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Ein Potpourri der Wissenschaften

Die Wissenschaftsjournalistin Jen Martin erklärt in ihrem Buch viele bekannte Alltagsphänomene, etwa warum bestimmte Farben unsere Stimmung beeinflussen oder weshalb wir Horrorfilme lieben.

Die australische Wissenschaftsjournalistin und Dozentin Jen Martin legt zusammen mit der Illustratorin Holly Jolley ein Buch über ein weites Spektrum interessanter Fragen und Antworten vor. Martin leitet das »Science Communication Teaching Program« der University of Melbourne und hat viel Erfahrung mit dem Verfassen populärwissenschaftlicher Texte. Seit mehr als 15 Jahren ist sie zudem als Autorin für populäre Wissenschaftssendungen in Radio und Fernsehen in Australien bekannt.

Gewöhnlicher als gedacht?

Leider führt der Untertitel »Die Wissenschaft hinter deinen seltsamsten Eigenarten« etwas in die Irre, schließlich geht es in ihrem Buch fast immer um völlig gewöhnliche Phänomene und Vorgänge. Das Buch zeigt, dass es für fast alles oft relativ einfache wissenschaftliche Erklärungen gibt.

Auf jeweils zwei bis vier Seiten referiert die Autorin die wissenschaftlichen Befunde und fasst sie zusammen. Insgesamt gibt es 33 kurze Kapitel zu Fragen wie: Warum erinnere ich mich nicht an meine Kindheit? Wieso geben Horrorfilme mir einen Kick? Weshalb beeinflussen Farben meine Stimmung? Warum strecke ich meine Zunge heraus, wenn ich mich konzentriere? Die Antworten hierzu finden sich in den experimentellen Untersuchungen der Psychologie sowie Neuro- und Kognitionswissenschaft, deren Ergebnisse Martin kurz und verständlich darstellt.

Wegen der Kürze des Buchs beschränken sich die Antworten natürlich auf das Notwendigste. Neurophysiologische Grundlagen, Untersuchungsmethoden und Statistik spielen eher eine untergeordnete Rolle, aber das Literaturverzeichnis im Anhang verweist auf die englischsprachigen Originalarbeiten, in denen man mehr Details zum Nachlesen finden kann. Damit ist ein zufrieden stellender populärwissenschaftlicher Text entstanden, der angenehm zu lesen ist und Leserinnen und Leser nicht überfordert.

Die kurzen Abschnitte sind voneinander unabhängig, so dass man sich bei Interesse auch einzelne Themen herauspicken kann und nicht an die strikte Reihenfolge der Kapitel gebunden ist. Die fröhlich-bunten Illustrationen und das vertrauliche »Du« lassen vermuten, dass sich das Werk vor allem an einen jüngeren Leserkreis wendet. Aber auch ältere Semester, die sich nicht an der gegenderten Schreibweise wie Wissenschaftler:innen, Forscher:innen und Expert:innen stören, finden hier viele Anregungen und lesen die 117 Seiten mit Gewinn.

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Gehirn&Geist – Multiple Persönlichkeit: Was hinter der dissoziativen Identitätsstörung steckt

Manche Menschen scheinen verschiedene Ichs in sich zu tragen, die im Wechsel die Kontrolle über den Körper übernehmen – mit jeweils eigenem Alter, Namen und Geschlecht. Unsere Experten, die zu dissoziativen Phänomenen forschen, stellen die wichtigsten Fakten zur »Multiplen Persönlichkeit« vor. Ergänzend dazu geht die Psychologin Amelie Möhring-Geisler der Frage nach, ob rituelle Gewalt in der Kindheit gezielt Persönlichkeitsspaltungen herbeiführt. In dieser Ausgabe beginnt zudem eine neue Artikelserie zum Thema »Long Covid und ME/CFS«. Im Interview spricht Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité über Ursachen von ME/CFS, den Versorgungsmangel in Deutschland und Hoffnung auf Medikamente. Darüber hinaus berichten wir über das Glücksparadox, das besagt: Je mehr wir dem Glück hinterherjagen, desto weiter entfernt es sich. Wir stellen das Thema psychotherapeutische Patientenverfügung vor, die im psychischen Krisenfall eine große Hilfe sein kann, sowie die noch immer rätselhafte Schmerzerkrankung Fibromyalgie, über deren Ursachen noch viel spekuliert wird.

Spektrum edition – Sprache

In dieser »edition« behandeln wir das Thema Sprache von den Wurzeln bis hin zur Entschlüsselung von tierischer Kommunikation mit KI. Wie klingt eine Sprache, die fast niemand kennt? Denken Menschen anders, wenn sie anders sprechen? Und was verrät der Klang einer Sprache über unsere Wahrnehmung?

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