enttäuschten Drang der Menschen, im Unbekannten das Göttliche zu suchen. Und Allen M. Steele liefert statt eines Sittenbildes kleiner grüner Männchen lieber eine Analyse der modernen Gesellschaft. Die Nachricht vom ersten Kontakt mit außerirdischen Intelligenzen würde, so prophezeit er, die gesamte Menschheit erstarren lassen. "Und dieses Gefühl würde ungefähr fünf Minuten lang anhalten. Vielleicht zehn, wenn nichts anderes geschieht. Fünfzehn, wenn die Botschaft von Elvis Presley unterschrieben wäre."
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