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»Tracking – Der gläserne Vogel«: Dem geheimen Leben der Vögel auf der Spur

Stefan Garthe und Ulrike Kubetzki informieren in ihrem lesenswerten Buch über Methoden, mit deren Hilfe sich Vögel in ihrer natürlichen Umgebung erforschen lassen.
Vogelzug

Auf 120 Seiten in die Antarktis und zurück, nach Schottland und zurück, ins 19. Jahrhundert und zurück. Dazwischen Infoboxen, die erläutern, was »Datenlogger« sind oder was einen Seevogel ausmacht. Chapeau! Das Buch des Zoologen und Meeresbiologen Stefan Garthe und der Biologin und Fachjournalistin Ulrike Kubetzki ist für alle »Birder« mit Gewinn zu lesen. Es dreht sich um das sogenannte Vogeltracking, also die Methoden, die entwickelt wurden, um den Vögeln mit Ringen und Sendern die »Geheimnisse ihrer Lebensweise« zu entlocken, wie die beiden schreiben.

Es gab eine Zeit, da half nur Töten, Aufschneiden, Vermessen, Untersuchen. Doch wie funktioniert der lebende Vogel in seiner natürlichen Umgebung? Welche Zugrouten wählt er? Wo rastet er? Wann frisst er? Das goldene Zeitalter der Ornithologie begann Ende des 19. Jahrhunderts, als ein Däne mit der wissenschaftlichen Beringung begann. Damals waren es kleine Metallringe mit Nummern, die bis heute eingesetzt werden. Später kamen größere Farbringe aus Kunststoff dazu, die man auch mit dem Fernglas oder Spektiv ablesen kann, ohne den Vogel wieder fangen zu müssen. Und seit den 1960er Jahren gibt es Sender, die an den Vögeln montiert beziehungsweise festgeklebt werden.

Wie tief kann der Kaiserpinguin tauchen?

Wir lesen über den amerikanischen Meeresbiologen Gerald Kooyman, dem es als Erstem gelungen ist, ein Gerät an einem Tier, nämlich einem Kaiserpinguin, zu befestigen, das messen konnte, bis in welche Tiefen es taucht. Seither weiß man: Kaiserpinguine schaffen über 500 Meter. Mittlerweile ist die Technik, Daten aufzuzeichnen, enorm fortgeschritten. Es gibt Licht-Logger, GPS-Logger, Logger, welche die Peristaltik, den ph-Wert und die Temperatur im Magen messen, so dass man ablesen kann, wann und sogar was das Tier frisst – ob etwa der warmblütige Pinguin ein kaltes Beutetier verspeist hat. Auch das Hightechprojekt ICARUS wird im Buch erwähnt: das Forschungsprojekt des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell, das Tierwanderungen mit speziell entwickelten Sendern weltweit untersucht. Das Besondere: Man kann mit der »Animal Tracker App« auf seinem Smartphone die Positionen der Tiere verfolgen und eigene Beobachtungen und Fotos hochladen.

Garthe und Kubetzki haben Humor, sie schreiben von persönlichen Erlebnissen bei ihrer Feldforschung ebenso wie über wissenschaftliche Grundregeln. Es liegt ihnen am Herzen, in einem eigenen Kapitel gegen Fake News anzugehen und ein Plädoyer für die unabhängige Forschung zu halten. In diesem Zusammenhang ist der Teil des Buchs zu nennen, in dem es um Windparks geht. Hier gelingt es, die Einflüsse auf Vögel abzuwägen und dieses so umstrittene Thema ideologiefrei zu behandeln. Alles in allem ein lebendig verfasstes, lesenswertes Buch, das einen Überblick über das Vogeltracking gibt und dankenswerterweise über ein Sachregister und ein hervorragendes Literaturverzeichnis verfügt.

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