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»Science to go«: Wissenschaft in leicht verdaulichen Häppchen

Mathieu Vidard präsentiert Kurioses aus den Naturwissenschaften. Sein Buch ist unterhaltsam, eine bessere Struktur und mehr Erklärungen hätten ihm jedoch gutgetan.

Der französische Journalist und Fernsehmoderator Mathieu Vidard fasst in diesem Büchlein viele verschiedene naturwissenschaftliche Ergebnisse in sehr kleinen Textabschnitten zusammen. Diese Veröffentlichung entstand auf der Basis von Beiträgen zu einer Radiosendung in Frankreich, in der Wissenschaftler von ihrer Forschung erzählen. Der Autor schreibt dazu: »Wissenschaft ist nichts Trockenes; sie steckt mitten in unser aller Leben.« Dem kann man sicher zustimmen, deshalb sind populärwissenschaftliche Bücher meist allgemein interessant.

Mathieu Vidard referiert zum größten Teil recht kuriose Fakten, die mehr oder weniger lesenswert sind und jeweils sehr knapp abgehandelt werden. Manche Beiträge bestehen aus ein bis zwei Sätzen wie »DNS: Desoxyribonukleinsäure oder Wenn zwei Sekunden verstrichen sind, haben alle iPhones der Erde 148 Kilogramm CO2 abgegeben. Diese Menge summiert sich auf 2,35 Millionen Tonnen CO2 in einem Jahr.« Dies nimmt ein unvoreingenommener Leser gerne zur Kenntnis. Die meisten der Beschreibungen sind weniger als eine Seite lang, wobei manche Daten zusätzlich auch in Form von Tabellen oder Auflistungen zusammengefasst werden. All dies ist nicht uninteressant, aber eine fünfseitige Zahlenreihe der Nachkommastellen der Zahl Pi scheint wirklich entbehrlich, ähnlich wie eine Antwort auf die Frage »Wie schwer ist die Menschheit?«

Viele Informationen, wenige Erklärungen

Diese knappe Art der Darstellung besitzt sicher den Vorteil, dass sich der Leser immer wieder kurz mit den unterschiedlichsten Themen beschäftigen kann. Ob im Bus, der Bahn, auf dem Sofa oder während einer kurzen Kaffeepause, ein paar interessante Absätze sind rasch gelesen. Leider ist jedoch die Struktur des Buchs etwas unglücklich, denn es gibt keine thematische Gliederung. Abschnitte über verschiedene wissenschaftliche Disziplinen wie Biologie, Mathematik, Geologie, Astronomie et cetera wechseln einander ohne erkennbares Muster ab und erscheinen bunt durcheinandergewürfelt. Wünschenswert und sinnvoller wäre eine klare Gliederung der Themen gewesen, die sich aufeinander beziehen, sowie wirkliche Erklärungen der beschriebenen Phänomene. Diese sucht man in dem Buch vergeblich, genauso fehlen leider Hinweise auf weiterführende oder gar erklärende Literatur. So erfährt der Leser vieles über »Merkwürdiges aus der Welt der Wissenschaft« und bleibt staunend oder amüsiert zurück, aber er kann die vielen Einzelheiten kaum wirklich verstehen.

Das Buch wendet sich ganz offensichtlich an Leser, die sich auch sonst gerne auf dem schnellsten Weg durch Kurznachrichten informieren. Lexikalisch aufgebaute Publikationen kommen diesem Bedürfnis sicher entgegen, und daher werden in dem vorliegenden Buch hauptsächlich kuriose und unterhaltsame, kleine und leicht verdauliche Häppchen aus der Welt der Naturwissenschaften zusammengestellt. Diese lesen sich rasch und angenehm und fast immer verbunden mit einem Aha-Effekt. So gesehen ist der Titel ein interessantes Büchlein für Zeiten einer reduzierten Aufmerksamkeitsspanne. Es erinnert jedoch auch an eine Aussage zur italienischen Kaffeekultur: »Ein Coffee-to-go ist ein schneller Kaffee, aber kein italienischer«, und die Wissensvermittlung mit Science-to-go ist keine wirklich wissenschaftliche. Aber vielleicht weckt dies bei dem einen oder anderen den Appetit, sich intensiver mit einigen der Themen zu beschäftigen.

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