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Tierische Navigation

Der Psychologe David Barrie trägt zahlreiche Fallbeispiele zusammen, die erstaunliche navigatorische Leistungen in der Tierwelt beschreiben.

Bakterien, die sich entlang des Erdmagnetfelds ausrichten. Mistkäfer, die sich am Licht der Milchstraße orientieren. Tauben und Lachse, die buchstäblich der Nase nach navigieren, und Rohrsänger, die bemerkenswerten »inneren Karten« folgen, um zur ihren Brutgebieten zu gelangen. Die Orientierungsfähigkeit im Tierreich ist extrem beindruckend. In seinem neuen Buch »Unglaubliche Reisen« hat der Psychologe und Philosoph David Barrie eine große Fülle solcher navigatorischen Höchstleistungen zusammengetragen und dafür stattliche 404 Studien ausgewertet.

Orientierungsfähigkeit im Tierreich

Gut verständlich und lebhaft beschreibt der Autor die Arbeiten der Forscher und hat viele dafür bei ihrer Feld- oder Laborarbeit besucht, um aus erster Hand von den mitunter raffinierten Studien zu berichten. Der Hobby-Schmetterlingsforscher folgt Wissenschaftlern etwa in die australischen Snowy Mountains, wo sie versuchen, das Zugverhalten des über lange Strecken ziehenden Bogong-Falters im Feld wie auch in einer Art Flugsimulator für Schmetterlinge zu erkunden. An anderer Stelle begleitet Barrie Biologen an die Strände Costa Ricas, wo sie erkunden, wie Meeresschildkröten den Weg ins Meer und zu ihren Nistplätzen am Strand finden.

Barries Schilderungen sind anschaulich, das Buch wird durch eine Auswahlbibliografie, ein Register und ein umfassendes Quellenverzeichnis ergänzt. Leider wirkt es mitunter etwas zusammengewürfelt. Die Strukturierung in 27 Kapitel und drei Oberkapitel überzeugt nicht vollständig, was dem eher erzählerischen als lehrbuchartigen Stil des Autors geschuldet ist. So sind die Beispiele nicht etwa nach »Magnetnavigation«, »Sonnennavigation« oder »Geruchssinn« gegliedert, was vielleicht eingängiger gewesen wäre.

Zudem springt der Text innerhalb der Kapitel an einigen Stellen. Wenn Barrie etwa vom Geruchssinn der Vögel unvermittelt zu dem der Fische wechselt, entsteht der Eindruck, beim Lektorat seien Textpassagen verschoben worden. Das erzeugt Lücken, an denen der Leser sich neu sortieren muss, um wieder Anschluss zum Geschriebenen finden. Auf ähnliche Weise wirken zwei abschließende Kapitel etwas verloren, in denen der Autor für mehr Eigenständigkeit des Menschen bei der modernen Navigation (und weniger GPS-Nutzung) wirbt und sich allgemein für mehr Umweltschutz starkmacht. Beide Kapitel mögen ihre Berechtigung haben, passen aber nicht ganz zum Rest des Buchs.

Insgesamt ist das Werk lesenswert, man wird in die beeindruckende Welt der Tiere hineingezogen – auch wenn nach der Lektüre ein etwas diffuses Bild bleibt.

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