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Praxisalltag in Corona-Zeiten

Der Mediziner Rainer Jund beschreibt 31 Arbeitstage in seiner Praxis – und die Veränderungen, welche die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat.

Seit mehr als einem Jahr werden wir von Zeitungen und Zeitschriften, Radio- und TV-Sendungen sowie zahlreichen Kommentaren im Internet mit Neuigkeiten rund um die Corona-Epidemie versorgt. Viele der berichteten wissenschaftlichen Details bleiben oft unverständlich, genauso wie die endlos erscheinenden Zahlen, die viele nur noch am Rande zur Kenntnis nehmen und kaum wirklich verstehen. Wissenschaftler, Journalisten, Politiker, Ärzte und selbst ernannte Experten melden sich zu Wort. Seit Anfang des Jahres haben nach überraschend kurzer Entwicklungsdauer die Impfungen auch in den deutschen Arztpraxen begonnen.

31 Tage im Leben eines Arztes

Der HNO-Arzt Rainer Jund, der in Puchheim bei München praktiziert, beschreibt seinen Berufsalltag unter Corona-Bedingungen während 31 Tagen, nach denen er die Kapitel seines Buchs »Von der Impffront« gliedert. Im Unterschied zu den großen Impfzentren stellen die Bestellung und Verteilung von Impfstoffen sowie die Terminvergabe in kleinen Praxen eine große logistische Herausforderung dar. Wenn nicht genügend Impfstoff vorrätig ist, wird auch die angemessene und richtige Auswahl von Patienten für die Impfung schwierig.

Der Autor beschreibt anschaulich und lebendig, wie diese Situation seinen Arbeitsalltag und den seiner Mitarbeitenden belastet. Dabei geht es um die Probleme der Beschaffung des anfangs sehr raren Impfstoffs oder die aufwändige Terminplanung. Manche Patienten bestehen auf einem bestimmten Vakzin oder fordern eine schnelle Abwicklung – allerdings nicht aus medizinischen Gründen, sondern wegen ihres geplanten Urlaubs. Andere wiederum sagen ihren Termin kurzfristig ab oder erscheinen einfach nicht.

Das alles erschwert den medizinischen Alltag, gibt es doch auch Behandlungen von akuten Erkrankungen. Im Mittelpunkt des Buchs stehen die persönlichen Gespräche mit den Patientinnen und Patienten sowie ihre Ängste und Sorgen.

Dabei wird es den Ärzten oft nicht leicht gemacht: Manche der politischen Entscheidungen zur Bekämpfung der Pandemie sind widersprüchlich und nicht nachvollziehbar. Undurchdachte, vorschnelle Ankündigungen müssen dann auch in den kleinsten Praxen umgesetzt werden. »Der Staat ist schwach in der Krise«, schreibt Jund. »In einer komplexen Situation mit Unsicherheiten, in der schnelle Entscheidungen überlebenswichtig wären (…), bewegt der Staat sich, als ob er unter fortgeschrittenem Parkinson leiden würde.« Diese und andere Kritik begründet der Autor immer sachlich.

An anderer Stelle gibt es auch Lob für die unter den gegebenen Umständen rasche Planung und Umsetzung der Impfkampagne. Trotz der täglichen Probleme sieht es Rainer Jund als selbstverständlich an, aktiv an der Eindämmung der Pandemie mitzuarbeiten, auch wenn dies oft einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand für ihn und seine Mitarbeitenden bedeutet.

Das Buch lädt die Leser zu einem Blick hinter die Kulissen der Pandemiebekämpfung ein. Insgesamt ist es ausgewogen und gut lesbar geschrieben. Und bestimmt hilft es den indirekt und direkt von Corona Betroffenen – und das sind wirklich alle – neben den allgegenwärtigen täglichen Zahlen des Robert Koch-Instituts, Inzidenz- und R-Werten, die großen Veränderungen und Belastungen im medizinischen Alltag kennen zu lernen, die uns meist verborgen bleiben.

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