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Schwergewicht mit Köpfchen

Auf mehr als 600 Seiten versammelt dieses Werk psychologische Erkenntnisse rund um das Sporttreiben.

Stolze 2,3 Kilogramm bringt das Buch »Sportpsychologie« auf die Waage. Wer also gerade keine Hanteln zur Hand hat, kann es prima zum Gewichtheben nutzen. Doch während das nur die körperliche Muskelkraft trainiert, beschäftigt sich das schwergewichtige Werk mit den geistigen Kräften, die beim Sport mit von der Partie sind. Ziel der Sportpsychologie ist es, zu erklären, wie Menschen körperliche Betätigung erleben und sich verhalten – um dann Strategien zu entwickeln, wie die Leistung und die Motivation verbessert werden können.

Höhenangst und Fanjubel

Die Herausgeber Julia Schüler, Mirko Wegner und Henning Plessner sind alle Sportwissenschaftler und lassen in ihrem Werk noch weitere 44 Experten zu Wort kommen, die in den einzelnen Kapiteln je einen Aspekt vorstellen. Sie starten mit den Grundlagen und der Bedeutung der Sportpsychologie und erklären nach und nach, wo die Psychologie beim Sport eine Rolle spielt. Wie entsteht die Angst beim Bergsteigen? Warum beeinflussen jubelnde Fans die Spieler oder den Schiedsrichter nicht immer positiv? Und weshalb versagt manch ein Trainingsweltmeister im Wettkampf?

Dabei geht es nicht nur um den Leistungs-, sondern ebenso um den Alltagssport. Was sind also die Gründe dafür, dass einige Menschen lieber auf dem Sofa liegen, während andere Fahrrad fahren oder sich zum Lauftreff verabreden?

Die Autoren stellen dazu einige hundert Studien so vor, dass die Lesenden sich ein eigenes Bild über deren Relevanz und Aussagekraft machen können. Denn oft gibt es keine schnellen oder einfachen Antworten. Ein schönes Beispiel dafür ist der Heimvorteil: So sagen Sportler zwar, viele jubelnde Fans wären sehr wichtig für ihren Erfolg. Aber die wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen dazu geben das überhaupt nicht wieder. Auch neuere Forschungserkenntnisse, etwa zum Marshmallow-Test als Maß für die Selbstkontrolle, berücksichtigen die Herausgeber. Diese ist für den Erfolg als Sportler entscheidend, denn die Belohnung für eiserne Disziplin erfolgt (wenn überhaupt) erst später im Wettkampf.

Darüber hinaus liefert das Buch einige Tipps, etwa wie man sich selbst zum Sport motivieren und ihn nutzen kann, um Stress zu reduzieren, oder welche Strategien helfen, um aus unterschiedlichen Spielertypen ein gutes Team zu machen.

Es ist mit seinen fast 650 Seiten etwas für diejenigen, die es genau wissen wollen, und richtet sich eher an Studierende oder Menschen, die sich in das Thema vertiefen und einarbeiten wollen. Denn die Autoren verzichten auf einfache Alltagsbegriffe und verwenden stattdessen grundsätzlich Fachtermini. So sprechen sie beispielsweise von »Teamkohäsion« und nicht von einem »guten Team«. Durch die vielen Fotos, Grafiken und farblich abgesetzten Textkästen ist das Mammutwerk aber dennoch abwechslungsreich und lädt zum Stöbern in den Tiefen der Sportpsychologie ein.

Hinweis der Redaktion: Spektrum der Wissenschaft und Springer-Verlag GmbH gehören beide zur Verlagsgruppe Springer Nature. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf die Rezensionen. Spektrum der Wissenschaft rezensiert Titel aus dem Springer-Verlag mit demselben Anspruch und nach denselben Kriterien wie Titel aus anderen Verlagen.

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