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Buchkritik zu »So gewinnt man den Nobelpreis. «

Zusammen mit Rolf Zinkernagel erhielt Peter Doherty 1996 den Medizin-Nobelpreis für Entdeckungen zur Spezifität der zellvermittelten Immunabwehr. „Mit diesem Buch“, so ist im Vorwort zu lesen, „soll die Welt der Wissenschaft ein wenig von innen und außen beleuchtet werden.“

Drei Kapitel des Buchs verdienen unter diesem Aspekt besondere positive Erwähnung: eines über Wissenschaftskultur, eines über das Leben als Wissenschaftler und das Kapitel „Persönliche Entdeckungen und neue Verpflichtungen“. Hierin geht es um den Unterschied zwischen Experiment und Offenbarung, Fakten und Meinungen, naturwissenschaftlichem und politischem Denken. Doherty macht sich Gedanken zum Verhältnis der Wissenschaft zur Öffentlichkeit und fragt nach Möglichkeiten zur Annäherung. Er verschweigt nicht die Bedeutung der Mitarbeiter auf den unteren Stufen der akademischen Hierarchieleiter für den Erfolg einer Arbeitsgruppe und damit ihres Leiters. Auch das wichtige Thema Wissenschaftsbetrug wird kurz angesprochen.

Die größte Schwäche weist das Kapitel auf, in dem Doherty seine eigenen Arbeiten in den historischen Zusammenhang immunologischer Forschung einordnet. Schön ist zwar die Darstellung der Immunabwehr als eine Art molekulares Schiffeversenken und die Beschreibung des HLA-Systems als eine Mensch-Nationen-Analogie. Doch an mehr werden sich Leser ohne immunologisches Vorwissen am Ende wohl nicht erinnern. Zu unzusammenhängend bleiben die Erklärungsansätze. Da hilft auch das Glossar am Ende des Buchs nicht weiter, denn hier werden lediglich Abkürzungen wissenschaftlicher Begriffe aufgelöst, Definitionen sucht man vergeblich. Ähnlich schlecht ist es um den Informationsgehalt der Anhänge für eine breite Lesergruppe bestellt: Der Abdruck der beiden für die Nobelpreis-Vergabe maßgeblichen Nature-Artikel im Original ist für die meisten Laien bestimmt nicht hilfreich.

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  • Quellen
BIOspektrum 5/2008

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