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»Schlauer im Schlaf und andere Lernmythen«: Viel Lärm ums Lernen

Zahlreiche Annahmen kursieren rund um das Lernen. Was davon wissenschaftlich fundiert ist und was nicht, erläutert Hirnforscher Michael Skeide

Jede und jeder, der diese Rezension liest, hat schon eine gewisse Lernkarriere hinter sich. Die Jüngeren sind noch mittendrin und auf der Jagd nach dem Schul-, Ausbildungs- oder Studienabschluss, die Älteren dürfen zufrieden auf den einen oder anderen Erfolg zurückblicken. Und die meisten haben hoffentlich das Gefühl zu wissen, wie sie für sich die optimalen Bedingungen schaffen, um sich Neues gut einprägen zu können. Aber was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu?

Annahmen und auch Studien über das Lernen gibt es wie Sand am Meer. Hirnforscher Michael Skeide, der am Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften die Forschungsgruppe »Frühkindliche Lernentwicklung« leitet, bringt Ordnung in dieses Chaos. Und er stellt gleich zu Beginn klar: Vieles von dem, was über das Lernen berichtet wird, hat eine unzureichende oder gar keine wissenschaftliche Grundlage. Das betrifft nicht nur das im Titel angesprochene »Lernen« im Schlaf. Die Existenz von Lerntypen wie dem »Seh-« oder »Hör-Typ« entbehrt genauso einer soliden Datenlage wie der Stellenwert einer bereits im Mutterleib beginnenden Frühförderung.

Korrelation und Kausalität

Insgesamt nimmt Skeide zehn Themenfelder rund ums Lernen unter die Lupe und erklärt verständlich und humorvoll, welche Irrtümer hier jeweils vorliegen. Im Rahmen seines Buchs analysiert der Hirnforscher 89 Fachtexte, die er anschaulich nach ihrer Beweiskraft kategorisiert – denn auch nicht alles, was in einem wissenschaftlichen Journal publiziert wird, hat tatsächlich eine große Aussagekraft. Am Ende jedes Kapitels finden sich die Studien noch einmal mit einer grafischen Darstellung ihrer Beweiskraft übersichtlich aufgelistet. Außerdem gibt Skeide Tipps dazu, welche Punkte man bei diversen Behauptungen hinterfragen sollte. Ein Klassiker in der Missinterpretation von Studien: die Unterstellung einer Kausalität, wo lediglich Zusammenhänge nachgewiesen werden konnten.

Nach einer kurzweiligen Abhandlung darüber, welche Aussagen über das Lernen und das Gehirn wir getrost vergessen können, geht der Autor darauf ein, was hingegen erwiesenermaßen hilfreich ist, um neues Wissen zu verankern. So seien Bewegung und Neugier die am besten erforschten Strategien, um die Lernfähigkeit zu verbessern. Wer eine genaue Anleitung sucht, wie das Studieren leichter von der Hand geht, wird in diesem Buch nicht fündig – aber all jene, die dazu bereit sind, gängige Annahmen zu hinterfragen und sich in die Hirnforschung zum Thema Lernen zu vertiefen, können hier viel Interessantes erfahren.

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