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Buchkritik zu »Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands«

Dieses Pflanzenbuch bietet mehr über seine Objekte als die nackte Beschreibung, wie man sie in den üblichen Pflanzenführern und Bestimmungsbüchern findet. Von etwa 500 in Deutschland vorkommenden Farn- und Samenpflanzenarten haben die Autoren Wissenwertes über Namen, Vorkommen, Kulturgeschichte und Verwendung zusammengetragen. Ruprecht Düll, emeritierter Botanikprofessor in Duisburg und Autor zahlreicher Botanikbücher, und Herfried Kutzelnigg, Akademischer Oberrat im Fachgebiet Botanik, sind intime Kenner und Liebhaber der einheimischen Flora.

Die obligate Pflanzenbeschreibung erschöpft sich nicht in der Auflistung von Zahlen, sondern ist mit interessanten Zusatzinformationen, Farbfotos und Detailzeichungen angereichert. Piktogramme weisen auf Eigenschaften wie Giftigkeit, Verwendungszweck und Schutzstatus hin. Zusätzlich zu den 500 »Leitarten« werden 600 ähnliche oder nahe verwandte Spezies in Kurztexten beschrieben. Der zentrale Teil mit den Einzelbeschreibungen wird eingerahmt einerseits von einem allgemeinen Teil über Lebensform-, Bestäubungs- und Ausbreitungstypen, andererseits von diversen Auflistungen nach Blühzeitpunkt, besonderer Giftigkeit, systematischer Einordnung, Lebensräumen und Verwendungszweck sowie einem Literaturverzeichnis und einem Glossar.

Eine kurze Einführung dokumentiert das Anliegen der Autoren, dem Leser die Pflanze als (schönes!) Lebewesen näher zu bringen, und gibt nützliche Hinweise zur Gestaltung von pflanzenkundlichen Exkursionen. Dies ist ein Pflanzenbuch, das man nicht im Rucksack mitschleppt (zu Recht heißt es nicht mehr »Exkursionstaschenbuch« im Haupttitel), sondern lieber genüsslich auf dem Sofa bei einer Tasse Tee liest. Gegenüber den vorherigen Ausgaben hat das Buch in dieser Neuauflage durch Glanzpapier, schöne Farbfotos und farbige Gliederungshilfen deutlich gewonnen.

Vorwürfe sind dem Werk höchstens in gestalterischer Hinsicht zu machen: Vermutlich aus Platzgründen steht der Name jeder Pflanze samt Zubehör neben statt über der Pflanzenabbildung. Außerdem steht hinter dem lateinischen Pflanzennamen der Name des Autors nicht mehr abgekürzt (zum Beispiel L. für Linnaeus), sondern ausgeschrieben, sodass jede Pflanzenbeschreibung mit lateinischem Namen, lateinischen Synonymen, voll ausgeschriebenem Autorennamen, deutschem Namen und der Familienbezeichnung auf Lateinisch und Deutsch übertitelt ist. Dies ergibt bis zu achtzeilige Textwüsten, aus denen man die Informationen mühsam heraussuchen muss.

Die einleitenden Kapitel sind ohne jegliche Abbildung – schade, denn gerade bei diesen ziemlich trockenen Ausführungen über Lebensform-, Bestäubungs- und Ausbreitungstypen wären Illustrationen für den ungeübten Laien Gold wert gewesen. Die im Anhang aufgeführten Listen sind von fraglichem Nutzen. Wozu muss der Leser alles über die Giftigkeit der verschiedensten Pflanzen noch einmal an dieser Stelle zusammengefasst haben? Das sind jedoch rein äußerliche Mängel. Es bleibt der wesentliche Vorzug, dass man in dem Buch Dinge erfährt, die in Bestimmungsbüchern nicht zu finden sind.

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  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 4/2006

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