Klimawandel, leicht verständlich erklärt
Den apokalyptisch klingenden Titel hat sich nicht der Autor ausgedacht haben. Denn er geht an der Botschaft des Buchs völlig vorbei. Das Werk endet mit einem afrikanischen Sprichwort: »Wenn viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, verändert sich die Welt.« Jeder, so Ewald Weber, vermag etwas zur Reduktion der Kohlenstoffdioxid-Emissionen beizutragen.
Der Biologe, der an der Universität Potsdam lehrt, verdammt die Klimaschutz-Anstrengungen der Politik keineswegs als unzureichend. Denn er versteht die Zwänge, denen Politiker bei ihren Entscheidungen unterliegen – sowohl auf nationaler wie auch internationaler Ebene. So hätten Schwellenländer ein berechtigtes Anliegen, ihren Wohlstand zu heben, und die Bevölkerung in den entwickelten Ländern verzichte verständlicherweise nicht gern auf Komfort.
Weber beschränkt sich möglichst auf die Fakten, die man messen kann. Er erläutert, was Kohlenstoffdioxid ist, wo es entsteht und wie sich ein erhöhter CO2-Anteil in der Luft auswirkt. Das gelingt ihm auf anschauliche und spannende Weise.
Absolute und relative Zunahme
Das meiste Kohlenstoffdioxid, schreibt Weber, sei im Gestein gebunden, gefolgt von den Gewässern, die wesentlich mehr davon enthalten als die Luft. Derzeit liegt der atmosphärische Anteil bei rund 0,04 Volumenprozent; in vorindustrieller Zeit betrug er weniger als 0,03 Volumenprozent – eine Zunahme um mehr als ein Drittel. In den Jahrhunderttausenden davor schwankte er zwischen 0,02 und 0,03 Volumenprozent, wie sich unter anderem anhand von Eisbohrkernen nachweisen lässt. Ab einem Anteil von 3 Prozent kommt es zu körperlichen Beschwerden, ab 10 Prozent tritt der Tod ein.
Mit der starken Zunahme des atmosphärischen CO2-Gehalts einher ging ein kräftiger Anstieg der weltweiten Mitteltemperatur: seit 1880 um 0,85 Grad Celsius. Das Tempo dieser Erwärmung ist, soweit bekannt, in der Erdgeschichte beispiellos. Weber erklärt die physikalischen Grundlagen des Treibhauseffekts, bei dem das CO2 in der Luft die einfallende Sonneneinstrahlung nicht behindert, aber die von der Erde zurückgegebene Wärmestrahlung zum Teil in der Atmosphäre gefangen hält.
Dabei fällt die Erwärmung regional sehr verschieden aus, wie der Autor beschreibt: In hohen Breitengraden ist sie stärker angestiegen. In Kanada und Grönland erweitern sich gar die Möglichkeiten der Landwirtschaft. Die Temperaturzunahme hat diverse Folgen, von veränderter Vegetation bis zur Ausbreitung von Infektionskrankheiten durch wandernde Insekten. Vor allem aber beeinflusst sie den Wasserhaushalt und bewirkt, je nach örtlichen Verhältnissen und Jahreszeit, entweder eine Zunahme von Trockenheit und Dürren oder mehr Starkniederschläge, mit weit reichenden Veränderungen für Natur und Kultur. Das macht Maßnahmen zur Anpassung ebenso erforderlich wie solche zur Vorbeugung sowie eine Eindämmung der CO2-Emissionen, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zu begrenzen.
Im letzten Buchviertel widmet sich Weber möglichen Lösungen. Da man selbst bei großen Anstrengungen die Energieversorgung schwerlich in kurzer Zeit klimaneutral gestalten könne, schreibt er, stünden Einsparungen im Energiekonsum ganz oben auf Agenda. Er begrüßt internationale Abkommen ebenso wie staatliche Eingriffe, vor allem in den Verkehr, aber auch Aufforstungsprogramme besonders von Mangrovenwäldern im tropischen Küstenbereich.
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