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Diebische Schnecken und ein hungriger Pyjamahai

Das Kinderbuch zur BBC-Serie »Unser Blauer Planet« illustriert und beschreibt die Schönheit und die vielen unterschiedlichen Lebewesen der Meere.

Warum sollte man die Ozeane retten? Darauf gibt es viele unterschiedliche Antworten. Sie sind wichtig, um das Klima zu erhalten – und für die Ernährung mit Fischproteinen. Die Antwort von Kindern, die das neue Buch gelesen haben, könnte lauten: weil das Leben der Pflanzen und Tiere im Meer so spannend und schön ist.

Das Werk orientiert sich an der BBC-Serie »Der Blaue Planet II«, die 2018 startete, schon in der ersten Folge über 14 Millionen Zuschauer hatte und in 30 Ländern lief. Daran knüpft das Sachbuch für Kinder ab 8 Jahren an, dessen erster von vier Teilen mit dem Untertitel »Der Ozean« jetzt erschienen ist.

Fiktive Geschichten der Unterwasserwelt

Die Autorin Leisa Stewart-Sharpe und die Illustratorin Emily Dove beschreiben mit warmen Worten und farbigen Zeichnungen die bunt schillernde Unterwasserwelt. In kleinen fiktiven Geschichten erzählen sie zum Beispiel von der kleinen Krabbe Sally-Lightfoot, die von Stein zu Stein hüpft, um einer Muräne zu entgehen; von einem schlauen Kraken, der sich unter Muschelschalen vor einem hungrigen Pyjamahai versteckt und dann in einer blauen Tintenwolke entkommt; oder der wichtigen Aufgabe von Seeottern, die Seeigel verspeisen und damit zum Erhalt der Kelpwälder beitragen.

Jeweils in Abschnitten schildern sie die Tiefsee, Korallenriffe, Unterwasserwälder, Küsten im Wandel und das »weite Blau«, das ozeanische Outback. Zuerst beschreiben sie immer den jeweiligen Ort, erzählen Geschichten, wie die von Sally-Lightfoot, und stellen einige spektakuläre Bewohner vor wie den Glaskopffisch, den Erdbeerkalmar, die Hirnkoralle, Eselspinguine oder Plankton, Delfine, Miesmuscheln und Tangwälder.

Meist geht es um die Tricks bei der Futtersuche. Die Autorinnen gehen aber auch auf Reinigungsrituale ein, wenn sich Schildkröten im Riff von Doktorfischen blitzblank putzen lassen, oder sie berichten, wie Delfine in der Gruppe mit kleinen Korallenstückchen Fangen spielen. Warum allerdings der Fangzahnfisch »furchterregend«, der Walhai »wunderschön« sei und eine Staatsqualle »es einem dagegen eiskalt den Rücken hinunterlaufen« lässt, erschließt sich dem Leser nicht. Zudem der Walhai im Buch mit 13 Metern als der größte Fisch überhaupt bezeichnet wird, er aber wohl eher durchschnittlich auf sechs Meter kommt und nur einzelne Exemplare so groß werden.

So kindgerecht die Bewohner und deren Geschichten leicht lesbar und verständlich vorgestellt werden, so sperrig fangen die ersten beiden Doppelseiten an. Auf ihnen erklären die Autorinnen die verschiedenen Meeresströmungen, die sich über alle Ozeane ziehen. Sätze wie »Die Meere sind über das globale Förderband zu einem einzigen Ozean verbunden« passen nicht so ganz zum restlichen Schreibstil. Ebenso unerklärlich ist die Verwendung von Begriffen wie dysphotische und aphotische Zone, wobei letzterer gar nicht erklärt wird.

Aber das sind die Ausnahmen. Das Buch überzeugt mit wunderbaren Zeichnungen und vergnüglichem Lesespaß. Auf den letzten Seiten stellen Stewart-Sharpe und Dove einzelne Forscherinnen und Forscher vor, die an immer noch ungelösten Fragen arbeiten. Welche Auswirkungen hat das Fressen von Plastik auf die Tiere? Welche Arten leben auch heute noch unentdeckt in der Tiefsee, und was bedeutet es, wenn Fische, die »den ganzen Tag plappern«, vom Lärm lauter Schiffspropeller oder Ölbohrungen übertönt werden?

Im Vorwort schreibt David Attenborough, der die preisgekrönte Naturfilmserie für die BBC schuf, wie verbesserte Unterwasserkameras inzwischen fast alle Bereiche der Meere erreichbar und sichtbar machen. Er mahnt aber auch, wie zerbrechlich diese verblüffende Welt der Wunder ist. Jetzt, schreibt er, müssen wir Verantwortung für unseren Blauen Planeten übernehmen. Denn die Zukunft der Menschheit, die Zukunft allen Lebens auf der Erde, hängt von uns ab. Die Zukunft, das sind natürlich insbesondere die Kinder. Und wenn die Kinder nach dem ganzen Lesen und Schauen Lust bekommen haben, auch schon etwas für den Schutz der Meere zu tun, machen die Autorinnen hierfür ein paar einfache, praktische Vorschläge.

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