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Wirtschaft ist überall

Wie man sich als Bewerber möglichst gut in Szene setzt, ist Thema unzähliger Ratgeber, Seminare und Diskussionen im Freundeskreis. Viel und oft wurde darüber diskutiert. Trotzdem ist die Sicht des Nobelpreisträgers Alvin Eliot Roth lesenswert. Verschiedene Wettbewerbssituationen, unter anderem Partnerwahl und Rivalitäten in der Liebe, betrachtet er aus der Perspektive des Wirtschaftswissenschaftlers. Denn auch für Dating-Portale und Jobsuche gelten die Prinzipien des Markts, so seine These.

Der Spieltheoretiker von der kalifornischen Stanford University hat lange über die Frage geforscht, wie Märkte ohne Geld funktionieren – und Anbieter und Interessenten sich dennoch einig werden. Um ein bestmögliches "Matching" (englisch für Abgleich) zu erzielen, entwickelte Roth sehr spezifische Marktdesigns, beispielsweise für Nierentransplantationen zwischen so vielen Spendern und Empfängern wie möglich, oder für die Bewerberauswahl an amerikanischen Elite-Universitäten.

Wer sich anbietet

Viele seiner Erkenntnisse hat er im vorliegenden Buch festgehalten. Ob uns zum Beispiel das Profil eines potenziellen Partners auf einer Dating-Plattform anspricht, hängt entscheidend davon ab, wie sich andere Nutzer verhalten. Versuchen beispielsweise sehr viele männliche Interessenten, Kontakt mit den besonders hübschen Frauen aufzunehmen, können sich diese vor Anfragen kaum retten – und antworten infolgedessen eher nicht. Das sorgt für Frustration auf beiden Seiten. Roth nennt das "Marktverstopfung" und erklärt, wie Portale gestaltet werden sollten, um dem vorzubeugen. Etwa indem die Entwickler darauf achten, dass die Zahl der Kontaktaufnahmen pro Nutzer beschränkt ist.

Roths Erkenntnisse sind nicht unbedingt psychologischer Natur, aber dennoch interessant. Sie erweitern das Verständnis für vielschichtige zwischenmenschliche Phänomene um eine globale wirtschaftswissenschaftliche Sicht. Zuweilen verliert sich der Autor dabei in ausführlichen Anekdoten über seine eigene Forschung. Dennoch dient das Buch als Anstoß, darüber nachzudenken, wie begehrenswerte Güter in unserer Gesellschaft verteilt werden.

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